Malastrana

Kroatien | Deutschland | Italien, 1971

Originaltitel:

La corta notte delle bambole di vetro

Alternativtitel:

La corta noche de las muñecas de cristal (ESP)

La corta notte delle farfalle (ITA)

Das Todessyndrom

Unter dem Skalpell des Teufels

Short Night of Glass Dolls

Deutsche Erstaufführung:

30. Mai 1972

Regisseur:

Aldo Lado

Inhalt

Der amerikanische Auslandskorrespondent Gregory Moore (Sorel) wird in einem Prager Park tot aufgefunden. Die Todesursache ist nicht erkennbar. Wie es scheint, war er an einer Story dran, die ihm weit über den Kopf gewachsen ist. Nur: Moore ist gar nicht tot. Jemand spritzte ihm ein Serum, das ihn katatonisch daliegen lässt. In Rückblenden erfahren wir, wie es dazu kam: Moore versuchte, das Verschwinden seiner Verlobten Mira aufzuklären und entdeckte dabei, dass in Prag zahllose junge Frauen auf geheimnisvolle Weise verschwanden — und die Behörden sich dafür kaum interessieren…

Review

Aldo Lado gehört bis heute zu den gefragtesten Autoren Italiens. Sein Regiedebüt ist ein komplexer, hochspannender und faszinierender Thriller, der aus der Masse an Gialli, die zu jener Zeit produziert wurden, klar hervorsticht. Schon der Aufbau der Geschichte mit den verschachtelten Rückblenden fordert den Zuschauer heraus und steigert die Spannung ins Unermessliche. Die Auflösung am Ende ist erschreckend und für einen Giallo ungewöhnlich sozialkritisch und anspruchsvoll.

 

Dass man ausgerechnet in Prag zu Zeiten des Kommunismus drehte, geschah nicht ohne Hintergedanken. Aldo Lado erlaubt es sich, in Metaphern zu sprechen und die systembedingte Unterdrückung der Freiheit anzuprangern — und das subtil genug, dass man ihm dennoch eine Drehgenehmigung erteilte. Prag gibt eine besonders schöne Kulisse für die »kurze Nacht der Glaspuppen« (so der Originaltitel) ab, ein gern gesehener Kontrast zu den anderen Filmen des Subgenres, die oft in London, Rom, San Franscisco oder Paris spielen.

 

Jean Sorel ist als paralysierter Journalist überzeugend, mit Ingrid Thulin und Barbara Bach stehen ihm zwei wunderbare Kolleginnen zur Seite. Auch der Rest der Besetzung kann sich sehen lassen: Mario Adorf ist mal wieder mit von der Partie, José Quaglio, Fabian Sovagovic, Piero Vida und Jürgen Drews (!) sind in Nebenrollen dabei. Ennio Morricone komponierte die Musik zu dieser deutsch-italienisch-jugoslawischen Co-Produktion, die man sich mehr als nur einmal anschauen sollte.

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