More Dollars for the MacGregors

Italien | Spanien, 1970

Originaltitel:

La muerte busca un hombre

Alternativtitel:

Dólares de Sangue para McGregor (BRA)

Des dollars pour McGregor (FRA)

Ancora dollari per i MacGregor (ITA)

O Caçador de Prémios (POR)

Inhalt

Das Pärchen George und Gladys hegen den großen Traum von einer eigenen Farm, ein Traum dem vor allem Gladys sehnsüchtig hinterherjagt. Um sich das nötige Kapital dafür zu besorgen machen die beiden Jagd nach Verbrecher um das auf sie ausgesetzte Kopfgeld zu kassieren. Bei ihrem letzten großen Coup handelt es sich um den irren Ross Steward, der sich im Tal der Skorpione versteckt hält und aufgrund seiner zahlreichen Verbrechen einen ganzen Haufen Kies wert ist. Allerdings sind sie nicht die einzigen, die hinter Steward her sind, denn auch ein junger, geheimnisvoller Kopfgeldjäger möchte sich die Prämie nicht entgehen lassen.

Review

Der Spanier José Luis Merino gehört mit Sicherheit zu den interessanteren Regisseuren des Genres, der trotzdem, oder gerade wegen seiner etwas ungewöhnlicheren Filme, bedauerlicherweise recht unbekannt geblieben ist. Das liegt vermutlich auch daran dass seine Filme unverständlicherweise recht selten, oder total verstümmelt, den Weg in den deutschsprachigen Raum gefunden haben. Einige hier im Forum wird Merino wohl durch seinen Horrorfilm "La orgía de los muertos" (Der Totenchor der Knochenmänner) oder dem großartigen Western "Réquiem para el gringo" (Requiem für Django) bekannt sein. "Réquiem para el gringo", in dem Lang Jeffries Fernando Sancho mit Hilfe einer Sonnenfinsternis aus dem Weg räumt, fand unter dem Django-Etikett zwar seinen Weg nach Deutschland wurde für die Kinoauswertung aber stark gekürzt und völlig umgeschnitten. Warum man so etwas macht ist mir nach wie vor vollkommen schleierhaft, vor allem da man weder politisch relevante noch besonders gewalttätige Szenen entfernt hat und an der Länge kann es auch nicht gelegen haben. Ich fand den Film bereits in der deutschen Fassung sehr gelungen, gehört aber in seiner ursprünglichen Version zu meinen absoluten Favoriten.

 

Ende der 60’er und Anfang der 70’er Jahre entstanden in Spanien einige interessante spanisch-italienische Koproduktionen, bei denen die Iberer federführend oder zumindest von einem ihrer Regisseure gedreht worden waren. Leider sind etliche dieser Werke (beinahe) in der Versenkung verschwunden und haben zu einem großen Teil nie den Weg in den deutschsprachigen Raum gefunden, weder im Kino noch bei späteren Auswertungsmöglichkeiten. Neben "Réquiem para el gringo", der zumindest verstümmelt in unseren Filmtheatern gelaufen ist, gehört auch "La muerte busca un hombre" des Madrilenen José Luis Merino in diese Reihe vergessener und unterschätzter Western aus Spanien. Weitere Werke, die ich unter anderem noch in diese Kategorie einordnen würde sind die beiden von Léon Klimovsky inszenierten Familiendramen "La sfida dei MacKenna" und "Tierra Brava" sowie der stark politische und künstlerisch ambitionierte "El bandito Malpelo" von Giuseppe Maria Scotese. Desweiteren gehören auch "Un dólar de recompensa" sowie der fabelhafte "Manos Torpes" von Rafael Romero Marchent dazu und ebenso der Gott sei Dank auch bei uns veröffentlichte, wunderbar düstere "Los desperados" (Um sie war der Hauch des Todes) von Julio Buchs. Dazu zählen würde ich zudem Mario Camus Politfilm "La collera del vento" (Der Teufel kennt kein Halleluja), dem wir eine Veröffentlichung in Deutschland wohl nur der Mitwirkung von Terence Hill zu verdanken haben, wenn auch gekürzt und mit dämlichen Titel dafür, für mich überraschend, mit ernsthafter Synchro. Was diese spanischen Western so ungewöhnlich und interessant machen ist dass sie es einerseits schaffen eine ganz eigene Atmosphäre und Grundstimmung zu erzeugen, die teilweise einem Horrorfilm ebenso gut zu Gesicht stehen würde und andererseits gespickt sind mit ansprechenden und ungewöhnlich erzählten Geschichten, tollen Darstellern und teils hervorragenden, philosophisch angehauchten Dialogen. Es sollte sich wirklich mal jemand dem Thema annehmen und ein nettes kleines Büchlein darüber schreiben. Da sich Christian Kessler in seinem Buch "Willkommen in der Hölle" auf die italienischen Regisseure konzentrierte (1) fehlen sämtliche von mir genannten Filme, und noch einige weitere interessante Werke, aber man kann sich ja schließlich nicht alle Filme ansehen und auch noch etwas darüber schreiben, oder etwa doch?

