Don Camillo und Peppone

Frankreich | Italien, 1952

Originaltitel:

Don Camillo

Alternativtitel:

El pequeño mundo de Don Camilo (ARG)

O Pequeno Mundo de Don Camilo (BRA)

Don Camillos lille verden (DNK)

Don Camilo (ESP)

Le petit monde de Don Camillo (FRA)

Mały światek Don Camilla (POL)

Don Camillo och hans lilla värld (SWE)

The Little World of Don Camillo (USA)

Deutsche Erstaufführung:

31. Oktober 1952

Regisseur:

Julien Duvivier

Inhalt

Nur kurz nach dem 2. Weltkrieg kandidiert Giuseppe Bottazzi, genannt „Peppone“ (Gino Cervi) als Ortsleiter der kommunistischen Partei im kleinen Ort Brescello für das Amt des Bürgermeisters. Dies ist dem örtlichen Pfarrer Don Camillo (Fernandel) ein Dorn im Auge, doch er kann nicht verhindern, dass Peppone gewählt wird.

 

Nun beginnt ein Kleinkrieg zwischen den Beiden, der sich über mehr als 20 Jahre erstrecken wird. Dabei ist man sich nicht mal unsympathisch. Neben gemeinsamen Interessen und Vorkenntnissen über die schmutzigen Geheimnisse des jeweils anderen finden sich immer wieder Momente, in denen man – meist heimlich – gemeinsam agiert.

 

Obwohl der Eine auf dem linken Pfad des Lebens und der Andere auf dem rechten (christdemokratischen) wandelt, sind Don Camillo und Peppone dennoch Freunde.

Review

Julien Duviviers DON CAMILLO UND PEPPONE basiert auf den Geschichten des italienischen Journalisten, Karikaturisten und Schriftstellers Giovannino Guareschi (1908 – 1968) und will man die Figuren von Don Camillo und Giuseppe Bottazzi verständlich machen, beginnt es sich am besten mit deren Schöpfer. Denn die Hauptprotagonisten dieser Geschichten enthalten nicht zuletzt Charaktereigenschaften des Autors.

 

Zeitgenossen beschreiben Guareschi als Don Camillo-Charakter mit dem Aussehen von Peppone. Ganz so einfach dürfte es aber nicht sein, denn politische Auseinandersetzungen hatte Guareschi aufgrund seiner Zeichnungen und Satire eher mit den Christdemokraten. Guareschi beschreibt Don Camillo und Peppone als Archetypen zweier Strömungen, die nur gemeinsam seinem Italien nach den schweren Zeiten des Faschismus wieder auf die Beine helfen können. Yin und Yang, Rot und Schwarz. Weiterhin ließ Guareschi – wie jeder gute Schriftseller – weitere reale Charaktere in seine Figuren einfließen.

 

Die ersten Geschichten um das ungleiche Paar erschienen 1946/47 in dem von Guareschi gegründeten Satiremagazin „Candido“ und wurden vom bekannten Verleger und Produzenten Angelo Rizzoli erstmals 1948 zu einem Buch zusammengefasst, welches schnell zum Welterfolg wurde. Rizzoli würde später auch der italienische Co-Produzent der Verfilmungen werden. Guareschis Geschichten würden am Ende eine Zeitspanne von 1946 bis 1968 umfassen, mit kurzen Rückblenden auf den 2. Weltkrieg.

 

Der erste Film von Julien Duvivier, DON CAMILLO UND PEPPONE, ließ eine ganze Reihe von Originalgeschichten einfließen, woraus sich eine episodenhafte Struktur ergibt, sowie meine Faulheit bei obiger Inhaltsangabe. Elemente aus ganzen 19 Erzählungen wurden allein in diesem ersten Film untergebracht. In diesen geht es unter anderem um die Bürgermeisterwahl, die Taufe von Peppones jüngstem Sohn, einer (zunächst) unglücklichen Liebe zwischen den Sprösslingen zweier durch persönliche und soziale Differenzen verfeindeter Familien, der Brandstiftung eines Waffenverstecks, die alte Dorflehrerin, ein Fußballspiel zwischen Christen und Kommunisten und vieles mehr.

 

Regisseur Duvivier war ein Schwergewicht des französischen Films, und die Wahl, für den Beginn dieser Saga keinen Italiener zu verpflichten, erwies sich als gute Entscheidung. Der Kampf zwischen Kommunismus und Christdemokratie war – nicht nur aber besonders – in Italien ein schweres Geschütz, und durch die Verpflichtung eines Franzosen ließ sich eine zu befürchtende Tendenziösität vermeiden. Duvivier gelingt es, beiden Hauptprotagonisten Sympathien und ungläubiges Kopfschütteln zu bescheren. Dennoch sind insbesondere bei Peppones Mitstreitern gewisse Tendenzen erkennbar, denn diese werden als durchaus sinister und nicht immer nur augenzwinkernd gewalttätig dargestellt. Mithilfe von Kameramann Nicolas Hayer (ORPHEUS, DER TEUFEL MIT DER WEISSEN WESTE) gelingen Duvivier ein paar unnachahmliche Momente von düsterer Romantik, sorgfältig beleuchtete Settings fallen besonders ins Auge.

