Lisa und der Teufel

Deutschland | Italien | Spanien, 1973

Originaltitel:

Lisa e il diavolo

Alternativtitel:

El diablo se lleva a los muertos (ESP)

Lisa és az ördög (HUN)

Lisa and the Devil (USA)

Besatt av djevelen (NOR)

Lisa och djävulen (SWE)

Der Teuflische (DEU)

Regisseur:

Mario Bava

Inhalt

Auf ihrem Spanien-Urlaub verlässt die junge Lisa ihre Touristengruppe und findet sich in einer alptraumhaften Halbwelt wieder. Dort scheinen die Toten ebenso wieder lebendig zu werden wie die dunklen Familiengeheimnisse einer blinden Contessa und ihres sonderbaren Sohnes. In einer unheimlichen Villa gerät Lisa in den Mittelpunkt eines finsteren Spiels, bei dem niemand Geringeres als der Teufel selbst die Fäden zu ziehen scheint...

Review

Ohne viel Federlesen werden in diesem einen von Bavas letzten Meisterwerken die Weichen auf Alptraumkino gestellt.

 

Elke Sommer auf Spanien-Urlaub verlässt -nachdem sie beunruhigt ein Fresko des Teufels beäugt hat- ihre Touristengruppe und damit offensichtlich auch den schützenden Schoß der Realität. Sie - und wir, die Zuschauer- finden uns urplötzlich in einer Art gespenstischer Halbwirklichkeit wieder. Die Gassen der alten Stadt sind von einem Moment auf den nächsten menschenleer; der von Touristengruppen wimmelnde Marktplatz nicht mehr auffindbar. Stattdessen begrüßt uns ein glatzköpfiger Mann, der eine leichenähnliche Puppe unter dem Arm trägt und sein Gesicht sieht den Zügen Satans auf dem Fresko verblüffend ähnlich. 

 

Der Teufel trägt einen Toten fort...

 

Der markante, erst später durch seine Hauptrolle in der TV-Krimiserie KOJAK berühmt gewordeneTelly Savalas scheint auf den ersten Blick so gar nicht als Leibhaftiger zu taugen. Während die Älteren unter uns Savalas sehen und ständig an einen gewissen glatzköpfigen, lollysüchtigen Großstadtbullen aus dem Fernsehen denken müssen, dürften jüngere Zuschauer von diesem Teufel wohl kaum bis gar nicht beeindruckt sein. Savalas - auch hier wieder mit dem obligatorischen Lolly im Mund- wirkt in LISA UND DER TEUFEL tatsächlich weder besonders dämonisch noch bedrohlich. Vielmehr interpretiert er seinen Teufel in Butler-Gestalt auf eine äußerst ironische, spöttische Art. Savalas erschafft damit eine Figur, die auch nach mehreren Durchläufen irgendwo auf dem schmalen Grat zwischen genial und gewöhnungsbedürftig balanciert. Der prächtig-irrationalen Atmosphäre dieses verwirrenden wie lyrischen Alptraums tut dies glücklicherweise keinen Abbruch.

 

Zurück zu Elke Sommer. Die landet nach kurzem Irrweg zusammen mit Sylva Koscina, Eduardo Fajardo und Gabriele Tinti in einer düsteren Villa. Dort trifft sie auf eine blinde (von der großen wie dämonischen Alida Valli gespielten) Contessa und deren melancholischen Sohn. Spätestens jetzt wird LISA UND DER TEUFEL endgültig zur unberechenbaren, aber absolut hypnotischen Chimäre. Unerbittlich verwischen die Grenzen zwischen Leben und Tod, Wahn und Wirklichkeit. Ein mit finsteren Geheimnissen und teils recht brutalen Morden angereichertes teuflisches Ränkespiel nimmt seinen Lauf.

 

Ein klassischer Geisterfilm in der Tradition der italienischen Schauerfilme aus den Sechzigern? Ein bizarrer, gotischer Psychothriller? Lyrischer Nachtmahr? Oder doch ein pechschwarzes, nekrophiles Märchen? LISA UND DER TEUFEL ist von allem etwas. Es ist wie schlafwandeln in einem höllischen Märchenschloss.

 

Und natürlich ist dieses Märchenschloss erwartungsgemäß ganz Bava: Farbenprächtig auf düstere Art, berstend vor morbiden Dekor. Und es ist erfüllt von den Klängen eines mal entrückten, mal bezaubernden Score von Carlos Savina, der hier das Concierto per Aranjuez variiert.

 

LISA UND DER TEUFEL ist ein Festschmaus für’s morbide Auge; ein Verwirrspiel feinster got(h)ischer Art.

 

Doch Vorsicht! Von diesem Film existieren zwei Versionen. Die von Mario Bava vorgesehene ursprüngliche Fassung, die den Titel LISA UND DER TEUFEL trägt (und welche auch Grundlage für diese Besprechung ist!) sowie eine für den amerikanischen Markt umgeschnittene und mit sinn-entstellenden zusätzlichen Szenen ausgestattete Fassung namens HOUSE OF EXORCISM, die den Film quasi mit der ganz groben Kelle auf die dank Friedkin und Blatty seinerzeit kommerziell so verheißungsvolle Schiene der Exorzistenfilme prügeln möchte. Da der große Zauber nur in Bavas originärer Vision richtig wirkt, darf das HOUSE OF EXORCISM getrost gemieden werden.

Filmplakate

Links

OFDb

IMDb

 

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