...und morgen fahrt ihr zur Hölle

Frankreich | Deutschland | Italien, 1967

Originaltitel:

Dalle Ardenne all'inferno

Alternativtitel:

De la gloire à l'enfer (FRA)

La gloire des canailles (FRA)

Das Ardenas ao Inferno (POR)

Dirty Heroes (USA)

Inferno in den Ardennen

Deutsche Erstaufführung:

12. Juli 1968

Inhalt

Den Soldaten der US-Army, Mortimer (Frederick Stafford) und Randall (Howard Ross), gelingt die Flucht aus einem deutschen Strafgefangenenlager in den besetzten Niederlanden. In Amsterdam wollen sie Mikrofilme und Diamanten in Millionenhöhe stehen, doch die Zeit drängt, da man sich kurz vor Ende des Krieges befindet und bereits alles vorbereitet wird, um das sinkende Schiff zu verlassen. Auf dem Weg zu den Zielobjekten paktieren sie mit dem einheimischen Widerstand, der unter der Führung des Partisanen Luc Rollman (Adolfo Celi) steht. Aufgrund eines dunklen Geheimnisses in der Vergangenheit von Kristina von Keist (Daniela Bianchi), deren Mann Edwin (Curd Jürgens) General bei der Wehrmacht ist, kann sie dazu bewegt werden, den Partisanen geheime Informationen über den Aufbewahrungsort der Diamanten zu beschaffen. Doch es wird auch an anderen Fronten gekämpft. SS-General Hassler (Helmuth Schneider) und General von Keist führen einen unerbittlichen, internen Machtkampf aus, der eine Katastrophe heraufzubeschwören droht...

Autor

Prisma

Review

Alberto De Martino kann als einer der Regisseure angesehen werden, die sich nahezu jedem Genre verpflichteten und mitunter beachtliche Arbeiten für das Gros des Unterhaltungskinos zustande brachten. Mit seinem starbesetzten Kriegsfilm "...und morgen fahrt ihr zur Hölle" aus dem Jahr 1967, blickt man auf einen spannenden und atmosphärisch dicht gestalteten Ausstattungsfilm, der neben dem Hauptthema viele unterschiedliche Inhalte aufgreift, somit einen breit gefächerten Abwechslungsreichtum innerhalb des naturgemäß bestehenden Kriegskorsetts anbietet. Der schnelle Einstieg schildert die gefährliche Flucht aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager in den Niederlanden sehr eindringlich und legt den Grundstein für Spannung, Action und Tempo, was den kompletten Verlauf bestimmen wird. In den gleichen Momenten stellen sich die Hauptpersonen jeder Seite praktischerweise selbst vor und gleichzeitig werden die unbequemsten Gegenspieler und rücksichtslosen Vertreter der Kriegsmaschinerie gebrandmarkt. De Martino legt im Rahmen der Konstellationen jedoch wert auf Differenzierungen, was insbesondere bei den Generälen Hassler und von Keist deutlich wird. Obwohl sie eigentlich auf der gleichen Seite operieren, präsentiert sich einerseits ein rücksichtsloser, aggressiver und bestialischer SS-Fanatiker des deutschen Gedanken, auf der anderen Seite blickt man auf einen resignierten Offizier, der weiß, dass das Ende nah ist und sich die Illusionen vom Endsieg nicht erfüllen werden. Alleine diese Konfrontation der gegensätzlichen Ideale bietet genügend Sprengstoff und es ist interessant zu sehen, wer sich tatsächlich auf einem Schleudersitz befindet. Die konspirativen Machenschaften von Flüchtigen und Partisanen wirken im frühen Stadium bereits so, als beschwören sie eine unausweichliche Katastrophe herauf, sodass es kaum zu Atempausen in der ausgewogenen Geschichte kommt.