 

Durch die Verbindung zwischen Autor Guareschi und Verleger/Produzent Rizzoli besaß ersterer von Anfang an ein großes Mitspracherecht. In Folge würde er gar an den Drehbüchern beteiligt. Schnell war man sich über Fernandel für die Rolle des Don Camillo einig. Zwar fand man seine Stimme etwas dünn, aber man hatte ohnehin vor zu dubben, wie in italienischen Produktionen jener Zeit üblich. In allen seinen fünf Auftritten als Don Camillo wurde Fernandel von Carlo Romano gesprochen, unter anderem der italienische Synchronsprecher von Jerry Lewis. Länger brauchte man für die Suche nach einem geeigneten Darsteller des Peppone, vorübergehend wollte Guareschi die Rolle gar selbst übernehmen. Schließlich einigte man sich auf Schauspielveteran Gino Cervi, der Guareschi keineswegs unähnlich sieht.

 

Probleme gab es zunächst bei der Suche nach einem geeigneten Drehort. Guareschis Geschichten sind in dem fiktiven Ort Ponteratto in der Provinz Parma angesiedelt. In jener Provinz versagte man der Produktion aus politischen Gründen jedoch die Dreharbeiten. Schließlich entschied man sich für die beiden Nachbarorte Brescello und Boretto in der Emilia Romagna. In Brescello erinnern noch heute zahlreiche Tafeln und ein Museum an die damaligen Dreharbeiten. Doch nicht nur die. Das große hölzerne Kruzifix, vor dem Don Camillo seine Zwiegespräche mit Jesus hält, war die Handarbeit eines Tischlers aus Brescello, wurde nach Abschluss der Filmreihe gesegnet und der Kirche des Ortes gespendet.

 

Berühmt ist natürlich die Filmmusik von Alessandro Cicognini, der auch für einige Frühwerke von Vittorio de Sica die Kompositionen beisteuerte. DON CAMILLO UND PEPPONE wurde von der ausländischen Kritik oftmals als seicht empfunden. Ich weiß nicht, ob ich dem so zustimmen möchte. Der Film greift auf humoristische Weise durchaus ernste Themen jener Zeit auf, und nicht immer gibt es eine sofortige zufriedenstellende Lösung. Oft läuft es lediglich auf einen vorübergehenden „Waffenstillstand“ hinaus, im Interesse eines friedlichen Zusammenlebens.

 

Mit anderthalb Milliarden Lire Einspielergebnis war DON CAMILLO UND PEPPONE der bis 1953 finanziell erfolgreichste Film in Italien und belegt mit über 13 Millionen Zuschauern noch heute den siebten Platz bei den meistgesehenen Filmen des Landes. Die französische und die italienische Fassung des Films weisen Unterschiede auf, was zu einem gewissen Unmut bei deutschen Blu-ray-Käufern führte. Denn während die alten deutschen Kinofassungen auf der französischen Version beruhten, griff man für die Blu-rays auf italienische Master zurück. Hier gibt es dann zwar neue Dialogschnipsel, andere Stellen weisen jedoch Kürzungen auf. Link zu den Schnittberichten siehe unten.

 

Insgesamt gibt es fünf Don Camillo-Filme mit Fernandel und Gino Cervi:

DON CAMILLO UND PEPPONE (Don Camillo, 1952, R: Julien Duvivier)

DON CAMILLOS RÜCKKEHR (Il ritorno di Don Camillo, 1953, R: Julien Duvivier)

DIE GROSSE SCHLACHT DES DON CAMILLO (Don Camillo e l'on. Peppone, 1955, R: Carmine Gallone)

HOCHWÜRDEN DON CAMILLO (Don Camillo monsignore... ma non troppo, 1961, R: Carmine Gallone)

GENOSSE DON CAMILLO (Il compagno Don Camillo, 1965, R: Luigi Comencini)

 

Die Dreharbeiten für einen sechsten Nachzügler DON CAMILLO E IL GIOVANI D’OGGI von Christian-Jacque begannen 1970, doch der Film konnte Aufgrund von Fernandels Erkrankung und baldigem Tod an Lungenkrebs nicht beendet werden. Es fehlten noch 20 Szenen zur Vollendung, und nach Fernandels Tod wollten weder Christian-Jacque noch Gino Cervi den Film nicht mit einem anderen Don Camillo fortsetzen.

 

So begannen die Dreharbeiten unter der Regie von Mario Camerini mit neuen Darstellern. Gastone Moschin verkörpert hier Don Camillo, und Lionel Stander ist als Peppone zu sehen. Der Film sieht allerdings sehr 70er aus, aber sollte ich mal brauchbare Untertitel finden, würde ich ihn gerne sehen und besprechen. Doch es gibt noch weitere Interpretationen. 1957 begann eine argentinische TV-Serie um die beiden Charaktere. 1981 entstand zudem eine 13-teilige britische TV-Serie mit Mario Adorf als Don Camillo und Brian Blessed als Peppone. 1984 versuchte sich Terence Hill an einem Remake mit sich selbst in der Titelrolle und Colin Blakely als Gegenspieler. Das Ergebnis ist durchwachsen, was wohl Tomas Milian schon vorausahnte als er die Rolle des Peppone ablehnte. Desweiteren scheint es 1987/88 noch eine kolumbianische TV-Adaption gegeben zu haben.

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