The Devil's Nightmare

Belgien | Italien, 1971

Originaltitel:

La plus longue nuit du diable

Alternativtitel:

La terrificante notte del demonio (ITA)

La terrorífica noche del demonio (ESP)

Vampire Playgirls (USA)

Castle of Death

Nightmare of Terror

Succubus

The Devil Walks at Midnight

The Devil's Longest Night

Regisseur:

Jean Brismée

Inhalt

Ein kleiner Reisebus mit fünf Touristen und ihrem Fahrer ist gezwungen, im Schloss des Baron von Runberg (Jean Servais) zu übernachten. Der lebt dort mit einer Hausdame und dem bediensteten Hans (Maurice De Groote). Die Besucher erfahren schon früh am Abend vom Familienfluch, der auf den Runbergs liegt. Im 13. Jahrhundert schloss einer seiner vorfahren einen Pakt mit dem Teufel, bei dem dieser verlangte, dass jedes erstgeborene Mädchen als Sukkubus in seine dienste treten müsse. Runberg selbst hat deshalb 1945 seine neugeborene Tochter getötet und seitdem darauf geachtet, die Familienlinie nicht fortzusetzen. Doch später am Abend betritt eine verführerische Frau namens Ilse (Erika Blanc) den Raum und zieht die Anwesenden in ihren Bann. Eine Nacht voller Schrecken liegt vor der Reisegruppe.

Review

Nicht wundern, aber einige Namen der Protagonisten weichen in der Französischsprachigen von der englischsprachigen Tonfassung ab. Etwa Runberg/Rhoneberg und Ilse/Lisa. Egal.

 

Belgische Horrorfilme kann man an seinen Fingern abzählen, denn in ihrer Heimat waren sie nicht sehr erfolgreich. „La plus longue nuit du diable“ ist da keine Ausnahme, doch dank Co-Produktion mit Italien und internationaler Vermarktung erzielte dieser Film doch einen gewissen Achtungserfolg. Erzählt wird – auch wenn in der Gegenwart angesiedelt – eine typische Gothic-Horror Geschichte mit einem wesentlichen hervorstechenden Merkmal. Denn trotz vieler dämonisierter Frauenfiguren gerade im italienischen Gothic-Horror, ist es eine seltene Gelegenheit, dass die Story direkt eine Story über einen Sukkubus erzählt.

 

Obwohl „La plus longue nuit du diable“ mit einer schockierenden Sequenz beginnt – Von Runberg tötet während eines Bombenangriffs in Berlin 1945 mit einem Dolch seine neugeborene Tochter – ist die Inszenierung des Films im Folgenden eigentlich eher konventionell. Zunächst viel Dialog, eine lange Lesbenszene, 7 kleine Negerlein, die nach und nach abgearbeitet werden. Leichte surreale Elemente entstehen durch die Darstellung des Teufels (Daniel Emilfork) und mithilfe des starren, maskenhaften Make-ups des Sukkubus. Die Tötungsmethoden scheinen auf den ersten Blick mal mehr mal weniger originell, es sei denn, man wirft einen genaueren Blick darauf: immerhin fünf der Opfer im Schloss werden nämlich bei sechs der sogenannten Todsünden gemeuchelt. Inhaltlich macht das auch Sinn, denn der Sukkubus braucht eine solche Sünde, um die Seelen der Betreffenden mit seinem Zeichen versetzen und so dem Satan übergeben zu können. Was fehlt ist die Todsünde Zorn, wobei der Neider durchaus einen Zornesausbruch hinlegt, könnte sich also um eine Doppelsünde handeln.

 

Das Schloss bietet eine passende Atmosphäre für die unheimliche Geschichte, einige der Dekorationen beißen sich jedoch farblich schrecklich mit der Kleidung der Darsteller. Na gut, es sind die Siebziger, aber das erklärt es nicht allein. Die Schauspieler sind durchweg passabel, als besonders prägnant werden einem aber natürlich Jean Servais, der eher unbekannte Maurice de Groote und besonders Erika Blanc im Gedächtnis bleiben. Als weitere bekanntere Darstellerin fiel mir lediglich der Name Shirley Corrigan ins Auge, die etwa in León Klimovskys „Die Nacht der blutigen Wölfe“ (Doctor Jekyll y el Hombre Lobo, 1972) in einer größeren Rolle zu sehen ist.

