Plattfuß am Nil

Italien, 1980

Originaltitel:

Piedone d'Egitto

Alternativtitel:

Pied-plat sur le Nil (FRA)

O Inspector Martelada no Nilo (POR)

Zapatones (ESP)

Flatfoot in Egypt

Deutsche Erstaufführung:

19. Juni 1980

Regisseur:

Steno

Inhalt

Kommissar Rizzo, mittlerweile nur noch Daddy Plattfuß genannt, lernt durch einen Entführungsfall den Ölmagnaten Barnes kennen, der ihm das Angebot macht, sein Security-Chef zu werden. Durch den Mord an einem Araber und die Entführung eines gewissen Professors Cerullo, der unbedingt mit Barnes Kontakt aufnehmen wollte, nimmt Plattfuß das Angebot (zum Schein) an und reist mit Capitano Caputo nach Kairo. Er versucht den Professor zu finden, der angeblich eine ganz tolle Entdeckung gemacht hat, und findet sich ganz schnell wieder in einem Kampf gegen zwielichtige Zwerge, maskierte Muselmänner und mysteriöse Mörder. Wer ist der Mann im Hintergrund, der auf Plattfuß einen Mordanschlag nach dem anderen ausübt? Was bezweckt Barnes wirklich? Und die drängendste aller Fragen: Wo steckt schon wieder der kleine Bodo?

Autor

Maulwurf

Review

Die Plattfuß-Filme gehören nicht zu meinen Kindheitserinnerungen, vielleicht kommen sie bei mir deswegen oft nicht so gut weg. Romantisch verklärt ist bei mir SIE NANNTEN IHN MÜCKE, den ich damals mit meinem Vater im Kino sehen konnte. Aber gerade für die späteren Plattfuß-Flicks war ich dann schon zu alt, BLUES BROTHERS war mir da erheblich näher …

 

Deswegen ist die ganze Box, die ich nun durchgesehen habe, für mich Neuland gewesen, und Bud Spencer hin oder her, ob des familientauglichen Inhalts war ich doch vermeintlich etwas enttäuscht. Auch wenn klar ist was da auf einen zukommt: Mir fehlt an der Stelle halt die Reminiszenz an die Kindheit. Ich bitte um Nachsicht …

 

Plattfuß 4 also. Wieder mit kleinem Kind, aber angenehmerweise ohne die nervigen Prügel-Matrosen. Dafür mit einer FSK ab 6 Jahren … Mir schwante Schlimmstes, aber welch Wunder: Der Film hat mir richtig gut gefallen! Eigentlich der beste nach dem ersten. Warum? Weil er zum Teil herrlich abgedreht ist und die skurrilen Momente des dritten Plattfuß oft weiter spinnt. Und weil er auf Nonstop-Prügelszenen weitgehend verzichtet (die erste kommt erst nach 45 Minuten), sondern eigentlich nur 3 “typische“ Bud Spencer-Szenen zeigt. Allerdings: Der Schlusskampf in der Festung, da wird dann so richtig auf den Putz gehauen und gute Laune verbreitet. Allein was in den letzten 20 Minuten an Sprüchen rausgehauen wird (“Du schaust ja aus wie Else, die Gehobelte.“), dazu die perfekt choreographierte Schlägerei – ich musste andauernd lachen. Eine Prügelei wie aus Tausendundeiner Nacht, gewissermaßen. Wie jetzt? Ich dachte das sei langweiliges Sonntagnachmittagprogramm für die ganze Familie?

 

Nun ja, die erzählte Story ist nicht wirklich anspruchsvoll. Muss sie aber auch nicht, denn sie lebt von den Szenen und den Schauspielern. Der Zwerg-Berserk im Teppichladen ist der Oberbrüller vor dem Herrn, die Verkleidungen von Enzo Cannavale sind lachkrampfverdächtig (vor allem die Prügelszene mit BH!!), und so manch kleiner Moment macht auf ganz einfache Art und Weise einfach nur Freude: Bud Spencer beschwört eine Schlange in seinem Schuh mit einer Flöte, Enzo Cannavale beschwatzt 2 ägyptische Polizisten auf italienisch, und die beiden sehen sehr ernsthaft verwirrt aus (als ob die Szene mit echt-ahnungslosen Polizisten gedreht wurde), und sogar der kleine Bodo hat richtig schöne Szenen (“Aber ich will doch Polizist werden, da muss man nichts lernen.“)

 

Ein wenig vermisst habe ich die weibliche Seite, die im dritten Plattfuß von Dagmar Lassander so liebevoll gegeben wurde. Da ist hier leider gar nichts geboten, denn Cinzia Monreale kann in ihren wenigen Szenen nicht wirklich punkten. Quasi-Ersatz ist Angelo Infanti, der als Wüstenmufti männlich männlich männlich und megacool wirkt. Karl-Otto Alberty (“Du hast einen Kopf wie ein Hauklotz, also haue ich auch drauf!“) schaut aus wie frisch aus dem Kombinat VEB Wüstenratten entlaufen, Robert Loggia ist solide, nervt aber ein wenig in seiner Rolle als amerikanischer Allround-Mann, und Venantino Venantini knuffelt in seinem 5-Minuten-Auftritt einfach nur herzallerliebst. Und natürlich Enzo Cannavale, der neben dem gelegentlich ein wenig alt aussehenden Bud Spencer definitiv den Film schmeißt. Wenn er als Humphrey Bogart-Ersatz am Flughafen sitzt, Comics liest und sich dabei einen abömmelt vor Bewunderung für den Privatdetektiv Tiger Man, dann liege ich vor Lachen quer auf dem Sofa.

 

Was bleibt? Eine wunderbare und sogar alltagstaugliche Synchro (“Der Kaffee schmeckt wahrscheinlich so wie’s hier aussieht.“), jede Menge Spaß, und die Erkenntnis, dass Christoph Draxtra wie so oft recht hat. In diesem Fall mit seiner Erkenntnis, dass “Filme mit Zwergen immer gut sind“.

 

Und noch etwas bleibt, nämlich die Gewissheit, dass die Filme im Nachhinein betrachtet gar nicht so schlecht sind – Nix mit ausschließlich kindgerecht, familientauglich oder sonstwas negativ Konnotiertem. Klar kann man sich diese Streifen mit der Family an einem regnerischen Sonntag Nachmittag anschauen, und meistens haben dann auch alle Anwesenden viel Spaß. Aber auch als Freund genretypischer Italoware machen die Plattfuß-Filme Vergnügen. Der zweite vielleicht noch weniger, der ist einfach schlecht konzipiert und lieblos umgesetzt. Aber sowohl der erste, der noch als ordentlicher Poliziotto daherkommt, wie auch die Nummern drei und vier, beide wonnige Komödien mit herrlichen Einfällen und tollen Ideen, sind rundum gelungen. Und ich weiß, dass ich meine Plattfuß-Box sicher nicht zum letzen Male herausgezogen habe …

Autor

Maulwurf

Veröffentlichungen

Gesehen wurde die Blu-ray aus der Plattfuß-Box von Universum, die mit allen Features aufwartet, die ich in den anderen Teilen auch bereits beschrieben habe: Erstklassiges Bild, guter Ton (leider nur Deutsch), einen Schwung Trailer für die anderen Plattfuß-Filme sowie einen Schwung Trailer für andere Bud Spencer- und/oder Terence Hill-Filme. Nichts zum Verkehrtmachen …

Autor

Maulwurf

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