Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf

Italien, 1979

Originaltitel:

Buio Omega

Alternativtitel:

Demencia (ESP)

Blue Holocaust (FRA)

In quella casa buio omega (ITA)

Para Além da Escuridão (POR)

Beyond the Darkness (USA)

Buried Alive

Blutiger Wahnsinn

Deutsche Erstaufführung:

14. November 1980

Regisseur:

Joe D'Amato

Kamera:

Joe D'Amato

Musik:

Goblin

Inhalt

Frank Wyler will seine (soeben) verstorbene Verlobte, Anna, nicht so einfach hergeben. Zu diesem Zweck kommen ihm seine Fähigkeiten als Hobbypräparator zugute, denn was macht ein echter Wyler, wenn er den Tod eines (ihm nahe stehenden) Menschen nicht akzeptieren will? Richtig, er stopft den Leichnam aus und legt ihn anschließend ins (einstige) Liebesnest. Dieses ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Frank ein Typ ist, der bei manchen Frauen gut ankommt, und irgendwie muss er ja seinen Hormonhaushalt regeln. Seine Frauenbekanntschaften sind allerdings nur von kurzer Dauer, da er die notgeilen Schlampen schnell ins Jenseits befördert. Wann hat der blutige Wahnsinn ein Ende?

Review

„Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf“ ist, neben den Gassenhauern: „Man-Eater“, „Absurd“, „Zombies unter Kannibalen“ und „Ein Zombie hing am Glockenseil“, der wohl bekannteste Titel aus dem Giftschrank der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“. Jeder Genrefilmverrückte, der die „wilden 1980er“ authentisch miterlebte, kreuzte (früher oder später) den Weg von D'Amatos „Buio Omega“. Der Film war in (fast) aller Munde, und flimmerte auf den Bildschirmen von zentnerschweren und potthässlichen Röhrenfernsehern, reingequetscht in noch hässlichere Furnierschrankwände. VHS-Kopien, die immer und immer wieder kopiert wurden, so dass sich nur noch herzlich wenig erkennen ließ, machten ihre Runden durch die „gutbürgerlichen“ Haushalte. „Scheißegal, ich habe ihn gesehen…“, hallte es durch die Ausbildungsstätten im Ruhrpott, „…diesen brutalen Film, von dem ´se alle sprechen.“ Ohne letztendlich zu wissen, ob der Streifen aus Europa oder Übersee stammt.

 

„Sado! Ein junger Mann mit einem Engelsgesicht, ein Ungeheuer, dass Leichen sammelt.“

 

So stellt uns der deutsche Trailer, sprich die Stimme von Hartmut Neugebauer, die Figur Frank Wyler vor. Der Poet, der diese lyrischen Zeilen verfasste, übertreibt natürlich ein wenig, aber „das Ungeheuer mit dem Engelsgesicht“ kann man so stehen lassen. Der Darsteller, Kieran Canter, macht auf den ersten Blick nämlich den Eindruck, er könne der Schwarm sehnsüchtiger Schwiegermütter sein. Sehe ich dem „Vogel“ jedoch in die Augen, so erkenne ich einen Typen, dem ich (auch im Hellen) nicht begegnen möchte. „Die Augen sind der Spiegel der Seele“, so besagt es der Volksmund, und damit liegt Volkes Schnauze (zumindest im Fall Frank Wyler) absolut richtig.

 

Warum hat Frank eigentlich einen „Triller unter dem (dunkelblonden) Pony“? Nach dem frühen Tod seiner Eltern, folgte der Verlust seiner geliebten Freundin. Anstatt sich professionelle Hilfe zu suchen, hört er jedoch lieber auf den „kleinen Mann“ in seinem Ohr. Dessen Anweisungen bringen natürlich unvorhergesehene Komplikationen mit sich. Sollte eine zugekiffte Tramperin meinen, sie müsse Frank kratzen, dann werden die Fingernägel (mithilfe einer Schlosserzange) entfernt. Sollte eine Joggerin zu laut schreien, dann wird in den Hals gebissen um den Lärmpegel auf Null zu stellen. Weitere spezielle Anwendungen sind: ein Bad in Salzsäure, sowie ein Daueraufenthalt im „Siemens’schen Ofen“. Frank und seine Haushälterin, Iris, sind auf jede Leichenbeseitigung vorbereitet. Alles halb so wild, denn erst wenn Iris, nach verrichteter Arbeit, ihr spezielles Gulasch auftischt und einverleibt, (spätestens) dann dreht sich bei so manchen Zuschauern der Magen auf halblinks. Ich muss bei dieser Essensszene, in Verbindung mit der vorangegangenen Schlachtung, immer an den Mayhem-Gitarristen, Euronymous, denken. Wer mehr darüber erfahren will, der soll die Begriffe: Euronymous, Dead, Gehirn, in seine Suchmaschine „hacken“.

