Kennst du das Land, wo blaue Bohnen blühn?

Italien, 1973

Originaltitel:

Lo chiamavano Tresette... giocava sempre col morto

Alternativtitel:

Para mí el oro, para ti el plomo (ESP)

They Called Him the Player with the Dead (USA)

In the West There Was a Man Named Invincible (USA)

Man Called Invincible (USA)

Tricky Dicky

Deutsche Erstaufführung:

27. Juli 1973

Drehbuch:

Tito Carpi

Inhalt

Tresette (George Hilton) muss sich immer wieder mit seinem Erzfeind Veleno (Antonio Monselesan) herumärgern, und bleibt daher mit seinem Schießeisen gut in der Übung. Neben den üblichen Keilereien und Duellen mit seinen Kontrahenten stolpert er über ein äußerst lukratives Geschäft, das ihm gleichzeitig die Zusammenarbeit mit dem falschen Sheriff Bambi (Cris Huerta) einbringt. Die Männer sollen einen Goldtransport nach Dallas eskortieren, der sich aber zunehmend als gefährlich herausstellt, da zahlreiche Banditen ihre Fährte aufgenommen haben. Auch der zwielichtige Bankier Pearson (Umberto D'Orsi) hat seine eigenen Pläne mit dem Gold und will Tresette und seinen Kompagnon für seine Zwecke einspannen...

Autor

Prisma

Review

»Es ist viel einfacher, 'ne Frau zu finden, als 'nen Vorwand für eine deftigere Keilerei!« Der Vorspann dieser von Giuliano Carnimeo inszenierten Western-Komödie scheint genügend Vorwand für die besagten Keilereien darzustellen, und schnell fühlt man sich durch gut choreografierte Hau-drauf-Action und flotte Sprüche in einem Saloon über die Marschrichtung dieses Beitrags orientiert. Der Titel "Kennst du das Land, wo blaue Bohnen blühn?" kündigt somit nicht nur die humorvolle Note dieses im Jahr 1973 hergestellten Streifens an, sondern auch die Tatsache, dass man es mit vielen blauen Bohnen, also ordentlichem Kugelhagel, zu tun bekommen wird. Die musikalische Begleitung und die eindeutig komödiantisch gefärbten Dialoge kreieren eine Note, die betont unernst bleiben will und somit für den guten Ton dieser Produktion steht. Beiträge derartigen Kalibers polarisieren innerhalb der Fangemeinde ganz naturgemäß, schließlich gibt es dutzende Beispiele für das Scheitern solcher Auflockerungsversuche, denn oftmals wurde keine optimale Balance zwischen den Bereichen des Humors und einer interessanten Inszenierung gefunden. Giuliano Carnimeos Spielfilm zählt bestimmt zu den angenehmeren Vertretern dieser Zunft, doch auch er liefert kein Patentrezept für eine runde Angelegenheit. Zunächst lässt sich einmal feststellen, dass hier eine sehr tatkräftige Crew zur Verfügung steht, die sich dem Konzept des Films sehr effektiv anpasst oder wenigstens beugt. Viele kurzweilige Strecken und eine absurd verspielte, aber gleichzeitig eher dünne Geschichte, sind die gewinnbringenden Zutaten für das Funktionieren dieser Story, die mit vielen gelungenen Gags und einer schmackhaften Würze aufwarten kann. Natürlich bleibt es bei dieser geballten Ladung nicht aus, dass es in diesem Zusammenhang auch zu etlichen Fehlzündungen kommt, aber im Ganzen stellt sich kaum das Gefühl ein, dass in unerträglicher Art und Weise über das Ziel hinausgeschossen wird.

