The Night of the Devils

Italien | Spanien, 1972

Originaltitel:

La notte die diavoli

Alternativtitel:

La Noche de los diablos (SPA)

La Nuit des diables (FRA)

Demonen der nacht (NL)

Djävulens natt (SWE)

Akuma no hohohemi (JAP)

Night of the Devils (USA)

Regisseur:

Giorgio Ferroni

Inhalt

Mitten in einem entlegenen, gespenstischen Teil des alten Jugoslawiens endet die Handelsreise des Vertreters Nicola abrupt mit einer Wagenpanne. Tief in den dunklen Wäldern stößt er auf ein einzelnes, bewohntes Haus in einem ansonsten verlassenen Dorf. Die Stimmung ist gedrückt; die in dem Haus lebende Familie scheint sich vor etwas zu fürchten. Und tatsächlich: Als das Familienoberhaupt Gorca auszieht, um eine Hexe zu töten, kehrt er nicht mehr als derselbe zurück. Nun muss Nicola ohnmächig mitansehen, wie sich ein uralter Fluch grausam zu erfüllen beginnt...

Review

Schon der WURDALAK-Episode aus der in den frühen Sechzigern entstandenen Horror-Anthologie DIE DREI GESICHTER DER FURCHT von Mario Bava hat Tolstois unheimliche Mär „Die Familie des Vampirs“ als Vorlage gedient. Und DER WURDALAK mit einem kreuzschaurigen Boris Karloff in der Hauptrolle ist auch heute noch einer der gespenstischsten Vampirfilme auf unserer Mutter Erde. Immer wieder habe ich mich gefragt, wann denn endlich einer käme und aus diesem Stoff einen abend- oder passender mitternachtfüllenden Film macht.

 

Letztendlich hat diesen Film nicht mehr der Maestro gedreht, sondern sein Landsmann Giorgio Ferroni. Der war zuvor eher im Metier der Pepla und Italowestern tätig, hatte aber im Frühling seiner Karriere schon die herrlich gothisch-franjueske MÜHLE DER VERSTEINERTEN FRAUEN für uns gebaut. 

 

War schon DIE MÜHLE DER VERSTEINERTEN FRAUEN stimmiger Eurohorror der Bava-Schule, so ist THE NIGHT OF THE DEVILS Ferronis Meisterstück.

 

Es ist eine Schande, wie lange dieses wenig bekannte Juwel des italienischen Schauerfilms irgendwo in den dunklen Nischen der VHS-Rips darben musste, bevor der amerikanische Zweig von Raro Video endlich Erbarmen zeigte und den Film den Klauen der Vergessenheit entriss. Die amerikanische Blu-ray ist codefree, verfügt nicht nur über eine tolle Bild- und Tonqualität, sondern auch über die italienische wie englische Sprachausgabe mit optionalen deutschen (!) Untertiteln. Vor allem aber befindet sich darauf ein faszinierender Horrorfilm, der zweifelsohne Ferronis bestes Werk darstellt.

 

Ferroni verlegt seine Wurdalak-Variante aus dem frühen 18. Jahrhundert in die 1970er. Doch da sich die Geschehnisse auch hier im tiefsten und finstersten serbischen (Hinter-)Wald abspielen, macht dies keinen allzu großen Unterschied. Ohnehin wirkt der (übrigens vom ruhmreichen Italowesternhelden Gianni Garko gespielte) Holzeinkäufer Nicola in diesem Szenario wie ein Zeitreisender, der in einem früheren, dunkleren Jahrhundert gestrandet ist. Hier scheint die Zeit in einer Epoche stehengeblieben zu sein, wo der Glaube an Hexen und Vampire in der einfachen Landbevölkerung noch ungebrochen präsent ist. Und folgerichtig erwartet Nicola in der abgelegenen Waldhütte der Familie Gorca eine Nacht der Teufel, in der die Siebziger wieder ganz schnell zum dämonischen Mittelalter werden...

 

Damals in diesem bedrückend finsteren Wunderwerk namens WURDALAK hat Mario Bava die Meßlatte in Sachen Unheimlichkeit verdammt hochgelegt. Nicht viel hat gefehlt und dieser Teufelskerl Ferroni hätte diese mit seiner kongenialen NIGHT OF THE DEVILS trotzdem übersprungen.

 

Auf dem Fundament des ohnehin äußerst düsteren Grundtons der literarischen Vorlage türmt auch Giorgio Ferroni aus teils psychedelischen, teils unwirklichen Bildern einen filmgewordenen Alptraum vor seinem Publikum auf. Dabei gibt Ferroni auch dem altgedienten römischen Bluteffekt-Pionier Rambaldi reichlich Gelegenheit, sich auszutoben. Immer wieder brechen sich zahlreiche Splatter- und Ekelsequenzen in der schaurigen Atmosphäre Bahn; sei es in experimentiellen Schreckensvisionen, die gar wie eine frühe Vorwegnahme des heute legendären Videos aus dem japanischen Horrorfilm RINGU anmuten oder in langen, genüßlichen Zooms auf sich langsam zersetzende Gesichter. 

 

Dann ist da natürlich die Gänsehaut-machende Musik von Giorgio Gaslini.

 

Gaslini, der nur ein paar Jahre nach LA NOTTE DEI DIAVOLI zusammen mit den Progrockern Goblin einen einzigartig-bizarren Klangteppich für Argentos Götter-Giallo DEEP RED weben wird, hat hier eine Handvoll gespenstisch-schöner von melancholischen Frauenstimmen getragenen Melodien komponiert, die jene im Film vorherrschende Atmosphäre des unwirklichen Grauens nicht nur begleiten, sondern geradezu mit ihr verschmelzen.

 

THE NIGHT OF THE DEVILS , übrigens mit einem anderen, überraschenderen Ende als seine Vorlagen aufwartend, wäre perfekt, wenn einer wie Karloff und nicht „nur“ ein William Sanders den Gorca gegeben hätte. Dafür sehen wir die bezaubernde wie tragische Agostina Belli in der Rolle der „Zdenka“. Und eben einmal mehr eine bleiche, unglaublich gespenstische Horde Vampire, die in unnachahmlich unheimlicher Weise eine alte Waldhütte belagert...

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