Das Auge des Bösen

Deutschland | Italien, 1972

Originaltitel:

Casa d'appuntamento

Alternativtitel:

La brigada del inspector Bogart (ESP)

Maison de rendez-vous (FRA)

Meurtre dans la 17e avenue (FRA)

The French Sex Murders (USA)

Murder in Paris

Murder on 17th Avenue

The Bogeyman and the French Murders

The Paris Sex Murders

Der Ripper kommt auf leisen Sohlen

Deutsche Erstaufführung:

02. September 1983

Inhalt

In Paris treibt ein psychopathischer Frauenmörder sein Unwesen. Schon bald kann Inspektor Pontaine (Robert Sacchi) einen Verdächtigen präsentieren, der vor Gericht Blutrache schwört und alle am Prozess beteiligten Personen zum Tode verurteilt. Er wird schuldig gesprochen, doch ihm gelingt die Flucht, bis er schließlich einem tödlichen Unfall zum Opfer fällt. Die Karten mischen sich neu, da schon bald eine Mordserie beginnt, die die verheißungsvolle Ankündigung aus dem Gerichtssaal Wirklichkeit werden lässt. Insbesondere im Umfeld des Bordells von Madame Colette (Anita Ekberg) lichten sich die Reihen zusehends. Für Inspektor Pontaine stellt sich nun die wichtige Frage, wer die Rachepläne des Toten umsetzt...

Autor

Prisma

Review

Dieser von Ferdinando Merighi inszenierte und zur Abwechslung einmal in Paris spielende Giallo kann zunächst wegen der spektakulären Besetzung für Aufsehen sorgen, fängt außerdem direkt sehr atmosphärisch mit einer Verfolgungsjagd vor dem Eiffelturm an. Plötzlich traut man jedoch seinen Augen kaum, als man einen äußerst schlampig inszenierten Showdown geboten bekommt, der vielleicht einer der schlechtesten Effekte darstellt, die die Welt des Giallo je gesehen hat. Leider ist es so, dass sich diese Tatsache immer wieder zu häufig bemerkbar macht, wobei sicherlich nicht von einem roten Faden zu sprechen ist. Schnell entpuppt sich die Geschichte, die doch so vielversprechend mit der Ankündigung unerbittlicher Blutrache eines zum Tode verurteilten begann, als inkohärent und verworren, sodass es zu keinen besonders guten Gesamteindruck kommen kann, weil sie schlicht und einfach in beinahe uninteressante und teils langweilige Bahnen geleitet wurde.

 

Dass zwar immer wieder herrliche Kostproben eines ganz besonderen Unterhaltungswertes auftauchen, kann den Film als Ganzes leider nicht retten, der im Trash-Modus aber gut funktioniert. Die fieberhafte und im Verlauf ermüdende Suche nach einem offensichtlich Wahnsinnigen läuft ins Blaue, könnte auch genau so gut durch den Zufall gelöst werden. Als fast skandalös ist das schnelle und verschwenderische Ausrangieren einiger Stars dieser Produktion zu bezeichnen, weil sich die eher schwache Inszenierung dadurch zusätzlich den Boden unter den Füßen wegzieht. Gut funktionieren auf der anderen Seite die klassischen Genre-Zutaten und hier offenbart sich glücklicherweise immer wieder, dass sich die Regie doch sehr bemühte und nicht vollkommen uninteressant inszenierte. Insbesondere die Ermordungsszenen wirken in ihrer seriellen Aufmachung äußerst gelungen und in diesem Zusammenhang ist Vergleichbares wirklich selten zu finden.

 

Wie bereits erwähnt; es werden so einige Köpfe in diesen 86 Minuten rollen, aber noch schockierender als die dazu gehörige Exposition ist die Tatsache, dass es sich um viele der groß angekündigten Stars des Films handelt. Anita Ekberg war zu jener Zeit bereits weniger Star- als Stammbesetzung in diversen belanglosen Produktionen, aber sie hatte ja schließlich noch einen großen Namen von einst zu bieten. Als Chefin des Bordells weiß sie allerdings sehr gut gefallen und derartige Rollen, in denen der Lack oftmals schon fast ab war, haben einen besonderen Reiz. Bereits etwas üppiger und erfahrener, nimmt man ihr daher Frauen mit moralischen Abgründen sehr gut ab. Der heimliche Star des Films trägt jedoch einen ganz anderen Namen. Nein, man nennt sie nicht Barbara Bouchet und auch nicht Rosalba Neri, sondern es handelt sich um die leider viel zu früh verstorbene Schweizerin Evelyne Kraft, die hier in ihrem filmischen Debüt diskret zu begeistern weiß.

