Der Swimmingpool

Frankreich | Italien, 1969

Originaltitel:

La piscine

Alternativtitel:

A Piscina (BRA)

The Sinners (GBR)

The Swimming Pool (USA)

Deutsche Erstaufführung:

08. Mai 1970

Regisseur:

Jacques Deray

Inhalt

Schneider und Delon spielen ein liebeshungriges Paar, das seine Ferien in einem Sommerhaus in Saint Tropez verbringt und es sich so richtig gut gehen lässt. Man sonnt sich, trinkt Orangensaft, zieht ein paar Runden im Swimmingpool, neckt sich, knutscht ein wenig, genießt den Müßiggang. Urlaub halt. Dann taucht Ronet auf, im Film Schneiders Ex, der seine pubertierende Tochter (Birkin) im Schlepptau hat und mit Delon offenbar so eine Art Hassfreundschaft pflegt. Latente Spannungen und so. Der Ex und der Neue, immer ein bisschen Wettkampf, Neid, Eifersucht, bla bla bla. Delon verführt Birkin, was Ronet verständlicherweise erzürnt. Die Männer tragen einen nächtlichen Kampf aus, in dessen Verlauf Delon seinen Kontrahenten im Pool ersäuft. Seine Spuren verwischt er nicht besonders gründlich, weshalb Schneider hinter den Tathergang kommt. Als die Polizei ihre Ermittlungen aufnimmt, schweigt sie jedoch — ein spannender Moment, den Jacques Deray leider achtlos verpuffen lässt. Als die Polizei ihre Ermittlungen einstellt — das Ganze wandert als Unfall in die Akten — und Birkin als Halbwaise das Feld räumt, sind Delon und Schneider wieder allein, doch ihre Beziehung ist von nun an von Misstrauen, Verachtung und Abhängigkeit verseucht.

Review

Kaum zu glauben, aber dieser Film läutete 1969 die zweite (und eigentliche) Karriere Romy Schneiders als Kassenmagnet in Frankreich ein. Gedreht zwischen August und Oktober 1968 im sonnendurchfluteten Südfrankreich, mauserte sich »La piscine« zur vierterfolgreichsten französischen Kinoproduktion der Saison. Es stellte bereits die vierte Zusammenarbeit von Alain Delon und Schneider dar; mit Regisseur Deray sollte Delon insgesamt neun Mal drehen. Die Erwartungshaltung war enorm: Fünf Jahre nach der Blitztrennung, der eine fünfjährige Skandalbeziehung vorausgegangen war, spielte das einstige Boulevardblatt-Traumpaar wieder zusammen - in einem »erotischen Thriller«, hieß es. Da beide mittlerweile anderweitig liiert waren (und mit diesen Partnern auch je ein Kind hatten), witterte die Presse schon eine neue skandalöse Eskapade, die, soviel darf verraten werden, ausblieb. Romys Gatte Harry Meyen wartete mit dem Sohnemännchen im Hotel, während Romy mit Alain am Pool schäkerte, und Delons Angetraute Nathalie hütete den kleinen Anthony in Paris, während sie auf die Scheidungspapiere wartete. (Die Ehe wurde 1969 geschieden, aber nicht wegen Romy, sondern wegen Mireille Darc und Delons krimineller Aktivitäten, die u. a. zum gewaltsamen Tode eines seiner Leibwächter geführt hatten.)

 

»La piscine« weckt mit seiner Bombenbesetzung, seinen schick durchgestylten Bildern, seinem exquisiten easy listening soundtrack von Michel Legrand und seiner sich spannend lesenden Story wahrlich hohe Erwartungen, um sie dann Schritt für Schritt systematisch zu enttäuschen. Statt eines Feuerwerks erlebt man gähnende Langeweile. So wartet man sage und schreibe 70 Minuten auf den plot point! Es ist nicht abendfüllend, schönen Menschen beim Sonnenbaden in schöner Umgebung zuzugucken. Da hilft es auch nicht, wenn Delon und Schneider ein bisschen »Fifty Shades« light spielen und Jane Birkin einen auf Lolita macht. Schneider trägt abwechselnd einen black bikini, weiße Badeanzüge und schnieke Designerroben von Courrèges. Sie raucht und hört Jazz, räkelt sich lasziv am Pool, im Bett, auf der Couch und tauscht Blicke mit Maurice Ronet, Birkin und Delon. Nach einer halben Stunde ist der Zuschauer soweit, sich einen Traumurlaub an der Côte d’Azur buchen zu wollen. Die Tourismusbranche dankt. Aber sonst…?

 

»La piscine« entstand parallel in zwei Sprachfassungen: Jede Einstellung wurde zuerst auf Französisch, dann auf Englisch gedreht. Während der Film geschnitten wurde, machte Romy Schneider die Bekanntschaft mit Claude Sautet, der in ihr die ideale Heroine seiner kommenden Meisterwerke fand. Die fünf Filme, die die beiden zwischen 1969 und 1978 miteinander machten, gehören zu den schönsten europäischen Autorenfilmen überhaupt. »La piscine« wurde unlängst mit Dakota Johnson und Tilda Swinton neu verfilmt.

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