Die rote Dame

Deutschland | Italien | Monaco, 1972

Originaltitel:

La dama rossa uccide sette volte

Alternativtitel:

La dama rosa mata siete veces (ESP)

La dame rouge tua 7 fois (FRA)

La dama de la capa roja (MEX)

The Corpse Which Didn't Want to Die (USA)

The Lady in Red Kills Seven Times (USA)

The Red Queen Kills Seven Times (USA)

Blood Feast

Feast of Flesh

Horror House

Regisseur:

Emilio Miraglia

Inhalt

Ein uralter Fluch soll auf dem Schloss von Tobias Wildenbrück (Rudolf Schündler) lasten, von dem er seinen beiden Enkelinnen Kitty und Evelyn erzählt. Die schwarze Königin soll ihre Schwester, die rote Königin, vor Jahrhunderten im Streit getötet haben und diese wird nicht eher ruhen, bis sie sieben Menschen umgebracht hat. Das siebte Opfer soll schließlich die eigene Schwester sein. In einem bestimmten Jahr soll sich der Fluch wiederholen und tatsächlich erscheint die Dame in Rot in Tobias' Gemach und er stirbt. Es beginnt eine Mordserie und fortan berichten Augenzeugen eine Frau im roten Umhang gesehen zu haben, die auch noch Evelyn gleicht, die seit Jahren verschwunden ist. Die Polizei steht vor einem Rätsel, kann aber weitere Morde nicht verhindern...

Autor

Prisma

Review

Emilio Miraglias "Die rote Dame" zählt bestimmt zu der Fraktion der unterhaltsameren Sorte, wird man doch beinahe durchgehend mit einem nahezu gruseligen Element versorgt, welches so sicherlich nicht alle Tage zu finden ist. Über den bestehenden Unterhaltungswert braucht daher erst gar nicht großartig diskutiert zu werden, denn es kommt zu sehr vielen stimmungsvollen Bildstrecken und packenden Szenen, die sehr gut bei Laune halten. Das verwirrende Element dominiert den kompletten Verlauf, die Inszenierung wartet mit allerlei effektiven Zutaten auf, die von einer unheimlichen Legende über eine Erbschaft, bis hin zu mysteriösen Geschehnissen und dem Auftauchen einer Totgeglaubten gehen, außerdem ereignen sich grausame Markenzeichen-Morde, die ziemlich eindringlich dargestellt sind. Leichtere Schwierigkeiten entstehen bei den Personen, die teilweise durch charakterliche Unschärfe auffallen, jedoch - gewollt oder nicht - in den diffusen Tenor der Story hineinwirken. Im Bereich der Besetzung sieht man viele bekannte Namen des Genres. Barbara Bouchet spielt die Rolle der Kitty sehr ambitioniert, ihre attraktive Erscheinung sorgt für diskrete erotische Momente, jedoch beweist sie auch, dass sie eine glaubhafte Projektionsfläche für das Grauen darstellen kann.

 

So gelingt es der attraktiven Französin mit spielerischer Leichtigkeit, die Hauptrolle zu stemmen, wenn nicht sogar auch nachhaltig zu prägen, doch es darf auch betont werden, dass man darstellerisch gesehen auch schon weitaus stärkere Vertreterinnen bewundern durfte. Marina Malfatti wirkt direkten im Vergleich nahezu unscheinbar und sie sticht lange Zeit kaum im Kreise der Beteiligten hervor. Durch sie wirkt ihre Kollegin Barbara Bouchet wesentlich interessanter, doch durch das Auftauchen einer ganz anderen Dame wirken die bereits genannten Interpretinnen schon fast wieder wie die zweite Wahl. Markante Vertreterinnen aus Österreich bereichern nach persönlichem Ermessen jede Produktion und hier kann natürlich nur von der gewaltigen Sybil Danning die Rede sein. Auch hier sieht man sie als triebige und von Grund auf ordinäre Person, die Körper und Aussehen bevorzugt als Waffe einsetzt. Außerdem überzeugt sie einmal mehr als Expertin für erotische, beziehungsweise barbusige Einlagen und sie interpretiert dabei eine Szene der Verführung, die in langer Erinnerung bleiben dürfte.