 

George: "As a bounty hunter I am a perfectionist."
Sheriff: "You always shoot them in the head?"
George: "Remember as a matter of self-defense."

 

"La muerte busca un hombre" ist nach "Réquiem para el gringo" nun der zweite von mir gesehene Merino-Film. Daher hatte ich eine gewisse Erwartungshaltung an diesen Film gerichtet, die auch in keinster Weise enttäuscht wurde, denn "La muerte busca un hombre" ist ein hervorragender kleiner Western, der vollkommen zu Unrecht dermaßen unbekannt geblieben ist. Allein schon der Titel ist brillant und bedeutet so viel wie Der Tod sucht einen Menschen/Mann, was weitaus schöner und passender ist als der falsche Erwartungen weckende "Ancora dollari per i MacGregor". Die Geschichte wirkt im ersten Moment ziemlich durchschaubar und dünn. Ein Kopfgeldjägerpärchen und ein junger, etwas geheimnisvoll erscheinender Kopfgeldjäger machen Jagd auf Verbrecher um einen Haufen Kies einzufahren. Dadurch dass anfänglich sämtliche Figuren nur in der Gegenwart existieren und es keinerlei Erklärungen oder Hinweise auf deren Vergangenheit gibt und regelmäßige neue Aspekte in die Story mit eingebaut werden bleibt die Geschichte bis zum Ende interessant und spannend und zudem weiß man nie so wirklich in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird.

 

Der gnadenlose Kopfgeldjäger George Forsythe wird verkörpert durch den Spanier Carlos Quiney, der häufiger mit Merino zusammengearbeitet hat. Eine ihrer erfolgreichsten Projekte dürfte wohl Anfang der 70’er Jahre eine Zorro-Trilogie gewesen sein, bei der aber kein Teil den Weg nach Deutschland gefunden hat. Wegen seiner Rollen in so manchem Abenteuerfilm wird Quiney in seiner Heimat auch als spanischer Errol Flynn bezeichnet (2), der ja ebenfalls recht häufig in diversen wagemutigen Filmen in einer der Hauptrollen zu bewundern war. Georges Markenzeichen ist ein Schuss Mitten in die Stirn, womit er seine Opfer regelrecht hinrichtet, da es ihm vollkommen egal ist ob sein Opfer in der Lage ist sich zu wehren oder nicht. Gemeinsam mit seiner Frau Gladys bildet George ein unschlagbares Team, das so manchen Gauner zur Strecke bringt. Allerdings wird die Zusammenarbeit zunehmend zerbrechlicher da Gladys den hohen Druck und die Angst vor dem Tod immer weniger zu ertragen scheint. Gleich zu Beginn des Films, nachdem sie einen Gauner namens Frank Landon niedergeknüppelt hat, lässt sie ihren Emotionen freien Lauf ("Oh George, I’m going out of my head. I‘m fed up with this kind of life. Do you hear me? I can’t go on George. Please say you give it up"). Während die arme Gladys dieses furchtbare Dasein nur aus Liebe und für ihre gemeinsame Zukunft als Farmer erträgt verfolgt George nur ein einziges Ziel (Gladys: "When will all this end George?" – George: "When I can have a million dollars"). Trotz dieses Geständnisses, das sie wohl bewusst überhört, von Seiten Georges hält Gladys eisern an diesem Traum fest was logischerweise nicht folgenlos bleibt. Das Titellied "Still Water" ist hier vermutlich am zutreffendsten:

 

"I’m ready, I’m ready to believe
That you are an angel in the skies
But maybe it’s all her to believe
That he just even tell many lies."

