Perry Rhodan - SOS aus dem Weltall

Deutschland | Italien | Monaco | Spanien, 1967

Originaltitel:

...4 ..3 ..2 ..1 ...morte

Alternativtitel:

4, 3, 2, 1, objectif lune (FRA)

Órbita mortal (ESP)

Mission Stardust (USA)

Kampf der Planeten

Deutsche Erstaufführung:

20. Oktober 1967

Regisseur:

Primo Zeglio

Inhalt

(Major) Perry Rhodan reist in Begleitung von Captain Burley und zwei weiteren Kollegen zum Mond. Das Team hat den (Geheim)Auftrag die nähere Umgebung des Kraters Newcomb zu erforschen. Doch technische Probleme, die sich als Indifferenz vorstellen, zwingen das Team zu einer Bruchlandung. Auf fremdem Terrain gelandet, trifft das Quartett postwendend auf die zwei für ihren Schiffbruch verantwortlich zeichnenden Außerirdischen. Da ein Mitglied, Crest, jener fremdartigen Spezies, die Arkoniden, an Leukämie erkrankt ist, bietet das Astronautenteam seine Hilfe an. Folglich macht man sich gemeinsam auf den Weg in Richtung Erde. Ihr Ziel ist Afrika, denn dort praktiziert Doktor Haggard, eine anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der Leukämie-Impfstoff-Forschung. Der ausbaufähige, medizinische Wissensstand der Arkoniden steht im augenfälligen Kontrast zu ihren begnadeten technischen Fähigkeiten. Demzufolge ruft Ihre allmächtige Technologie auch schlagartig den Gangster Arkin auf den Plan, denn ein Bruchteil der Intelligenz, über die die Arkoniden verfügen, könnte ausreichen, um die gesamte Welt zu beherrschen.

Review

Sam J. Lundwall schreibt, dass „die Science Fiction (in der Literatur) gezeigt hat, dass sie alle möglichen Modelle annehmen kann und doch auf ganz definitive Weise eigenständig, unmissverständlich Science Fiction bleibt.“ Warum zitiere ich einen Science-Fiction-Schriftsteller? Um auf den Putz zu hauen? Falsch! Wer sich „Perry Rhodan - SOS aus dem Weltall“ anschaut, der wird feststellen, dass der Film nach eben dieser Formel inszeniert wurde! Denn Primo Zeglio machte sich die Chance der Fremdeinflüsse zunutze und ließ neben die Grundausstattung seines SiFi-Vehikels die Ingredienzien von Eurospy und Gangsterfilm treten. Gemessen an der einhergehend evozierten Genrevielfalt bleibt der Film jedoch in erster Linie ein Vertreter der Science Fiction, sodass Lundwalls These bestätigt wird und jenes inflationär zitierte Mäuschen nicht einmal den Versuch unternehmen muss, um den ebenso inflationär zitierten Faden abzubeißen. Erwähnte Fremdeinflüsse bewirken allerdings, dass Zeglios Film seine Geschehnisse weniger auf fremde Himmelskörper als primär auf den blauen Planeten verlagert und mit der im Sci-Fi-Film gern propagierten Ausweitung der frontier lediglich sporadisch kommuniziert wird.

 

Perry Rhodans Bekanntheitsgrad ist der trivialen Science-Fiction-Literatur geschuldet. Ab 1961 machte sich der Astronaut in unterschiedlichen Druckerzeugnissen (Taschenbücher, Comics, etc.) auf den Weg, um fremde Galaxien zu erobern. Seine futuristischen Reisen reflektieren eine Zeit, in der nur noch Waffen und Roboter ihre Weiterentwicklung erfahren und in letzter Konsequenz als unverzichtbare Hilfsmittel fungieren, um Eroberung wie Imperialismus voranzutreiben. Diese Erkenntnis bescherte der Rhodan-Figur Ende der 1960er gar die Vorwürfe, sie würde Totalität, und Faschismus inkludierten. Der Futurist Robert Jungk ging sogar soweit, dass er Perry Rhodan als „Hitler des Weltraumzeitalters“ sowie „Ersatz-Hitler“ etikettierte und stellte einhergehend die Frage, wie eine derart „krude Führerfigur zum Helden von Millionen Jugendlichen werden kann?“ Den imperialistischen Ansatz kann ich zwar nachvollziehen, aber Rhodan gleich als den futuristischen Hitler zu deklarieren, kommt dem Geschwafel von Uwe Nettelbeck, der Gualtiero Jacopetti aufgrund seiner Filme „Addio Onkel Tom“ und „Africa Addio“ mit Rassismusvorwürfen traktierte, nahe. Es mutet phasenweise sehr abenteuerlich, mit welchen Thesen wie Erkenntnissen man in mehr als 40 Jahre alten Büchern konfrontiert wird.

