Dämonen 2

Italien, 1985

Originaltitel:

Dèmoni

Alternativtitel:

Demonios (ESP)

Démons (FRA)

Demons

Dance of the Demons

Regisseur:

Lamberto Bava

Inhalt

Auf einem U-Bahnhof in Berlin bekommt die Studentin Cheryl (Natasha Hovey) von einem entstellten Mann mit Maske (Michele Soavi) zwei Kinokarten für einen ungenannten Film im Metropol-Theater. Zusammen mit ihrer Freundin Kathy (Paola Cozzo) besucht sie die Vorstellung und trifft dort auf George (Urbano Barberini) und dessen Freund Ken (Karl Zinny). Doch die Vorstellung wird zum Albtraum. Realität und Film verschmelzen, und bald sind die Kinobesucher mit einer Horde Dämonen in dem Theatergebäude eingesperrt und kämpfen einen verzweifelten und blutigen Kampf ums Überleben.

Review

„WHAT ARE YOU WAITING FOR? TURN IT OFF!“

 

Zu einem Film, zu dem es so viele Veröffentlichungen mit entsprechendem Bonusmaterial und so viele Reviews im Internet zu finden gibt, macht es wohl wenig Sinn, viel über die Hintergründe zu schreiben. Also machen wir es kurz.

 

Es gibt italienische Genrefilme, die schaut man sich immer wieder an. Zu den Horrorfilmen, die ich persönlich unzählige Male gesehen habe, gehören in jedem Fall Lamberto Bavas zwei Demoni-Filme. Dieser hier war der Erste, auch wenn er in Deutschland erst nach dem Zweiten erschien und somit verwirrenderweise „Dämonen 2“ betitelt wurde. Beide Filme kann man als überaus erfolgreich bezeichnen, ein vorübergehendes Aufflackern alten Gore-Glanzes Made-in-Italy.

 

Demoni hat eine fast schon geniale Grundidee und ist aufgrund seines hohen Action- und Effekt-Gehalts extrem unterhaltsam. Ein Film im Film, Realität und Leinwand vermischen sich, der Zuschauer ist die dritte Ebene. Temporeich werden Charaktere geschaffen und wieder abgeschafft, mit detaillierter Gewaltdarstellung wird nicht gegeizt, und wenn das noch nicht reicht, bekommt man 80er Rocksongs um die Ohren geschmettert. Ein Fest für die Sinne, keine Minute Langeweile, ein Film, den immer wieder gedankenlos genießen kann. Ich hoffe, da sind wir uns alle einig.

 

Deshalb halte ich jetzt einen Moment inne und bewerte mal ganz emotionslos, was ich da heute – zum x-ten Male - gesehen habe. Die Grundidee ist toll. Sie ist sogar so gut, dass man darüber hinweggetäuscht wird, dass „Demoni“ eigentlich gar keine richtige Handlung hat. Die Charaktere sind bloße Schablonen, manche Charakterisierungen geben sogar Anlass für peinliche Berührung. Die darstellerischen Leistungen sind mitunter ebenso fürchterlich, wie die Dialogzeilen, die man diesen Darstellern in den Mund gelegt hat. Natürlich sind nicht alle schlecht, das wäre gelogen. Natasha Hovey und Paola Cozzo spielen ihre Rollen der weiblichen Hauptparts solide. Urbano Barberini kann spielen, allerdings ist sein Part bei näherer Betrachtung etwas seltsam. Vom Pullunder-Popper zum muskelbepackten Alleskönner. Sein Kumpel – gespielt von Karl Zinny – ist irgendwie niedlich, aber dafür kann er ja nichts. Zinny ist auch in Lamberto Bavas „Das unheimliche Auge“ (Le foto di Gioia, 1987) zu sehen. Solide wirken auch Geretta Geretta und Fabiola Toledo als Prostituierte aka Dämonin No 1 und No 2.

 

Bobby Rhodes Figur dagegen ist eine unglaubliche Karikatur eines Zuhälters, man möchte vor Scham im Boden versinken. Nachträglich, denn während des Filmes ist man zu gut unterhalten. Dario Argentos damals erst 15-jährige Tochter Fiore ist als Hannah eine sehr sympathische Figur, was aber keineswegs am Drehbuch, sondern an ihrer Ausstrahlung liegt. Die ehemalige Kinderdarstellerin Nicoletta Elmi darf ihre verdammt herausragend gewachsene Schönheit präsentieren, die sie sich seit ihrem letzten Auftritt in Aldo Scavardas „Giacomino - Odyssee eines Kindes“ (La linea del fiume, 1976) zugelegt hat. Wieder muss ich feststellen, dass die italienischen Filmfrauen der Achtziger Jahre den jungen männlichen Darstellern an Talent überlegen sind. Apropos Kinderstar, auch der bei Demoni inzwischen 13-jährige Giovanni Frezza (Das Haus an der Friedhofsmauer/Das Haus mit dem dunklen Keller) ist in der letzten Szene zu sehen – und gleichzeitig in seiner letzten Filmrolle.

 

Darf ich kurz vor Schluss noch über den Einsatz der Musik meckern? Claudio Simonettis Tracks sind spitze und hervorragend eingesetzt. Bei den Rocksongs sieht es teilweise anders aus, da gibt es das gleiche Problem wie bei Dario Argentos „Terror in der Oper“ (Opera, 1987). Es ist so uncool, wenn man eine spannende Szene mit einem hämmernden Rocksong beginnt, diese dann aber für den Song zu kurz ist, so dass man den Song mittendrin leiser und schließlich abdreht. Apropos Musik: einer der Darsteller des Films im Film ist Schauspieler und Komponist Marcello Modugno, einer der drei Söhne von Domenico Modugno, dem in Italien sehr berühmten Schöpfer des San Remo-Gewinnersongs „Volare.“

 

Dass an diesem Drehbuch gleich vier bekannte Leute – Argento, Bava, Ferrini, Sacchetti – beteiligt waren, ist angesichts des recht dürftigen Inhalts fast schon traurig. Sehr sehenswert dagegen die detailreichen Effekte von Stivaletti, Prestopino und Morosetti. Einige ihrer Props und Creature-Designs aus den Demoni-Filmen (und noch mehr) kann man in Luigi Cozzis Horrormuseum im Untergeschoss des Profondo Rosso Stores in Rom sehen.

 

So…also eigentlich ein schlechter Film? Keineswegs, denn ein hohes Maß an Unterhaltsamkeit ist keine Straftat. Den habe ich garantiert nicht zum letzten Mal gesehen. Ein Film, perfekt für eine große Leinwand.

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Links

OFDb
IMDb

 

 

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