Der Turm der verbotenen Liebe

Frankreich | Deutschland | Italien, 1968

Originaltitel:

Der Turm der verbotenen Liebe

Alternativtitel:

La tour de Nesle (FRA)

Le dolcezze del peccato (ITA)

She Lost Her... You Know What (GBR)

Tower of Screaming Virgins (USA)

Tower of Sin

The Sweetness Of Sin

Deutsche Erstaufführung:

02. September 1968

Drehbuch:

Kurt Nachmann

Inhalt

Königin Marguerite de Bourgogne (Teri Tordai) konnte ihre Machtposition in Paris bedeutend ausbauen, da sich ihr Gatte, König Ludwig X, seit einiger Zeit auf Feldzug befindet. Keinen Einfluss scheint sie allerdings auf eine beunruhigenden Mordserie zu haben, die sich in der Nähe eines Turmes abspielt und die die Bevölkerung sehr verunsichert. Oder vielleicht doch? Ein Überlebender namens Buridan (Jean Piat) berichtet von maskierten Frauen und glaubt eine von ihnen auf einem Empfang der Königin wieder zu erkennen: Marguerite selbst! Tatsächlich gibt sich Marguerite an diesem abgeschotteten Ort Ausschweifungen mit jungen Edelmännern hin, die diese heißen Nächte jedoch nicht überleben sollen. Für Buridan wird es erneut gefährlich, da er sein Wissen gewinnbringend einsetzen will...

Autor

Prisma

Review

Der österreichische Regisseur, Produzent und Autor Franz Antel zeigte sich in seiner langen Karriere für über 100 Spielfilme verantwortlich und war zur Entstehungszeit zu "Der Turm der verbotenen Liebe" längst als Initiator für freizügige Stoffe bekannt. Dieser Beitrag soll angeblich auf einer Novelle von Alexandre Dumas dem Älteren basieren, was nach den hier gebotenen Eindrücken jedoch eher wie eine überaus freie Interpretation aussehen will. Die Präsentation kleidet sich in das Gewand des landläufig bekannten Abenteuerfilms, wenngleich es unter Antels Bearbeitung erwartungsgemäß zu gewissen Variationen kommt. Die Geschichte ist somit eng an die seinerzeit gängigen bundesdeutschen Sehgewohnheiten angepasst, sodass der interessierte Zuschauer nicht nur einen aufwändigen Ausstattungsfilm zu sehen bekommt, sondern gleichzeitig einen mit Erotik und ungewöhnlich ausgiebiger Textilfreiheit angereicherte Geschichte, deren Verlauf eine Doppelstrategie im Rahmen des Aufgreifens geschichtlicher Zusammenhänge und dem genüsslichen Verbreiten zweideutiger Anspielungen fährt. Mit einem Produktionsbudget von über zwei Millionen D-Mark und einem Großverleih im Rücken, konnte qualitativen Ansprüchen Genüge getan werden. Ursprünglich war der Film mit unterschiedlichen Stabsangaben bereits für die Saison 1966/67 angekündigt worden. Unter anderem sollten beispielsweise Sylva Koscina, Horst Frank, Harald Leipnitz, Pascale Petit, Eddi Arent oder Karin Dor unter einem anderen Regisseur agieren, was trotz dieser interessant klingenden Alternativen nicht zustande kommen sollte. Als Zugpferd der Antel'schen Produktion fungiert schließlich "Frau Wirtin"-Star Teri Tordai, die in dieser Melange aus mehreren Genres nicht nur ihre hüllenlose Qualitäten, sondern auch mehrfach ihre Leinwand-Dominanz unter Beweis stellen wird.