 

Gespielt wird Gladys von einer hübschen Spanierin mit dem wundervoll klingenden Namen María Concepción Martínez Horcajada, die als Schauspielerin unter dem Namen Maria Mahor agierte. Quiney und Mahor sind eine tolle Besetzung als Kopfgeldjägerpärchen, vor allem kommt Quiney ziemlich lässig rüber und schafft es zudem seiner Figur den ganzen Film über ein wenig undurchsichtig erscheinen zu lassen. Man weiß als Zuschauer nie so genau woran man bei George eigentlich ist. Peter Lee Lawrence Charakter ahnt aber wohl mit wem er es da zu tun hat ebenso wie die Indianerin Yuma, die an einer Stelle zu der von Lawrence Figur sagt (Yuma: "No, don’t go with him, he is bad." - Lawrence: "Yes, I know").

 

Den geheimnisvollen Kopfgeldjäger mimt der deutsche Jungspund Peter Lee Lawrence alias Karl Hirenbach, der hier eine seiner besten Rollen im Genre hat. Lawrence Figur schleicht irgendwie immer um George und Gladys herum. Man weiß nicht so genau, ist er nur ein anderer Kopfgeldjäger, der dieselben Leute jagt oder verbindet die drei irgendetwas anderes. Lawrence freundet sich im Laufe der Geschichte mit der Indianerin Yuma an, die sich im berüchtigten Tal der Skorpione aufhält. Dort befindet sich auch der brutale Ross Steward, der in dem Tal eine Salzmine betreibt. Als Arbeiter hält er sich einige Indianer und Mexikaner, die von seinen Leuten gewaltsam beaufsichtigt und zur harten Arbeit gezwungen werden. Wer da nicht spurt macht recht schnell Bekanntschaft mit der Peitsche. Bei Ross handelt es sich um eine äußerst interessante Figur. Seit zwei Jahren befindet er sich bereits in dem Tal und vegetiert dort, dem Alkohol und Drogen verfallen, vor sich hin da überall nach ihm gefahndet wird. Warum er genau von der Justiz gesucht wird erfährt man nicht ("He committed every crime in the book"). Ross besitzt auch gewisse Ähnlichkeiten mit dem Bandenboss Carranza, den Fernando Sancho in "Réquiem para el gringo" verkörpert. Carranza hat dort erhebliche Schwierigkeiten seine Männer im Zaum zu halten und büßt im Laufe der Geschichte immer mehr an Autorität ein. Immer wieder wird er von seinen Männern herausgefordert um seine Position als uneingeschränkter Leader zu schwächen, vor allem vom eleganten Tom, der nicht nur Carranzas Position sondern auch dessen Geld und Geliebte für sich beansprucht. Ross hat zwar weniger Probleme mit seinen Männern, obwohl ihm mit Pancho einer seiner Leute nicht mehr so wirklich etwas zutraut (Ross: "You think I’m yellow!") Dafür hat er ein umso größeres Problem mit Drogen und Alkohol, die ihn immer wieder die Kontrolle verlieren lassen. 

 

