Venus in Furs

Deutschland | Italien | Großbritannien, 1969

Originaltitel:

Paroxismus

Alternativtitel:

Vênus em Fúria (BRA)

Black Angel (GBR)

Può una morta rivivere per amore? (ITA)

Paroxsysmos

Regisseur:

Jesús Franco

Kamera:

Angelo Lotti

Inhalt

Jimmy (James Darren) ist Trompeter in einer angesagten Jazz-Combo, doch sein Dasein ist gezeichnet von Unzufriedenheit und Lethargie. Als er wie üblich am Strand spazieren geht, um über sich nachzudenken, macht er eine grauenvolle Entdeckung: er findet eine Tote (Maria Rohm). Da er jedoch glaubt die Frau zu kennen, ist der Schrecken umso größer, schließlich erinnert er sich an eine Situation auf einem Empfang des türkischen Fürsten Ahmed (Klaus Kinski), als eine Frau in seiner Gegenwart zu Tode gepeitscht wurde. Nun scheint es so, als liege genau jene Frau tot vor ihm. Eine anschließende Tournee lässt wieder Gras über die Sache wachsen, doch Jimmy zweifelt immer mehr an seinem Geisteszustand, zumal er der Toten wieder begegnet, aber dieses Mal lebendig...

Autor

Prisma

Review

Anders als der Titel dieses Films vermuten lässt, stützt sich Jess Francos Beitrag nicht auf die gleichnamige Novelle des österreichischen Schriftstellers Leopold von Sacher-Masoch, die im Produktionsjahr 1968 als Basis für Massimo Dalamanos "Venus im Pelz" herangezogen wurde. Durchaus inspiriert von der Tatsache, dass angesichts des Titels eine Art Fetischisierung stattfindet, ist es hier die Protagonistin Wanda, die Projektionsfläche für Erotik und - man muss es sagen - Ästhetik wird. In jenen Jahren bekam der Zuschauer noch einen anderen Franco angeboten, was sich einige Zeit später schon drastisch ändern sollte. Hier zeigt sich ein Hauptaugenmerk bezüglich der erotischen Erzählstruktur und man kommt in den Genuss von beinahe poetisch angehauchten Bildern, die mit erstaunlich starker musikalischer Untermalung zu einer besonderen Gesamtkomposition werden. Sicherlich ist es auch zusätzlich ein wenig der Tatsache geschuldet, da seriösere Produktionsfirmen als Co-Financiers mit das Sagen hatten.

 

So beispielsweise die Constantin-Tochter Terra Filmkunst, sodass es naturgemäß zu einem Ergebnis kommen konnte, das nicht immer gerade Franco-typisch aussieht, aber buchstäblich exemplarisch offenlegt, welches große Talent eigentlich im spanischen Regisseur gesteckt hat, allerdings viel zu häufig keinen optimalen Abruf fand. Nichts wirkt hier schnell heruntergekurbelt oder eilig zusammengebastelt, ganz im Gegenteil: es entfaltet sich ein Gesamtbild, das sich durchaus sehen lassen kann. Die Darsteller-Riege ist für Franco/Towers-Verhältnisse altbekannt, aber ebenso einladend ausgefallen. Die Reise durch dieses ansprechende Produkt der Fantasie gibt sich von vorne herein traumwandlerisch, aber auch auffallend verzerrt. Intensive visuelle und akustische Eindrücke fördern die Aufmerksamkeit enorm und die zugegebenermaßen manchmal seicht anmutende Geschichte bleibt unheimlich spannend und faszinierend bis zum Ende. Was insgesamt sehr gut ankommt, ist, dass man es inszenatorisch und stilistisch gesehen mit einem wirklich einwandfreien Jess-Franco-Film zu tun hat.

 

Die Hauptfigur der Produktion bekam von Maria Rohm, der Ehefrau des hier verantwortlichen Produzenten Harry Alan Towers, ein sehr passendes und vertrautes Gesicht mit auf den Weg und es ist immer wieder eine besondere Freude, die attraktive Österreicherin agieren sehen. Wie so oft mit der eigentlichen Hauptrolle vertraut, reichte man sie wie beinahe ebenso üblich in den Titelcredits etwas nach hinten. Ihre durchaus vorhandene Ausstrahlung ist hin und wieder nur schwer zu beschreiben. Da sie oft in Rollen zu sehen war, die nicht besonders viel herzugeben wussten, ist man vielleicht hin und wieder dazu geneigt, die Darstellerin mit den tiefen Augen zu unterschätzen, spielte sich doch gut ⅓ ihrer Karriere unter dem teilweise einseitig inszenierenden spanischen Regisseur ab. Hier ist sie jedoch definitiv in einer ihrer besten und vor allem effektivsten Interpretationen unter Jess Franco zu begutachten, und es kommt zu vielen sinnlichen Phasen, die nicht zuletzt ihrem Gespür zu verdanken ist, die Szenerie vereinnahmen zu können. Geheimnisvoll und verführerisch liefert sie regelrechte Bildstrecken der Ästhetik, präsentiert aber auch eine nahezu gespenstische Aura.

 

Ihre britische Kollegin Margaret Lee, die nach Angaben von Maria Rohm auch privat mit ihr befreundet gewesen sein soll, arbeitet in diesem Zusammenhang sehr gut in dieses Gesamtbild hinein, wobei Barbara McNair, die hier den Titelsong beisteuerte, deutlich das Nachsehen hat, insbesondere beim Vermitteln und Übertragen spürbarer Emotionen, von denen "Paroxismus" über die Maßen lebt. Interpreten wie Dennis Price und Klaus Kinski runden das Geschehen gekonnt ab, ohne jedoch bahnbrechend in Erscheinung zu treten. Jess Franco inszenierte seinen Film phasenweise wie einen Traum in surrealen Bildern und obwohl die Eindrücke schemenhaft zurückbleiben, ordnet sich das Gesamtbild wie von selbst. Hier ist es ausnahmsweise nicht die Geschichte an sich, die Akzente versetzen kann, sondern die wirklich ambitionierte Verfilmung eines Stoffes, der innerhalb und außerhalb der Jess-Franco-Welt einen gehobenen Standard vermitteln kann. Aus diesen Gründen und nicht zuletzt wegen Maria Rohms Performance sehr faszinierend!

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Prisma

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