 

„Francaaaa! Besudel mich!!! (Pelle Felsch)

 

Franca Stoppi hatte (irgendwann in den 1980ern) als die erwähnte Haushälterin (Iris) in Windeseile mein Herz erobert. Ein solch dominanter, böser und herrlich widerwärtiger Charakter ist mir bis dato nicht wieder begegnet. Ob Haushälterin, Gefängnisleiterin oder Mutter Oberin, Francas Präsenz definiert die unheilige Dreieinigkeit. Sehr schade, dass wir sie (innerhalb des italienischen Genrekinos) so selten zu Gesicht bekommen.

 

D'Amatos „Blutiger Wahnsinn“ konfrontiert uns mit zwei unterschiedlichen Welten. Einerseits eine ländliche Idylle. Andererseits das Anwesen von Frank Wyler, dort wo die schmutzigen Winkel und Nischen vom Hauch des Todes besetzt sind. Grundsätzlich nichts Außergewöhnliches, da sich solch divergierende Schauplatzvariationen über das gesamte Horrorfilmgenre erstrecken. Was „Sado“ von diesem bekannten Schema etwas abweichen lässt: die Dorfbewohner (eine Ausnahme bildet lediglich der Leichenbestatter) ahnen nichts vom Grauen im Hause Wyler. In den klassischen Horror-Filmen steht meist jemand mit erhobenem Zeigefinger (oder einer Mistgabel) zur Stelle um dem (fremdem) Reisenden von einem Besuch der verfluchten „vier Wände“ abzuraten.

 

„Sado“, die „vergiftete“ Filmfrucht, verließ (1987) u. a. aufgrund seiner deutlich ausgespielten Grausamkeiten, die gutbürgerliche „Obstschale“ der deutschen Videotheken. D'Amatos „Schmuddelprinz“ geht bei Mord und Opferbeseitigung nämlich alles andere als geschmeidig zur Sache. Ausgeprägte Schindereien in Nahaufnahmen. Abgesehen von diesen harten Sequenzen, verwendet D'Amato allerdings auch die klassischen Gruselelemente. So z. B. die Stimme im Dunkeln, welche den „Angesprochenen“ in Verwirrung und Panik versetzt.

 

Was bleibt sonst noch zu sagen? Ich kenne keinen Audiokommentar zum Film, besitze einzig die alte CMV DVD. Konkrete Angaben zu den Drehorten etc. überlasse ich demnach den Experten. Die Autokennzeichen lassen auf Österreich schließen. Die Landschaften erinnern mich allerdings an Südtirol, wohin mich meine Eltern bestimmt zehnmal in den Urlaub mitschleppten. Irgendwann „lief“ mir eine Schallplatte namens „Never mind the Bollocks“ über den Weg. Die Folgen reichten aus um für zukünftige Reiseteilnahmen gestrichen zu werden, aber das ist eine andere Geschichte.

 

Fazit: „Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf“ prahlt mit (s)einer nahezu florierenden Grausamkeit und Menschenverachtung, dass selbst dem Knigge ein Bäuerchen entflieht. Filmdienstliche Herrenmenschenideologien und Tendenzen zum Holocaust kriegen wir auch noch untergebracht. Nicht ganz einfach, aber ihr schafft das schon!

Veröffentlichungen

Das VHS Tape von Videophon erreichte einen hohen Sammlerwert. Das Teil wurde auf Börsen (unter den Händlertischen) für Preise zwischen 900 und 1.400 DM angeboten. Ein absoluter Hingucker, der (neben den Telerent Tapes zu „Geisterstadt der Zombies“ und „Die Säge des Todes“) das Sahnestück einer jeden (abartigen) VHS Sammlung ist.

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.