 

Was ich bisher über den Film („Perry Rhodan - SOS aus dem Weltall“) lesen konnte, offerierte eher bescheidene Eindrücke. Mir ist natürlich nicht bekannt, mit welchen Ansprüchen besagte Rezipienten an die Sichtung herangingen, denn Primo Zeglios „Rhodan-Sause“ konnte mich wirklich gut unterhalten und simultan so manchen Lacher abgewinnen, sodass ich mich den negativen Worten nicht anschließen kann. Der erste durch und durch positive Aspekt, den mir die Filmsichtung kredenzte, ist der von Antón García Abril (der Stammkomponist von De Ossorios „Reitenden Leichen“) komponierte, großartige Score, der den tollen, von Constantin gestalteten Eingangscredits einen wunderprächtigen auditiven Rahmen liefert und nur kurzzeitig von Heinz Petruos lautstarker wie prägnanter Ansage: PERRY RHODAN - SOS AUS DEM WELTALL unterbrochen wird.

 

Petruos tolle Stimme ist zugleich der Vorbote für den zweiten positiven Filmaspekt, denn die Hermes Synchron GmbH hat eine vorzügliche, phasenweise auch bissige Synchronarbeit erstellt. Die Sympathiepunkte, welche Rainer Brandt der Nebenfigur, Captain Burley, einhaucht, reichen gar aus, um der Hauptfigur, Perry Rhodan, die Show zu stehlen. Das erinnert an manch tollen Kommissar X-Film, wo Captain Tom Rowland, dank Brandt, anstelle von Jo Louis Walker die Puppen tanzen lässt. Ferner möchte ich Uta Hallant, die ihre Stimme der Akroniden, Thora, verleiht, über den Maßen loben. Mit rhetorischer Kraftmeierei wird immerzu auf den hohen Intelligenzquotienten der Akroniden hingewiesen sowie innert der Dialoge mit Perry Rhodan (gesprochen von Herbert Stass) ein Wechselspiel zwischen Emanzipation, Preußentum und Bauerncharme provoziert. Köstlich!

 

Nebst der feinen Synchronarbeit (welche die Savanne 300 Meter südlich vom Äquator einordnet) werden uns ebenso feine, bestens gestaltete Waffen (ein Taschenrechnergroßer Gegenstand mit drei Tasten und einem kleinen Bildschirm, der unter anderem zur Schwerkraftneutralisation genutzt werden kann) präsentiert. Die polyvalenten Fähigkeiten, welche diese Geheimwaffe besitzt, erzeugen freilich vielerlei schöne Spezialeffekte, die mir ein stets wiederkehrendes Entzücken entlockten.

 

Die anfänglich propagierte Essenz des Films, die Ergründung (also die Eroberung) fremden Terrains, erweist sich schnell als Trugschluss, und weicht - neben der Konfrontation zwischen Menschen und Außerirdischen - dem Wettstreit um die allmächtige Technologie der Akroniden. Die Gefahr wurzelt also nicht in den Machenschaften von außerirdischen Invasoren, sondern im Machtstreben von irdischen Gangstern. Demnach lässt sich kein (in den amerikanischen Si-Fi-Lichtspielen vielmals verbreiteter McCarthyismus, der die Außerirdischen mit russischen Invasoren gleichsetzt) nachweisen. Womit die Ermittlungen gegen einen diesmal über jeden Hitlerismusverdacht erhabenen Weltraumreisenden auch abgeschlossen sind. Die Recherchen haben allerdings ergeben, dass „Perry Rhodan - SOS aus dem Weltall“ mit liebenswerten Effekten, einer tollen deutsche Synchronisation, mehr oder minder überraschenden Wendungen sowie einer klasse Besetzung sehr wohl zu verführen weiß. Denn in letzter Konsequenz ließen mich erwähnte Indizien respektive Begleiterscheinungen erfolgreich in die einst so ferne und heute zigmal überholte Italo-Zukunft eintauchen und Primo Zeglios Science Fiction Film als einen äußerst sympathischen Genrevertreter begreifen.

Veröffentlichungen

In der Bundesrepublik ist der Film bisher nur auf VHS erschienen und wurde im Vergleich zur ungeschnittenen US-Fassung (ca. 95 Minuten Laufzeit) um ca. 15 Minuten erleichtert. Angeblich beträgt die Laufzeit der TV-Ausstrahlungen ca. 85 Minuten. Was die mit Sonderschulniveau gestraften Filmverächter, Oliver Kalkofe und Peter Rütten, zu Film und Laufzeit sagen - ist mir übrigens schnurzpiepegal!

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb

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