 

Idee und Drehbuch stammen von Patrice Rhomm, später wurden einige Änderungen durch Produzent Pierre-Claude Garnier (als „Charles Lecocq“) vorgenommen. Von Patrice Rhomm wissen die meisten vermutlich nur, dass er für Eurociné den halbgaren Nazi-Exploitationer „Elsa Fräulein SS“ (1977) mit Malisa Longo und Pamela Stanford gedreht hat. Wer ist also dieser Patrice Rhomm? Als Patrice Rondard wurde er 1931 in Lyon, Frankreich geboren und erlebte so die Besetzung durch die Deutschen mit, welche sich in seinem künftigen Werk als wiederkehrender Meilenstein in Bezug auf Nazisymbole und -Uniformen wiederspiegeln würde. Von den frühen 50er Jahren bis zum Ende der 60er Jahre schrieb er unter zahlreichen Pseudonymen Geschichten für französischsprachige Magazine. Er selbst gründete zudem das SF-Magazin „Satellite.“ Immer wieder tauchten Nazithematiken in diesen Geschichten auf. Im Fall von „La plus longue nuit du diable“ sei hier natürlich die Eröffnungssequenz vor dem Vorspann erwähnt. Unter den Pseudonymen Patrice Rhomm, Mike Staar und Homer Bingo drehte Rondard selbst acht Spielfilme, das meiste davon Exploitation und Porno. Seine erwähnenswerteste Regiearbeit dürfte wohl der 1976 veröffentlichte (und irgendwann früher in 1973 oder 1974 gedrehte) „Draguse ou le manoir infernal“ sein. Hierbei handelt es sich um einen unheimlichen Low-Budget-Film, finanziert von Pierre Querut, welcher einzelne Elemente aus „La plus longue nuit du diable“ wiederverwendet. In der Titelrolle als Draguse spielte dort Monica Swinn, in weiterer Besetzung Olivier Mathot und einige weibliche Größen des französischen Hardcore-Films wie Claudine Beccarie, Sylvia Bourdon, Erika Cool und Martine Fléty. Auch Rhomm selbst und Produzent Querut haben dort kleine Rollen übernommen.

 

Zur Regie und Produktion von „La plus longue nuit du diable.“ Ursprünglich wollte man André Hunnebelle mit der Regie betrauen, doch man war auf Fördergelder aus Belgien angewiesen. Der in Belgien geborene Schauspieler Jean Servais war hierfür ein Trumpf, doch auch ein belgisch-stämmiger Regisseur musste her. Die Wahl fiel auf Jean Brismée, der vor und nach „The Devil’s Nightmare“ zahlreiche Kurz- und Dokumentarfilme drehte, aber keinen weiteren Spielfilm. Während der ersten Drehtage – von insgesamt sechs Wochen Drehzeit im Frühjahr 1971 – war André Hunebelle als Supervisor für Brismée am Set und wird hierfür auch in den Credits erwähnt. Große Teile der Crew, Darsteller, ebenso der Produzent waren alte Bekannte von Brismée, alle hatten dieselben Klassen der INSAS Filmschule ab 1962 besucht. Das Gesamtbudget von „La plus longue nuit du diable“ ist unbekannt. Von belgischer Seite kamen 8 – 9 Millionen Belgische Francs, damals etwas 250.000 Dollar. Der italienische Anteil dagegen ist nicht näher bekannt. Der jugoslawisch-stämmige Co-Produzent Zeljko Kunkera von Delfino Film stellte mit Erika Blanc, Ivana Novak, Shirley Corrigan und Lorenzo Terzon vier der Darsteller und den Komponisten des schönen Scores, Alessandro Alessandroni. Kunkera hatte einen Assistenten, der ihm beim Verkauf von Filmen nach Übersee half. Dieser Dr. Claudio Rainis wird bei „La plus longue nuit du diable“ auch als Regie-Assistent genannt, war aber niemals am Set. Die IMDb behauptet fälschlich, dies sei ein Pseudonym von Dick Randall. Randall war zwar tatsächlich beim Vertrieb von zwei Kunkera-Produktionen (neben „The Devil’s Nightmare“ noch Mario Bavas „Four Times that Night“, 1971) involviert, aber Dr. Rainis war eine real existierende Person.

 

„The Devil’s Nightmare“ wurde in seinem Entstehungsjahr und im Jahr darauf in zahlreiche Länder wie Italien, Frankreich, Spanien, Japan, GB, USA und Deutschland (?!) vertrieben. Eine deutsche Kinofassung wurde aber – meines Wissens – nie gezeigt.

Veröffentlichungen

Unter dem Titel „The Devil’s Nightmare“ erschien „La plus longue nuit du diable“ nun als Blu-ray Weltpremiere von Mondo Macabro. Andere Labels werden folgen. Die 2k-Abtastung ist so gut gelungen, wie vom Ausgangsmaterial her möglich war. Die Musikspur klingt dabei nicht immer ideal, auch einige Bildverschmutzungen sind geblieben. Es handelt sich um die Unrated-Fassung (längere Lesbenszene).

 

Beim Ton stehen wahlweise Englisch und Französisch mit englischen Untertiteln zur Verfügung. Außerdem ein Audiokommentar von Troy Howarth. Als Special Features sind drei lange Interviews mit Regisseur Jean Brismée, Regie-Assistent Robert Lombaerts und dem belgischen Filmemacher und Autor Roland Lethem vorhanden.

 

Die limitierte Pre-Sale Special Edition enthielt zudem ein 12-seitiges Booklet von Pete Tombs und sechs Lobby Card Reproductions.

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb

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