Kreuz und Schwert

Italien, 1958

Originaltitel:

La spada e la croce

Alternativtitel:

L'épée et la croix (FRA)

La espada y la cruz (ESP)

Mary Magdalene

The Sword and the Cross

Deutsche Erstaufführung:

10. Juli 1959

Inhalt

Der Tribun Gaius Marcellus (Jorge Mistral) wird vom römischen Kaiser nach Jerusalem geschickt, um dort die Lage vor Ort zu prüfen, denn dem Kaiser ist Pontius Pilatus‘ Zögerlichkeit beim Umgang mit galiläischen Rebellen zu Ohren gekommen, insbesondere in Bezug auf den Räuber Barrabas (Andrea Aureli). Pilatus hat in der Vergangenheit bereits mehrere römische Provinzen in anderen Ländern verwaltet, doch in Palästina scheint er nicht Herr der Lage zu werden.

 

Auf dem Weg zu Pilatus gerät Marcellus mit Barrabas und dessen Banditen zusammen. Er schlägt die Räuber in die Flucht und findet in deren Lager die Kurtisane Maria Magdalena (Yvonne de Carlo) vor, in die er sich verliebt. Nach ein paar vergnüglichen Tagen mit dieser setzt er seinen Weg nach Jerusalem fort, wo er auch Maria wiederbegegnet. Die lebt mit ihrer Schwester Marta (Rossana Podestà) und ihrem Bruder Lazarus (Terence Hill) im Hause des Annan (Massimo Serrato), Neffe des Hohepriesters Kaiphas. Maria ist die Mätresse des eifersüchtigen Annan und so buhlen die zwei Männer bald um deren Gunst.

 

Maria Magdalena hat indessen eine Jesus-Erscheinung, und als dieser dann noch ihren stets kränklichen Bruder Lazarus von den Toten erweckt, wendet sie sich voll und ganz dem vermeintlichen Messias zu. Gaius Marcellus missversteht ihre diesbezüglichen Intentionen zunächst nicht, und so setzt er sich dafür ein, dass man Jesus verhaftet, was ganz im Sinne des Königs Herodes ist. Das Schicksal nimmt seinen Lauf, und die Stunde der Verräter ist gekommen. Judas verrät seinen Herren, und Annan seinen Komplizen Barrabas. Pilatus will es dem Volk überlassen, einem der beiden Schurken die Freiheit zu schenken.

Review

„Statt das reiche biblische Erzählgut zu verwenden, begnügt sich der Film mit dem Einsatz bekannter biblischer Namen als Zuckerle für sein fiktionales Melodram – so heißt beispielsweise Marias Bruder Lazarus.“
(Roy Kinnard & Jim Davis: in Divine Images, New York 1992)

 

Obiges Zitat ist eine Verallgemeinerung, die zwar in Teilen aber keineswegs zur Gänze zutreffen mag. Ob Lazarus nun Maria Magdalenas Bruder war oder nicht ist durchaus eine Frage der Auslegung testamentarischer Texte. Fiktiv ist in jedem Fall die konstruierte Liebesgeschichte um Gaius Marcellus und Maria Magdalena, über den Rest müsste man lange irrelevante Diskussionen führen.

 

Bragaglias Film bedient sich eher an Hollywood-Vorgängern als am Neuen Testament bei seiner Interpretation der letzten Tage Jesu und dem Schicksal der Maria Magdalena, aus der später möglicherweise (oder auch nicht) Maria von Bethanien wurde. Die Figur des Gaius Marcellus kennen Filmfans freilich aus Henry Kosters „Das Gewand“ (The Robe, 1953), wo dieser – mit deutlich mehr Tiefe als in Bragaglias Film – von Richard Burton dargestellt wurde. In „Das Gewand“ wurde auch der Name des Kaisers erwähnt, der Marcellus nach Palästina schickte: Caligula. Bragaglia tut dies nicht, wohl weil er keine Diskussion über die tatsächlichen Geburts- und Kreuzigungsjahre von Jesus anzetteln wollte. Ansonsten verwendet Bragaglia bei seiner Darstellung Jesu‘ die Regularien bekannter Hollywood-Vorgänger: der vermeintliche Messias wird entweder nur von weitem oder gar nicht gezeigt, das Gesicht nicht erkennbar.

