Messalina - Kaiserin und Hure

Italien, 1977

Originaltitel:

Messalina, Messalina!

Alternativtitel:

Messaline, impératrice et putain (FRA)

Caligula II: Messalina, Messalina (USA)

Caligula, Part II: Messalina, Empress of Love (USA)

Caligula: Sins of Rome (USA)

Messalina, Messalina

Deutsche Erstaufführung:

30. Oktober 1980

Regisseur:

Bruno Corbucci

Inhalt

Messalina, Gattin des Kaisers Claudius, vögelt sich durch die gesamte Männerwelt Roms. Ein Zenturio, ein gestandener Kämpfer der Legion, wurde abkommandiert zur Schwanzmesskohorte und misst die Vorbauten römischer Männer, um die überdurchschnittlichen Exemplare dann der Kaiserin zuzuführen. Letzten Endes ist Messalina zwar dauergeil, aber sie kann es vor allem nicht ertragen abgewiesen zu werden: Der Konsul Gaius Silius geht nur mit ihr ins Bett wenn vorher geheiratet wird. Ein Plan muss her! Der Kaiser wiederum mischt sich abends gerne inkognito unters Volk, wo er in einer Kaschemme dem Stadtstreicher Baba begegnet, der auf alles und auf jeden scheißt, nur nicht auf den Kaiser. Denn mit dem wischt er sich nach dem Scheißen den Hintern ab. Der Kaiser lässt Baba heimlich in den Palast entführen, wo ihm vorgegaukelt wird dass er, Baba, Kaiser sei. Sehr zu Messalinas Freude natürlich…

Autor

Maulwurf

Review

Der zumindest in der deutschen Fassung stotternde Claudius freut sich zuerst über das Pinkeln eines Opferhammels, und furzt dann anschließend beim Opfern ganz furchtbar durch die Gegend. Mei ist das lustig. Sal Borghese muss als Wache irgendwann ganz dringend pissen, woraufhin zwei Soldaten ihre Schilde vor ihn halten und er sich in seinen Helm erleichtern kann. Anschließend muss er ja den Helm wieder aufsetzen, also schüttet er ihn mit Schwung nach hinten auf einen der Soldaten. Hoho, wat en Schenkelklopfer …

 

So die Art … ääh … Humor hat der Film. Ich hatte ja wirklich gedacht dass MESSALINA etwas Schmieriges und Düsteres wäre, mit viel nackten Frauen und Blut und so. Wie CALIGULA, nur billiger. Immerhin war Bruno Corbucci ja auch mal an Epen wie DJANGO oder LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG beteiligt. Aber falsch gedacht, der Film ist italienischer Schwengelhumor wie er leibt und lebt, wobei es aber zugegeben auch gelungene Episoden gibt. Tomas Milian als Kneipenschreck Baba ist ein antiker Monnezza. Irgendwann wettet er, dass er die Frau des Kneipenwirtes auf dessen Schultern poppen kann. Wie er die Wette gewinnt muss man dann schon gesehen haben, das ist wirklich nicht unwitzig. Auch die gesamte Episode um Baba, der sich plötzlich als Kaiser von Rom wieder findet (inklusive dazugehöriger Gattin und tot umfallendem Vorkoster) ist recht drollig und hätte sicher genügend Inhalt für einen eigenen Film gehabt.

 

Manchmal wirkt die Rolle des Baba sogar wie die Vorwegnahme des buckligen Vincenzo Marazzi aus DIE KRÖTE, der ein Jahr später gedreht wurde. Dort gibt es eine Szene, in der Milian in einem Club die Gäste als Geiseln nimmt und ihnen einen Vortrag über die Moral des Reichseins hält. Wenn Baba in seiner Kneipe steht und auf alles scheißt wirkt das wie die plebejische Version dieses Vortrags, was zum einen daran liegen mag, dass Milian hier nicht so durchgeknallt und Toni-Maroni-like spielt wie zum Beispiel in der Episode mit dem Venezianer und seinem Stammbaum-Problem. Und zum anderen daran, das der Synchronsprecher Manfred Lehmann ist anstatt wie sonst üblich Thomas Danneberg, und Milian damit erheblich erwachsener rüberkommt.