Stelvio Rosi, der Darsteller von Ross, hat dabei einige großartige Szenen. Wenn er schon länger nichts mehr zu Trinken oder zu Rauchen bekommen hat beginnt er unheimlich nervös, aggressiv und unerträglich zu werden. Obwohl, das ist er eigentlich immer, vor allem aggressiv. Sobald er aber an einem seiner Zigarillos zieht sieht man wie er sich zunehmend beruhigt und beinahe gelassen wird. Welches Zeug er da immer raucht weiß ich zwar nicht muss aber doch ein heftiger Stoff sein, es ist anzunehmen dass es sich dabei wohl um Marihuana handelt. Als der Händler, bei dem zwischenzeitlich auch George und Lawrence Unterschlupf gefunden haben, den Männern von Ross nichts davon abgeben möchte zerlegen sie ihm fast die ganze Bude. Als Pancho dann die Kräuter gefunden hat flippt er fast aus vor Erleichterung. Der Händler bekommt das Kraut übrigens von Yuma. Ross indianische Geliebte Maticha bleibt diese Schwäche natürlich auch nicht verborgen und so stichelt sie regelmäßig gegen Ross um ihn zu beunruhigen und aus der Reserve zu locken ("Look at the way the bottle shaking in your hand. If you wanna shoot this man I take it would be better to tie him up first"). Um eine tolle Szene handelt es sich als Maticha, die sich gezwungenermaßen um ihn kümmert, Ross erniedrigt indem sie ihm vor den Kopf wirft er könne doch aufgrund seiner zittrigen Hände niemanden mehr mitten in die Stirn treffen wie es George Forsythe kann und deshalb sei es auch sinnlos gegen ihn anzutreten ("A persons head is harder to hit, especial in the middle"). Für mich eine der wundervollsten Szenen im Film, ganz großes Kino was hier gespielt wird. Auch wenn Rosi ein paar richtig gute Szenen hat finde ich ihn für diese Rolle nicht so geeignet aber vielleicht liegt das auch nur daran dass er mich zu sehr an Alex Cox erinnert, der mir nicht so besonders zusagt. Stelvio Rosi war gemeinsam mit Quiney auch in Merinos bereits erwähntem Horrorfilm "La orgía de los muertos" mit von der Partie, was auch sein letzter Auftritt in einem Film war bevor er sich nach Brasilien absetzte (3).

 

Als ein gewisser Frank Landon hat der junge Dan van Husen gleich zu Beginn des Films einen Kurzauftritt. Gladys versucht in ihrer Kutsche Landon zu entkommen, der hinter ihr herjagt und sie schlussendlich auch zu fassen bekommt. Landon scheint über einiges Bescheid zu wissen allerdings erfährt man nicht warum oder woher. Möglicherweise haben die drei gemeinsam einen Raubüberfall begangen und haben den armen Landon einfach zurückgelassen, diese Annahme zerschlägt sich aber im Dialog zwischen Gladys und Landon dann aber doch wieder. (Gladys: "I told you I have no money. I would ask you one." - Landon: "You prefer that I take a look. Its 50.312 dollars here."  - Gladys: "How do you know? Come on tell me." - Landon: "I know about everything little girl"). Könnte aber auch sein dass George und Landon gemeinsame Sache gemacht haben und Gladys dann mit dem Geld abgehauen ist. Woher weiß er denn wieviel Geld sie in der Tasche hat? Landon schleppt aber wiederum 10.000 Dollar in Gold mit sich rum, die er bei einem Überfall erbeutet hat. Hier wird aber bereits deutlich dass der gute George nicht ganz koscher ist, steckt er doch das geraubte Gold ein anstatt es beim Sheriff in Jonesville abzugeben. (Sheriff: "You wouldn’t have to know where it is, would you? It seemed he forgot to tell what look for." - George: "You accusing me Sheriff? You’d better back yourself up"). In diesen ersten Minuten ist also wirklich schon einiges los und es werden bereits jede Menge Fragen aufgeworfen. Vieles wird angedeutet aber nichts erklärt was sich so fast den ganzen Film hindurch zieht.

 

Ein kleiner Sprung zum Ende des Films:

 

Irgendwo gab es eine Diskussion, ich glaub im spaghetti-western.net Forum, was George am Ende, nachdem ihn Lawrence erschossen hat, in der Hand hält. Ich glaube, dass es sich um denselben Knüppel, oder ähnliches, handelt mit dem Gladys zu Beginn des Films Frank Landon niedergeschlagen hat. Als Gladys den Knüppel in der Hand hielt fragte sie George wann dieses Leben endlich vorbei sei und als George ihn am Ende in der Hand hält ist es nun endgültig vorbei. Beide sind tot. Ich weiß nicht ob diese Aussage zutreffend ist aber warum sollte George sonst den Knüppel herausziehen und nicht den Revolver. Vielleicht hat er aber doch Schuldgefühle bekommen, da er an Gladys Tod wohl die Verantwortung trägt und nun die Konsequenzen daraus zieht. Angeblich hat sie ja John Saxson getötet, der aber behauptet, ebenso wie Robert am Ende, dass George sie selbst erschossen hat. Wer es nun wirklich war bleibt wie so vieles im Dunkeln. Auf jeden Fall ein weiterer interessanter Aspekt der Geschichte.