 

Doch die fade Mischung will nicht schmecken. Trotz guter Schauspieler bleibt „Kreuz & Schwert“ blass und oberflächlich, und mit dem geringen Budget hat Bragaglia großen Hollywood-Bibelverfilmungen nicht viel entgegenzusetzen. Yvonne de Carlo – Gott hab sie selig – hat ihre besten Zeiten sichtlich hinter sich und der x-beinige und noch sehr junge Terence Hill vor sich. Lazarus, erhebe Dich. Nach einer kurzen Einführung wird uns mittendrin recht unvermittelt um die Ohren gehauen, dass Lazarus irgendwie krank ist, und nach einem Besuch bei Jesus ist er plötzlich tot. Das könnte man missverstehen. Aber Jesus erweckt ihn schließlich wieder, um Maria Magdalenas Glauben zu festigen und schon sind Terence Hills insgesamt etwa zwei Screentime-Minuten in „Kreuz & Schwert“ vorbei. Dies sei ausdrücklich für Gelegenheitskäufer erwähnt, die Hills Gesicht und Namen als Headliner auf dem Cover der deutschen DVD finden. Pustekuchen. Lazarus verschwindet nach seiner Wiedererweckung aus Bragaglias Geschichte ebenso spurlos wie im Neuen Testament. Vielleicht ein Geruchsproblem? Immerhin soll er bereits vier Tage hinüber gewesen sein. Wir wissen nicht, wie gründlich Jesus gearbeitet hat.

 

Regisseur Carlo Ludovico Bragaglia – Jahrgang 1894 – stammte aus einer wohlhabenden Familie von Künstlern und Archäologen und verdiente sich bereits in sehr jungen Jahren gemeinsam mit Bruder Arturo sein Geld als Fotograf und Maler von zeitgenössischen Kino-Diven. Im 1. Weltkrieg wurde Bragaglia zum mehrfach dekorierten Kriegshelden und gründete im Anschluss mit seinem Bruder den Künstlertreffpunkt "Casa d'Arte Bragaglia" und das "Teatro degli indipendenti". Zwischen 1922 und 1930 inszenierten sie 20 Theaterstücke, bevor Bragalia sich dann dem Film zuwandte. Als ehemaliger Kriegsheld hatte er zu Mussolini-Zeiten einen guten Stand, arbeitete mit vielen wichtigen Schauspielern zusammen. 1939 inszenierte er den zweiten Spielfilm des Komikers Totò „Animal Pazzi“. Insgesamt würde Bragaglia sechs Filme mit Totò drehen.

 

Bragaglias Filmografie ist weitgehend eine Mischung aus Komödien, Kostümfilmen und schließlich Pepla. 1963 beendete er allerdings seine Filmkarriere mit „Die Rivalen der vier Musketiere“ (I quattro moschettieri, 1963), warum ist nicht bekannt. Vielleicht gefiel ihm die Entwicklung des Kostümfilms zum Peplum nicht oder er wollte keinen Genrewechsel, etwa zum populärer werdenden Western? Wer weiß. In jedem Fall lebte Bragaglia noch bis 1998 auf Capri, wo er erst im hohen Alter von 103 Jahren verstarb.

 

„Kreuz & Schwert“ kann man gesehen haben, kann es aber auch lassen. Ein großer oder gar wichtiger Griff in die Italo-Filmkiste ist er definitiv nicht. Der Film wurde im Format 2,35:1 in Ferraniacolor gezeigt. Deutschlandpremiere war am 10. Juli 1959.

Links

OFDb
IMDb

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