 

Der Grund, weshalb die Architektur des Klamauks im Westerngewand weitgehend funktioniert, ist nicht zuletzt auf die beiden gut aufgelegten Hauptdarsteller George Hilton und Cris Huerta zurückzuführen, die sich in ihren vielen gemeinsamen Szenen nichts schenken werden. Im Grunde genommen kann das turbulent angelegte Katz-und-Maus-Spiel so gut funktionieren, da die von ihnen dargestellten Charaktere Tresette und Sheriff Bambi wie Hund und Katze agieren; natürlich ausstaffiert mit viel Wortwitz und Albernheiten aus dem Reich der Klamotte. Bei George Hilton sieht es sogar so aus, als habe er einen gewissen Spaß an der Sache, sodass man ihm den Ausflug in komödiantische Gefilde recht gut abnehmen kann. Dasselbe gilt für seinen permanent gereizt wirkenden Partner Cris Huerta, der insbesondere mit den Fäusten zu sprechen weiß, weswegen es immer wieder zu rasanten Schlägereien kommt, die den Verlauf amüsant auflockern. Das ungleiche Duo ist sich insgesamt nicht zu schade für jegliche Art der Maskerade und insbesondere von George Hilton geht die größere Finesse aus, die dem Verlauf locker und leicht über die Ziellinie verhilft. Hinzu kommt, dass vor allem von Tresette eine im Western aller Couleur gerne verwendete Omnipotenz ausgeht, die den reichlich vorhandenen, verbrecherischen Abschaum in die Schranken weisen wird, wo es nur möglich ist. Im vorliegenden Fall läuft das Ganze über die Humor-Schiene und wird somit größter Bestandteil der zugegebenermaßen etwas substanzlosen Geschichte. Unter Regisseur Carnimeo geht es jedoch vielmehr um das Kreieren von Sympathien, die immer wieder aufs Neue spielend zu greifen wissen. Interpreten wie Umberto D'Orsi, Sal Borgese oder Nello Pazzafini fügen sich mitunter bis zur Selbstaufgabe in dieses Konzept ein, um die Gegenseite der Zuschauer-Gunst zu bedienen, außerdem bekommt man es mit einem interessanten Auftritt der Italienerin Ida Galli zu tun, der es wert ist, genauer unter die Lupe genommen zu werden.

 

Das Erscheinungsjahr 1973 stellt in Ida Gallis Filmografie eine eher unergiebige Saison dar, in der lediglich zwei Filme zustande kamen. Einer von ihnen ist "Kennst du das Land, wo blaue Bohnen blühn?", dessen Titel einerseits eine gewisse Neugierde wecken kann, andererseits aber auch eine besonders eindeutige Marschrichtung suggerieren will. Interessant wird es jedoch allemal, weil man die Italienerin quasi mustern kann, wie sie sich in einer Komödie aus dem Bereich des Italowestern machen wird, waren die meisten ihrer bisherigen Arbeiten in diesem Genre doch hauptsächlich von einer sehr ernsten Note geprägt. Als weibliche Hauptrolle, Miss Marlene, billigte Giuliano Carnimeo seiner Darstellerin recht wenig Screentime zu, des weiteren bereichert sie die Geschichte erst nach rund 24 Minuten, dies jedoch in sehr intensiver Manier. Ein Barkeeper stellt sie einfach nur mit »Die Chefin« vor und im selben Moment gehen alle Blicke in ihre Richtung. Auch die ohnehin sehr aufmerksame Kamera wird dem Empfinden nach nochmals einen Tick lebendiger, um die überaus resolut wirkende Dame in den Fokus zu rücken, was angesichts der Geschichte und ihren übermächtigen Hauptpersonen George Hilton und Cris Huerta aber nur temporär gelingen will. Dennoch gibt es gleich mehrere Gründe, ihren Auftritt als besonders gelungen zu klassifizieren, da sie in der deutschen Version beispielsweise mit der Stimme der legendären Ursula Heyer zu hören ist, deutliche Ausrufezeichen im Bereich der Optik setzen kann und sich dem Tenor der komödiantisch aufgeheizten Atmosphäre nicht nur beugt, sondern sie gewinnbringend mitzuprägen versucht. Ida Gallis nahezu opulente Erscheinung lässt nicht nur die Augen des geneigten Zuschauers glänzen, sondern insbesondere die ihres Gegenübers Tresette, den sie mit folgender Aussage einzuwickeln versucht: »Meine besten Freunde sind die Karten. Sie erzählen von der Gegenwart, von der Vergangenheit und der Zukunft.«

 