 

Die Indianerin Yuma wird gespielt von Marisa Longo. Yuma, die ebenso im Tal der Skorpione lebt und vom Händler auch schon mal als Hexe bezeichnet wird, scheint eine Menge Angst zu verbreiten, da sich keiner traut sich so richtig mit ihr anzulegen. Als sie mit dem Händler Geschäfte macht legt der erstmals Feuerstreifen zwischen sich und Yuma, wahrscheinlich um die bösen Geister von sich fernzuhalten. Auch Ross und seine Männer trauen sich nicht richtig an sie heran, was wohl nicht nur daran liegt dass sie die Skorpione auf ihrer Seite hat sondern auch daran dass sie immer für Nachschub sorgt was die Drogen anbelangt. Auch wenn Marisa Longa recht hübsch anzusehen ist gefällt mir Maria Salerno als Maticha, die Gespielin von Ross, noch um einen Zacken besser. Außerdem hat sie mit der weiter oben beschriebenen Kopfschussszene eine der beeindruckendsten Szenen im ganzen Film. Der Spanier Antonio Mayans hat eine sehr schöne Rolle als junger Heißsporn, der seinen Vater rächen will, der von John Saxson bei einem Pokerspiel wegen angeblichen Falschspielens erschossen wurde. Das Pokerspiel gehört zu den gelungensten Szenen des Films, da man ausschließlich die Gesichter der Spieler sieht während der Hintergrund fast ausnahmslos komplett in schwarz gehalten wird. Mayans ist ein bis heute vielbeschäftigter Nebendarsteller so  drehte er in den 80’ern recht häufig mit Jess Franco wie beispielsweise 1983 in "La tumba de los muertos vivientes" (Oase der Zombies).

 

Das reizvollste an dem Film ist allerdings die Regie von José Luis Merino, dem es gelingt aus einer relativ dünnen Geschichte und einem geringem Budget einen überaus faszinierenden, mit einer unheimlichen und bedrohlichen aber auch irgendwie undefinierbaren Atmosphäre umgebenen Western zu inszenieren. In "La muerte busca un hombre" werden die Dialoge auf das absolut notwendigste reduziert ebenso erhält der Zuschauer (zunächst) kaum Informationen über Charakter, Hintergründe und Motivationen der handelnden Personen was die Geschichte wiederum um einiges attraktiver macht als es zunächst den Anschein hat. Zudem baut Merino ein paar interessante Ideen in die Geschichte mit ein (Kopfgeldjägerpärchen, Salzmine, Drogen, Indianerfest…). Außerdem werden viele Fragen aufgeworfen, die niemals eindeutig beantwortet werden. Diese Tatsache werden manche vielleicht als eine Schwäche des Films auslegen, ich finde jedoch dass es die Geschichte in einem interessanteren und bizarreren Licht erscheinen lässt . Was dem Film ebenfalls äußerst gut bekommt ist die wunderbare spanische Landschaft mit einer schönen Mischung aus Wäldern und der tollen, unwirtlichen wüstenartigen Landschaft. Gefilmt wurde der Film ausschließlich rund um Madrid (3). Eine Schwäche des Films ist die, leider Italo-Western typische, unzureichende, ja geradezu lächerliche Darstellung der amerikanischen Ureinwohner und deren Lebensweise, die im Tal der Skorpione wohnen und dort in billigen Behausungen ihr unwürdiges Dasein fristen. Wenn man zu Merinos Gunsten davon ausgeht, dass Steward die Ureinwohner in dem Tal als Arbeiter angesiedelt hat kann man einigermaßen darüber hinwegsehen. Immerhin gibts noch einen schönen Mord bei dem Yuma einen Haufen Skorpione auf einen von Stewards Männern loslässt. Tja, der Händler hat nicht umsonst so viel schiss vor der schönen Indianerin. 

