Totò Double or Nothing?

Italien, 1956

Originaltitel:

Totò lascia o raddoppia?

Alternativtitel:

Toto hagyja vagy rádupláz (HUN)

Totó na Televisão (PRT)

Totò - Kvitt eller dubbelt (SWE)

Inhalt

Der neapolitanische Herzog Gagliardo della Forcoletta dei Prati di Castel Rotondo (Totò) ist ein verarmter Adliger, der sein einstiges Vermögen bei Pferdewetten verspielt hat. Er lebt zusammen mit seinem ehemaligen Stallburschen Camillo (Carlo Croccolo), der nun als sein Diener fungiert. Seit einem Jahr ist er der Wirtin seiner Pension die Miete schuldig, weshalb Herzog und Diener nicht mehr bei ihr essen dürfen.

 

Als Forcoletta erfährt, dass er eine uneheliche Tochter hat, weiß er nicht so recht, wie er sich dieser annähern soll. Elsa (Valeria Moriconi) arbeitet in einem Café und will bald den Kellner Bruno (Gabriele Tinti) heiraten. Um das Geld hierfür zu bekommen, nimmt er an der Quiz-Show „Lascia o radoppia“ teil, doch Bruno scheitert an der letzten Frage.

 

Forcoletta merkt, dass er mit Kusshand alle Fragen, die der Quizmaster stellt, beantworten kann, und so nimmt er ebenfalls an der Show teil. Doch dann schließen zwei Mafiosi eine Wette auf ihn ab, was ihn in Lebensgefahr bringt, denn keiner von beiden will sein Territorium an den anderen verlieren.

Review

„Lascia o radoppia“ war eine italienische Quiz-Show, die von 1955 bis 1959 auf dem staatlichen Sender RAI lief und somit auch von staatlichen Geldern finanziert wurde. Moderiert wurde „Lascia o radoppia“ von dem bekannten Showmaster Mike Bongiorno, unterstützt von der Assistentin Edy Campagnoli. Beide sind auch im hier besprochenen Film dabei.

 

Der unter der Regie von Camillo Mastrocinque gedrehte TOTÒ, LASCIA O RADOPPIA? entstand nach einem Drehbuch von Age & Scarpelli, Marcello Marchesi und Vittorio Metz. Es ist nicht Tiefsinniges dabei, dafür hat man es hier mit einer besonders schwungvollen und obendrein hervorragend besetzten Totò-Komödie zu tun. In dieser lernt der Zuschauer als Erstes den verarmten Herzog kennen, der Totò-typisch seinen Unterhalt auf nicht ganz legale Weise bestreitet. Er gibt Tipps auf der Rennbahn. Dabei empfiehlt er einer jeweils jeden Gaul im Rennen einer anderen Person, somit kann er gar nicht verlieren, und das ohne eigenen Einsatz. Der Gewinner muss die Siegesssumme mit ihm teilen. Dieses Mal gibt er allerdings dem emigrierten Chicago-Mafiosi Nick Molise (Bruce Cabot) einen falschen Tipp, so dass dieser nicht gut auf ihn zu sprechen ist.

 

Auf der Rennbahn trifft er zufällig den Notar Baracca, der schon seit einem Jahr nach ihm sucht. Im Jahr 1934 hatte Forcoletta anscheinend eine Affäre, aus der eine Tochter hervorging, von der er nichts weiß. Da die Mutter nun verstorben ist, bittet sie den damals noch wohlhabenden Herzog, sich um die Tochter Elsa (Valeria Moriconi) zu kümmern. Dummerweise besitzt er aber keine Lire mehr. Er begibt sich in das Café, wo Elsa arbeitet und als er vorsichtig das Thema Vaterschaft anspricht, macht Elsa aus ihrer Verachtung für den Mann, der die Familie im Stich ließ und ihren Vorstellungen nach an der Côte d’Azur in Saus und Braus lebt, keinen Hehl. Und so wagt Forcoletta es nicht, sich ihr zu offenbaren.