Die Besitzerin einer Großkonditorei wirkt hier viel gelöster als in anderen Filmen und transportiert eine vollkommen alternative Körpersprache, was sich teilweise in den Dialogen niederschlägt, aber vor allem in einer positiven Aura, die mit ungewöhnlich und verhältnismäßig viel Lächeln untermalt wird. Diese Tatsache ist schon alleine aus dem Grund bemerkenswert, da man Ida Galli eher selten mit derartig heiterer Ausstrahlung zu sehen bekam. Die Rolle ist insgesamt in drei kürzere Intervalle unterteilt und es zeigen sich mitunter amüsante und sehr schön choreografierte Szenen mit Partner George Hilton. Ihr Charakter spiegelt zudem eine eher ungewöhnliche Anlegung für eine Frauenrolle, die in diesem Genre oftmals einheitlich ausgefallen ist. Miss Marlene delegiert gerne und häufig, dabei am liebsten die Arbeiten der Männer, schlägt - wenn es sein und auch wenn es nicht sein muss - forschere Töne an und lässt sich offensichtlich von niemandem etwas vormachen. Um ihre verführerische Attitüde nicht zu verschenken, darf sich der Protagonist die reizende Dame in einer Szene schnappen, um ihr weiche Knie zu machen, was die Chefin voller Zufriedenheit und lächelnd mit »so einen Kuss hat mir noch nie ein Mann gegeben« quittiert, was ja beinahe wie eine Happy-End-Prognose klingen möchte, sich aber erst noch herausstellen müsste. Es ist interessant zu sehen, dass Ida Galli auch einmal ihre wie so oft melancholische Aura ablegen und sich humorvollen Tönen beugen konnte, sodass schließlich betont werden kann, dass die Zeichnung gar nicht einmal so ungeschickt in diesem Format wirkt. Zur Rolle und insbesondere zu diesem Film dürfte es allerdings die unterschiedlichen Ansichten geben; trotzdem bleibt es erstaunlich, wie sich Ida Galli dem verlangten Tenor aus dem Stand anzupassen weiß, um Veränderungen zu präsentieren, die sicherlich alles andere als alltäglich für sie sind. Daher ist es schön, einen zusätzlichen Farbtupfer in Ida Gallis Filmografie gesehen zu haben.

 

Das gleiche gilt sicherlich auch für den im Italowestern erprobten Regisseur Giuliano Carnimeo, der mit "Kennst du das Land, wo blaue Bohnen blühn?" einen der Beiträge inszenierte, die auf der Klamauk-Skala ganz weit oben stehen. Naturgemäß ist es bei derartigen Experimenten so, dass sie nicht jedermanns Sache sind, und auch hier ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Film aufgrund seiner hohen Gag-Dichte einfach durchfällt. Dennoch muss man der Inszenierung lassen, dass sie sorgsam gestaltet wurde und den eigenen Anspruch hält, seine Unterhaltungsambitionen an den Mann zu bringen. Die eigene Erfahrung bestätigt, dass der Film bereits nach der zweiten Sichtung etwas verliert, da der interne Wiedererkennungswert einfach zu hoch ist. So stützt man sich schnell auf Inhalte, die das Genre unter anderem ausmachen, wie beispielsweise die musikalische Untermalung, atmosphärische Schauplätze und charakteristische Sets, außerdem auf die hier zur Verfügung stehende Crew vor, hinter und fernab der Kamera. Zahlreiche Inhalte wissen in ihrer Intensität zu strapazieren, wie beispielsweise einige Running Gags, die ihren Zenit schnell überschritten haben oder einfach zu dick aufgetragen wirken. Im rein handwerklichen Bereich ist der Film insgesamt sehr gelungen, vor allem die Dynamik der Kamera verhilft vielen Pointen zu noch deutlicheren Konturen. Für das Gelingen dieser Gangster-Geschichte mit heiterem Anstrich sorgt aber vor allem das Duo George Hilton und Cris Huerta, deren oft wenig subtil angelegter Humor sich immer wieder geschickt voneinander emanzipiert, um schlussendlich zu einer geballten Einheit zu werden. In "Kennst du das Land, wo blaue Bohnen blühn?" sprechen also weniger die rauchenden Colts, sondern die flotten Sprüche, die vielen Zuschauern zwar den letzten Nerv rauben, anderen die Zeit jedoch angenehm vertreiben dürften. »Humor ist, wenn man trotzdem lacht«, lautet die vielleicht versöhnliche Devise, die für Fans dieses Beitrags aber kaum gelten dürfte.

Autor

Prisma

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