 

Der Film lebt halt von seinem Cast. Neben Tomas Milian vor allem natürlich Vittorio Caprioli als Claudius, der sowieso immer erstklassig ist, und gerade solche Filme, um im Duktus des Films zu bleiben, mit der linken Arschbacke veredelt. Bombolo nervt irgendwie gar nicht und man hat sogar ein wenig Mitleid mit ihm, dem alten Frontkämpfer, der jetzt als Leibwächter einer Hure seine Tage fristen muss. Die Rolle des Suppenkaspers hat diesmal stattdessen Sal Borghese abbekommen, der seine Gesichtzüge zwar gewaltig verrenken kann, aber deswegen noch lange nicht lustig ist. Giovanni Prete fällt nicht wirklich ins Gewicht, aber eine Person natürlich umso mehr: Anneka di Lorenzo, 1973 Penthouse Pet of the Month und 1975 Penthouse Pet of the Year, die damals als Most sexiest Woman in the World lief, und deren Filmkarriere dann nach CALIGULA, wo sie ebenfalls die Messalina spielte, am Ende war. 2011 starb sie mit 58 Jahren unter ungeklärten Umständen. Sie mag sicher keine überragende Schauspielerin gewesen sein, aber erotische Ausstrahlung, die hatte sie auf jeden Fall. Mag auch daran liegen, dass sie so ziemlich die einzige ist die hier ihre … Qualitäten freilegen darf. Der Film geizt überraschend mit Nuditäten, was vielleicht der deutschen Schnittorgie geschuldet sein könnte. Aber Anneka di Lorenzo, die darf so richtig vom Leder ziehen und sich in allen erdenklichen Posen präsentieren. Auf einer Orgie tanzt sie die Salomé und zeigt ihre ganze Sinnlichkeit, und eine (Soft-) Sexszene mit ihr und Tomas Milian gibt es auch. Überragend!

 

Nicht so überragend ist die Musik, die mit netter Melodei und ohne Überzeugungskraft vor sich hin trullert. Dafür sind die Kulissen ziemlich stark, wurde doch in den Original-Kulissen von Tinto Brass’ CALIGULA gedreht. Tatsächlich hat sich die Post-Produktion des großen Films um 2 Jahre hingezogen, woraufhin Bruno Corbucci dann ohne Erlaubnis die überwältigenden Sets von Danilo Donati für seinen eigenen kleinen Film verwendet hat. Was zu dem Ergebnis führte, dass Donati seine Kulissen im Kino zuerst in einem anderen Film sehen konnte. Nach der Veröffentlichung von CALIGULA und dem entsprechenden Hype wurde MESSALINA dann flugs als CALIGULA 2 vermarktet, wo dann auch das Ende des Films merkwürdigerweise wieder passt, in dem reihenweise Köpfe und Gliedmaßen abgeschlagen werden und Blutfontänen durch das Bild schießen, die einem modernen Yakuza-Film alle Ehre machen würden. Der „Kampf“ zwischen Giovanni Prete und ich glaube Bombolo beschränkt sich darauf, auf einer vor Blut spiegelglatten Oberfläche auf die Füße zu kommen und wieder hinzufallen. Slapstick, aber nicht unlustig.

 

Insgesamt also kein Film den man gesehen haben muss, ganz bestimmt nicht. Wer den Superbullen mag darf hier ebenfalls zulangen, alle andere sollten einen grooooooßen Bogen machen …

Autor

Maulwurf

Veröffentlichungen

In deutschsprachigen Ländern gibt es 2 Veröffentlichungen dieses Films: Eine UfA-VHS mit 88 Minuten Spielzeit, 4:3-Bild und leicht versetztem Ausschnitt, sowie eine DVD eines Labels namens CD-Film mit sage und schreibe 70 Minuten und ebenfalls 4:3-Bild! Die italienische Wikipedia gibt 100 Minuten an, und im Internet kann man die Hülle einer italienischen DVD finden auf der ebenfalls 100 Minuten steht. Also Augen auf beim Filmekauf, ich habe nämlich bei der Suche nach dem Film schon häufiger feststellen müssen, dass die DVD mit dem Cover der VHS beworben wird, also das falsche Produkt an den Mann gebracht werden soll.

Autor

Maulwurf

Filmplakate

 

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