 

Nicht zu unterschlagen sind natürlich die männlichen Partizipationen. Ugo Pagliai offeriert sehr interessante Seiten und ist glücklicherweise in keiner einschlägigen Schublade zu finden. Man begutachtet ihn aufgrund seines Film-Charakters eher kritisch, da man ihm nicht wirklich trauen mag. Rudolf Schündler ist in einer knappen Rolle zu sehen, die er zu jener Zeit in ähnlich angelegten Filmen häufig spielte. Es ist  schon sehr beachtlich, dass der charismatische Darsteller als Viel-Spieler ein fester Bestandteil in so unterschiedlichen Genres war, man denke zum Beispiel an "Der Exorzist" oder "Suspiria". Insgesamt gesehen führen die Personen den Zuschauer langsam aber sicher in die dunkle Unsicherheit, heben sich in der Damenriege aber zu wenig voneinander ab. Emilio Miraglia liefert insgesamt einen Beitrag ab, der gewiss nicht zu verachten ist, weil er gut portionierte Spannung transportiert und mit ein paar Neuerungen überraschen kann. Die Bildgestaltung vermittelt eine teils morbide Atmosphäre, nach dem üblichen Farben-Prunk muss man schon eher auf die Suche gehen, nur ein sattes Rot sticht als führendes Leitmotiv immer und überall wieder hervor.

 

Im Bereich der Effekte sind es zahlreiche ausgefeilte Sequenzen, in denen das Blut auch schon einmal ordentlich sprudeln darf, wobei die Dosierung in den meisten Fällen angemessen ist. Die mysteriöse Titelfigur im roten Gewandt sorgt in Intervallen für die spektakulären Momente des Films, denn wo sie Auftaucht, ist das Unheil nicht weit. Ihr hysterisches Lachen begleitet die bestialischen Morde, ihre Brutalität scheint sie erst richtig auf Touren zu bringen, und das Motiv wird langsam und immer wieder mit Hilfe von Rückblenden angebahnt, bis sich das Mosaik zusammenfügt. Das gelungene Finale sorgt für Spannung, die Auflösung jedoch für Verwirrung, da eine gewisse Inkohärenz nicht zu bestreiten ist. Allerdings darf darüber ruhig der rote Mantel des Schweigens gehüllt werden, da es einem solchen Film selten zugute kommt, beispielsweise mit einem Happy End abzuschließen. Ein wahres Fest ist wie so häufig die berauschende Musik von Bruno Nicolai, die nur schwer wieder aus dem Sinn gehen möchte. Insgesamt gesehen ist "Die rote Dame" ein unterhaltsamer und vor allem sehr atmosphärischer Giallo der klassischen Sorte geworden, dem man einige unerhebliche Schwächen sogar noch als charmant auslegen kann. Immer wieder gerne gesehen.

Autor

Prisma

Filmplakate

Kommentare (2)

  • Tobias Reitmann

    Tobias Reitmann

    09 November 2017 um 11:47 |
    Für mich persönlich einer der schönsten Italo-Thriller aus den frühen 70er'n, wenn nicht sogar eine fast perfekte Symbiose aus Akteuren, Handlung, Setting und musikalischer Begleitung. Was Miraglia in seinen beiden Giallo-Konstrukten für wunderbare Wohlfühlmomente mit einer fast unscheinbaren Mühelosigkeit erschuf, ist schon very exceptional! Dazu eine hinreißende Barbara Bouchet - wie immer eine Augenweide und hierbei das Repertoire von zuckersüß bis zur vollkommenen Angsterfülltheit spielerisch abdeckend - die ihre Rolle mit reichlich viel Unscheinbarkeit ausfüllt und dennoch den Zuschauer mit Leichtigkeit auf ihre Seite zieht. Auch wenn das restliche Ensemble ebenfalls einen erheblichen Teil zum letztendlichen Gelingen beiträgt, für mich steht und fällt der Film mit der gebürtigen Tschechin, auch wenn sie in der dt. Kinofassung eher zum verängstigten Dummchen degradiert wird. Trotz dieses Umstands präferiere ich dennoch den geschnittenen Torso aus der damaligen BRD, denn es gibt imho keinen anderen Giallo, der es in 70 Minuten vermag so einen klaustrophobischen Drive aufzubauen und bis zum Ende ohne Unterlass mitzureißen, ebenfalls aber auch nicht vergisst, den Zuschauer mit einem Augenzwinkern zu unterhalten.

    antworten

  • Daniel Krunz

    Daniel Krunz

    25 Juli 2020 um 19:24 |
    Anmerkung: Barbara Bouchet ist gebürtige Deutsche und hat bis auf ihren französisch klingenden Künstlernamen nichts mit Frankreich zu tun. Die Attribuierung als "attraktive Französin" ist daher inkorrekt.

    antworten

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.