 

Die sympathischen Helden dieses Manövers sind die flüchtigen Kriegsgefangenen Frederick Stafford und Howard Ross, die jederzeit von der tödlichen Gefahr eingeholt werden könnten, dementsprechend sehr authentisch agieren. Insbesondere der gebürtige Österreicher Stafford formt seine Figur sehr nachhaltig und stattet sie mit Cleverness, Charme und subtilem Humor aus, unterstützt außerdem bereitwillig eine vorprogrammierte Romanze, die sich mit der schönen Kristina von Keist, alias James-Bond-Darstellerin Daniela Bianchi anbahnt. Die Italienerin bereichert die Story nicht nur als Blickfang, sondern bietet ungewöhnlich feine Zwischentöne an, was ihrer Darbietung überdurchschnittlich viel Tiefe verleiht und in etlichen gleichartigen Filmen häufig zugunsten reißerischer Tendenzen weichen musste. Weitere Konturen bekommt die Geschichte durch Adolfo Celi, Michel Constantin oder John Ireland verliehen und diese globale Spiellaune lässt sich auch auf der Seite der Hauptakteure im Wehrmachts- und SS-Lager finden. Obwohl es gerade die Skizzierungen der deutschen Akteure in solchen Beiträgen sind, die Dichte und Glaubhaftigkeit miteinander vereinen und es ein großes Vergnügen ist, bestimmte Schauspieler zu sehen, darf vielleicht ein wenig kritisch angemerkt sein, dass der internationale Film gerade deutsche Stars gerne Klischee-Buchungen auferlegte, was in vielen Fällen verschwenderisch wirkt. Hier entwickelt sich die Verpflichtung von Curd Jürgens und Helmuth Schneider als regelrechter Coup, da sich die beiden Mimen gegenseitig mit hochklassigem Schauspiel übertrumpfen. Curd Jürgens thematisiert das, was viele der hohen SS-Offiziere nicht wahrhaben wollen: »Wir sind am Ende, wir haben den Krieg verloren!« Seine Resignation provoziert SS General Hassler, der sich direkt mit einer Vergeltungsmaßnahme am Anfang des Films vorgestellt hatte, indem er 30 holländische Zivilisten exekutieren ließ.

 

Permanent geraten die beiden Befehlshaber aneinander, denn von Keist billigt die kompromisslosen Methoden Hasslers nicht und wirft ihm vor, die Konfrontation nur voranzutreiben. Umgekehrt beschuldigt der SS-Offizier seinen Kollegen der Wehrmacht, er glaube nicht an die Idee und den Führer, sodass sich aus einem halbwegs kultivierten Umgang blinder Hass entwickelt. Starke Momente offenbaren sich generell in der darstellerischen Interaktion, die von hohen, gegenseitigen Widerständen bis deutlichen Annäherungen alles zu bieten hat. Für Dramatik sorgt schließlich eine hohe Anzahl von Opfern, insbesondere in der Riege der Sympathieträger, aber auch das Liquidieren der vielen unschuldigen Namenlosen kreiert eine zusätzlich bedrückende Atmosphäre. Die Dramaturgie an sich wirkt schlussendlich nicht außergewöhnlich, doch am wichtigsten ist, dass sie das Potential zum Mitfiebern bereitstellt. Sachliche Klänge von Ennio Morricone und Bruno Nicolai charakterisieren die vielen Gesichter des Krieges und veredeln jeden Moment mir passenden Arrangements. Auch auflockernde Töne spart sich das Szenario nicht auf, die sich jedoch alleine dadurch rechtfertigen, dass sie die ernste Thematik nicht aufweichen, sondern ein paar willkommene Hoffnungsschimmer aufweisen. Bemerkenswert ist die gute Ausstattung, insbesondere in Form von schwerem Kriegsgerät und pyrotechnischer Action, alles wirkt in diesem Zusammenhang authentisch und alles andere als sparsam aufgefahren. Insgesamt gesehen ist "...und morgen fahrt ihr zur Hölle" ein sehenswerter Kriegsfilm geworden, bei dem viel Aufwand betrieben wurde und dessen Inhalte nie zu kopflastig in eine Richtung gehen. Versehen mit einer sorgsam konstruierten Haupt- und Nebenhandlung und genügend Entfaltungsmöglichkeiten für die Charaktere, vergehen diese teils schweren, etwa 100 Minuten wie im Flug. Als Fazit darf also betont werden, dass man es mit einer der besseren Abhandlungen des Genres zu tun bekommt.

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