 

Im Sinne der Zugkraft als Publikumsmagnet dürfte Uschi Glas ihrer ungarischen Kollegin in nichts nachgestanden haben, allerdings funktioniert ihre Rolle als Gegenentwurf leider nicht effektiv, da die Deutsche sich dem Konzept des Films gewissermaßen unmotiviert beugt. Als Musterbeispiel der Zugeknöpftheit stellt Glas' Darbietung schließlich kaum einen Mehrwert für diese Produktion dar, obwohl ihr im späten Verlauf noch eine Schlüsselfunktion zuteil wird. Im Vergleich mit Tordai hinkt sie daher im Wesentlichen hinterher. Nicht etwa, weil die Freizügigere der beiden gerade in diesem Zusammenhang mehr anzubieten hat, sondern weil sie sich in Sachen Spiellaune und Präsenz einfach mehr in den Fokus rücken kann. Uschi Glas gelingt dieser Ausbruch aus Pauker- und Schätzchen-Filmen daher nicht und es bleiben hartnäckige Eindrücke der Belanglosigkeit zurück. Andere Register kann ihr französischer Partner Jean Piat ziehen, der die Szenerie auf männlicher Seite sehr gut ausfüllen kann. Seine Agilität kann den Verlauf immer wieder in rasante Phasen manövrieren, was das markante Tempo merklich unterstreicht. Viele zeigefreudige Damen staffieren das Szenario immer wieder ansprechend aus, doch es geht keineswegs nur um eine erotisch gefärbte Abhandlung, sondern es sind tatsächlich auch ein paar ernste Untertöne wahrzunehmen, wenngleich diese zunächst nicht die prominenteste Rolle spielen. Im Kreise der Entourage ist vielleicht noch Alt-Star Rudolf Forster zu erwähnen, der zwar nur eine kleine, aber gleichzeitig seine letzte vollendete Rolle zum Besten gibt. Mit hoheitsvoller Aura und der immer noch auffälligen Präsenz seiner Person kann der geschätzte Darsteller seinen doch übersichtlich ausgefallenen Auftritt in bekannter Manier ausbuchstabieren. Rudolf Forster starb wenig später, noch während der Dreharbeiten zu Hans Schott-Schöbingers Spielfilm "Von Haut zu Haut".

 

Alle Wege und Umwege führen hier buchstäblich zu der vor Schönheit geradezu strahlenden Teri Tordai, die aber nicht alleine dafür verantwortlich sein sollte, sich diesen nicht uninteressanten Streifen anzuschauen. Sicherlich vermischt Franz Antel die Story ganz nach Art des Hauses mit allerlei zeitgenössischem Kolorit, was aber nicht gleichzeitig heißt, dass die Abhandlung auf der Strecke bleibt. Eher nimmt man erstaunt das Gegenteil wahr, denn es zeigen sich immer wieder dichte Phasen der Ernsthaftigkeit. Dass es sich unterm Strich aber um ein zweigleisig fahrendes Hybrid handelt, lässt sich nicht wegdiskutieren. Rasante Strecken sorgen für eine durchgehende Spannung, sodass der Verlauf sich nicht mit Durchhängern auseinandersetzen muss. Auch liebäugelt die Produktion immer wieder mit geschichtlichen Zusammenhängen, um vielleicht am bitteren Ende nicht in eine bestimmte Schublade verfrachtet zu werden. "Der Turm der verbotenen Liebe" lässt einen vielleicht etwas zu lange in der Schwebe, bis das persönliche Urteil gefällt wird, doch stehen und fallen derartige Produktionen stets mit der Dosierung und dem Angebot. Dieses wirkt hier in der Tat reichhaltig genug, um von Anfang bis Ende überzeugen zu können, und auch der immer um Ausgleich bemühte Verlauf bietet einiges zwischen Kurzweiligkeit und Drama an. Lediglich bei der Schauspielführung hätte es in einzelnen Fällen etwas geordneter zugehen dürfen. Der Weg zum dramatisch angelegten Finale wird zwischenzeitlich mit musikalischen Themen untermalt, die in deutschen Western und "Dr. Fu Man Chu"-Filmen zu finden waren, und am Ende stellt sich tatsächlich heraus, dass die Geschichte nicht nur mit überraschenden Wendungen und komplexen Verschachtelungen aufzuwarten versucht, sondern dass insgesamt ein hoher Aufwand betrieben wurde. Mit "Der Turm der verbotenen Liebe" blickt man sicherlich auf eine von Franz Antels besseren Verfilmungen. Ansprechend und unterhaltsam.

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Prisma

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