 

Elsas Verlobter Bruno (Gabriele Tinti) ist derweile im TV zu sehen. Zur Erklärung: in der Show „Lascia o radoppia“ mussten die Teilnehmer über mehrere Folgen der Sendung Fragen zu einem einzigen bestimmten Fachgebiet beantworten, bis sie – im günstigsten Fall – den Betrag von 2,560,000 Lire erreichten. Dann musste die Entscheidung getroffen werden: behalten oder verdoppeln. Wer sich fürs Verdoppeln entschied, konnte mit einer besonders schweren dreiteiligen Frage 5,120,000 Lire (etwa 8.000 Dollar) gewinnen. Schaffte man es nicht, hatte man auch alles Bisherige verloren. Bruno, Elsas Verlobter, hat sich in TOTÒ, LASCIA O RADOPPIA? für den Bereich Schlagermusik entschieden und scheitert an der letzten Frage, die Komiker Totò vor dem Bildschirm als kinderleicht bezeichnet. Denn der Song „Malafemmena“, nach dessen Autor Bruno gefragt wird, stammt von einem gewissen Antonio de Curtis – also Totò selbst. Ein augenzwinkernder Moment.

 

Nun will der Herzog einspringen. Indem er in der Quiz-Show Fragen zu einem Thema beantwortet, mit dem er sich wirklich gut auskennt – Pferderennen – will er die 5,120,000 Lire gewinnen und Elsa und Bruno das Café kaufen, in dem die beiden arbeiten. Forcoletta fällt die Beantwortung der Fragen denkbar leicht und wird über Nacht zum Star. Ähnlich lief es auch in der Realität. Wer bei „Lascia o radoppia“ mitmachte, rückte quasi über Nacht ins Licht der Öffentlichkeit, und war man gut oder gar gutaussehend winkten eine breite Berichterstattung, Fotos auf Magazin-Covern, tausende Liebesbriefe etc. Man musste allerdings auch damit rechnen, dass die Presse unschöne Dinge über einen ans Tageslicht brachte.

 

Forcoletta genießt zunächst den neuerworbenen Fernseh-ruhm, doch dann droht Ärger. Die Mafiosi Joe Taccola (Rocco D’Assunta) und Nick Molise (Bruce Cabot) schließen Wetten auf Forcoletta ab, darauf, ob er am Ende verdoppeln oder es bleiben lassen wird. Zunächst wetten sie nur um Pelzmäntel für ihre Freundinnen Colomba (Rosanna Schiaffino) und Ellen (Dorian Gray). Dann jedoch um ihr Territorium. Nun erhält Forcoletta Morddrohungen von Beiden, und das Quizfinale wird für ihn zu einer tödlichen Gefahr. Doch ausgerechnet Taccolas Freundin Ellen hat einen Narren an Forcoletta gefressen und will ihm aus der Bredouille helfen.

 

TOTÒ, LASCIA O RADOPPIA? profitierte zum Kinostart natürlich von der Popularität der TV-Show, die eine wichtige Grundlage für die Rahmenhandlung bildet. Flankiert wird die Story von dem beim italienischen Publikum (nicht jedoch bei den Filmkritikern) sehr beliebten Komiker Totò, drei ausgesucht schönen weiblichen Nebendarstellerinnen und Hollywood-Star Bruce Cabot als „unerwünschtem Ausländer“. Der Film macht sehr viel Spaß und ist derzeit auf Netflix im Original mit deutschen Untertiteln verfügbar. In der italienischen Fassung wurde Bruce Cabot von Renato Turi gesprochen, Dorian Gray von Lydia Simoneschi.

 

Als kleines Nebendetail sei noch erwähnt, dass die Namen des Herzogs und seines Dieners nicht zufällig gewählt sind. Der Adelstitel Totòs im Film bezieht sich auf des Komikers eigene Abstammung, während sein Diener, der pausenlos Ohrfeigen erhält, den Vornamen des Regisseurs Mastroncinque trägt, Camillo. Die Kritik geht im Nachhinein allerdings wenig gnädig mit TOTÒ, LASCIA O RADOPPIA? um. Zu kommerziell und somit schädlich für den Gesamtstil des Komikers, der hier sehr vom Drehbuch eingeschränkt wird. Mir egal, mir hat es gefallen.

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