 

Für Wiedersehensfreude, oder Giallo- und Trash-Faktor sorgen beispielsweise noch Renato Romano, Peter Martell und Howard Vernon. Gerade bei letzterem ist es erstaunlich zu sehen, wie er wirken kann, wenn die Regie ihn richtig anpackte. In unzähligen Jess Franco-Vehikeln wirkte er jedenfalls häufiger einmal unterfordert und leblos, hier ist die Performance nachhaltiger. Die Rolle des Inspektors vertraute man Robert Sacchi an, dessen Darstellung und Interpretation leider uninteressant und missglückt ist, wobei aber die Meinungen sicherlich weit auseinander gehen dürften, da es sich definitiv einmal um eine etwas anders angelegte Rolle handelt. Das größte Rätsel der Besetzungsliste stolpert jedoch in Form von Rolf Eden umher, mit dessen schmierigem Charakter man sich ganz schnell anfreunden kann. Im Endeffekt hören sich die teils großen Namen der Besetzung jedenfalls besser an, als ihre tatsächlichen Leistungen aussehen, doch eines garantieren sie wohl uneingeschränkt, nämlich einen typischen Wiedererkennungswert.

 

Mit Ferdinando Merighis Beitrag ist sicherlich kein Meisterwerk geboren worden, dafür ist der Mix aus allen möglichen Komponenten einfach zu diffus und zu wenig stilvoll oder elegant ausgefallen. Ein Psychopath, dubiose Wissenschaftler, ein berüchtigtes Bordell mit allerhand zwielichtigen Gestalten, grausame Morde mit teils deftiger Exposition, sporadische Sex-Würze und sogar ein mysteriöser Horror-Einschlag reißen jedenfalls nichts wirklich Außergewöhnliches heraus. Ganz im Gegenteil, denn man bekommt eher den Eindruck, dass unbedingt ein wirkungsvoller Beitrag zusammengebastelt werden wollte. Es ist in der Tat nicht weiter schlimm, wenn diese Masche trotz Vorhersehbarkeit wenigstes zu unterhalten weiß. Dabei ist es begrüßenswert, dass meistens ordentlich auf die Effekt- und Spannungstube gedrückt wurde. Viele Szenen sind sehr rasant ausgefallen und können im Endeffekt mit einem bestimmten Flair punkten, wenn die Atmosphäre auch oftmals kleinere Aussetzer vorzuweisen hat.

 

Der Aufbau von "Das Auge des Bösen" ist bei nicht permanentem Hinterfragen der Wahrscheinlichkeit ganz ordentlich gelungen, der Anfang des Films zeigt auch gleichzeitig sein sprödes Ende. Hin und wieder sind einige sehr gute Einfälle aufzuspüren, die das Anschauen wie im Flug vergehen lässt, auch die musikalische Untermalung deckt die unterschiedlichen Stimmungen, Bilder und Szenen blendend ab. Natürlich gibt sich die Produktion auch effekthascherisch und plakativ, wobei schnelle Schnitte zum Tragen kommen, Köpfe rollen, das Blut in Fontänen sprudelt, und so weiter. An Brutalität fehlt es also insgesamt bestimmt nicht und die hauptsächlich umgangssprachlich-trivialen Dialoge bereiten ein angemessenes Vergnügen als Aushängeschild, sorgen in Verbindung mit den richtigen Gesichtern sogar für eine enorm hohe Glaubwürdigkeit. Als Genre-Vertreter ist "Das Auge des Bösen" eher durchschnittlich, als Giallo sogar zu wenig extravagant oder elegant ausgefallen, aber in Sachen Unterhaltung, Besetzung und Spaßfaktor kann man sich letztlich unter gar keinen Umständen beklagen.

Autor

Prisma

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