 

Den Soundtrack von Augosto Martelli kann man an manchen Stellen als kleinen Schwachpunkt bezeichnen. Er ist keineswegs schlecht, ganz bestimmt nicht, und untermalt diese unheimliche, düstere Grundstimmung in manchen Passagen ganz großartig. Aber dort wo sich Martelli aus seinen eigenen Arbeiten bedient, wie etwa aus Mario Camus "La collera del vento", versteht es der Soundtrack nicht diese genannte Stimmung zu unterstützen. Das trifft beispielsweise auf jene Szene zu als Lawrence das erste Mal zu nächtlicher Stunde in Jonesville einreitet. Interessanterweise hatten alle drei Western, für die er den Soundtrack komponierte ihre Uraufführung im Herbst 1970. Da hat er wahrscheinlich Zeit und Arbeit gespart und einfach einige Stücke in allen drei Arbeiten untergebracht. Bein einem Film hat es eben besser gepasst bei einem anderen schlechter. Auf jeden Fall liefert uns Martelli mit "Still Water" ein fetziges Titellied, das so richtig abgeht und unverkennbar vom Komponisten stammt. Das Lied reiht sich gemeinsam mit "Free" ("La collera del vento") und "A King for a Day" ("Sartana nella valle degli avvoltoi") auch vorzüglich in eine Reihe gelungener Titelsongs von Martelli mit ein. Der Leopardenpancho, den Ross Logan während seines Rachefeldzugs in "Réquiem para el gringo" getragen hatte, kommt auch hier wieder zum Einsatz, der am Ende des Films von Ross getragen wird als er mit den vor den beiden Kopfgeldjägern flüchtet.

 

Die englische Synchronfassung, die ja bei vielen Filmen nicht gerade der Bringer ist, kann man wie auch schon in Merions "Rèquiem para el gringo" als sehr gut gelungen bezeichnen. Die Dialoge sind ebenfalls ganz vorzüglich geglückt. Die mir vorliegende Fassung hat knapp 95 Minuten während die spanische DVD angeblich nur circa 93 Minuten läuft. Die Längenangaben schwanken zwischen 97 (Bruckner) und 99 Minuten (Giusti, imdb). Aufgrund einiger kreativen Verleiher erhielt der Film außerhalb Spaniens Titel verpasst, die eine Assoziation zu den erfolgreichen, komödiantisch angelgeten MacGregor-Filmen von Franco Giraldi mit den Titeln "Sette pistole per i MacGregor" (Die sieben Pistolen des MacGregor) und "Sette donne per i MacGregor" (Eine Kugel für Mac Gregor) herstellen. Durch Titelkreationen wie "Ancori dollari per i MacGregor" oder "More dollars for the MacGregors" könnte man meinen dass es sich um einen dritten Teil der Reihe handelt aber obwohl der Name MacGregor in dem Film vorkommt hat er rein gar nichts mit den beiden Giraldi-Filmen über die Schotten-Familie gemein. Außerdem schreibt sich Gladys McGregor und nicht MacGregor.

 

José Luis Merinos "La muerte busca un hombre" ist ein hervorragender Western, der vor allen Dingen durch seine ungewöhnliche Atmosphäre punkten kann aber auch eine interessante, wenn auch nicht frei von Schwächen, Geschichte vorweisen kann. Die Darsteller machen durch die Bank eine tolle Figur, auch Lawrence-Hasser werden hier nichts zu meckern haben. "La muerte busca un hombre" ist ein weiterer interessanter und äußerst gelungener Genrebeitrag aus Spanien, der wieder einmal unter Beweis stellt dass die Spanier mindestens genau so gute Western drehen konnten wie die Italiener.

 

(1) Kessler, Christian: Willkommen in der Hölle. Terrorverlag. 2002. S.8
(2) http://www.imdb.com/name/nm0703699/bio
(3) Giusti, Marco: Dizionario del Western All'Italiana. Milano, Arnold Mondadori Editore S.p.A. S. 24

Links

OFDb
IMDb

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