Lanky Fellow - Der einsame Rächer

Italien | Spanien, 1966

Originaltitel:

Per il gusto di uccidere

Alternativtitel:

Pelo Prazer de Matar (BRA)

Cazador de recompensas (ESP)

For the Taste of Killing

Taste for Killing

Deutsche Erstaufführung:

25. April 1967

Regisseur:

Tonino Valerii

Inhalt

Mexikanische Banditen überfallen einen Goldtransport der US-Kavallerie, töten alle Soldaten und teilen sich anschließend auf: Ein paar Mann bringen das Gold über die Grenze, während die Masse der Männer die Uniformen der toten Soldaten anzieht, in den nächsten Ort reitet und dort gut getarnt die Bank ausrauben will. Lanky Fellow allerdings hat den Überfall beobachtet und macht sein eigenes Fass auf: Zuerst schnappt er sich das Geld und bringt es zur ursprünglich vorgesehenen Bank, und dann vereitelt er auch noch den Überfall der Banditen. Bank- und Minenbesitzer sind davon so beeindruckt, dass sie ihm anbieten eine Goldladung im Wert von 100.000 Dollar vor dem Zugriff des schurkischen Gus Kennebaker zu schützen. Und mit dem hat Lanky Fellow noch eine besondere Rechnung offen, hat Kennebaker doch vor 3 Jahren Lankys Bruder erschossen. Das riecht ganz nach Blutwurst!

Autor

Maulwurf

Review

Ein einsamer Reiter vor glühender Sonne. Eine Hand, schwebend über dem Pistolenknauf in Großaufnahme, dahinter eine Gruppe Banditen. Weite und wilde Landschaften. Männer die auf einer Straße aufeinander zu gehen … Diese Bilder! Diese unglaublichen, ikonischen Bilder! Tonino Valerii und sein Kameramann Stelvio Massi haben hier so einiges reingepackt was den Western im Allgemeinen und den Italo-Western im Besonderen charakterisiert. LANKY FELLOW möchte ich mal im Kino sehen, auf der ganz ganz großen Leinwand. Bei allen Kritikpunkten die man dem Film vorwerfen kann, die Optik ist erstklassig, und dürfte im Kino erschlagen. Im positiven Sinne wohlgemerkt! Vieles von dem was John Ford und Sergio Leone so erfunden haben steckt hier drin, und im Gegensatz zu dem zwei Jahren später entstandenen DJANGO – UNBARMHERZIG WIE DIE SONNE, der ähnlich ikonisch daherkommt, hat es hier sogar noch eine Geschichte.

 

Aber leider leider, so richtig dolle ist diese Geschichte nicht. Der Anfang ist stark und dicht, und das Ende ist ebenfalls ordentlich, aber dazwischen hätte Valerii vielleicht doch besser jemanden fragen sollen der sich mit sowas auskennt. Schade, denn die Eckpunkte sind vorhanden. Mit Craig Hill steht ein lässiger und charismatischer Hauptdarsteller zur Verfügung, der mit seinen babyblauen Augen Härte und Erotik gleichzeitig ausstrahlt. Dass die deutsche Synchronisation von Gert Günther Hoffmann kommt und somit zumindest in der deutschen Version Paul Newman und Sean Connery anklingen ist da nur ein weiterer Pluspunkt, sorgt die Stimme doch für genau die richtige Portion Coolness. Nico Fidenco hat dazu einen Score geschrieben, der zwar die Hütte nicht aus ihren Angeln hebt, aber auf jeden Fall ganz passabel rockt. Vor allem die lässige (da haben wir es wieder!) Eingangsmelodie macht Stimmung, wenn dazu ein Mann im Gegenlicht über Wüstenhänge reitet, und der Sänger uns dabei aufklärt dass Lanky Fellow ein Killer ist. Wie gesagt, ikonisch!

 

Aber die Geschichte ist halt so furchtbar mager. Eine recht geradlinige Story um einen Kopfgeldjäger, die so gar keine raffinierten Wendungen nehmen mag und bei der die Charaktere das sind was sie sind. Keine doppelten Böden, keine versteckten Charakterzüge, keine Abgründe. Im Jahr 1966 war halt der Italo-Western noch sehr stark vom US-Western beeinflusst, und Tonino Valerii dürfte sich hier nach meinem Empfinden eher bei John Ford als bei sagen wir Fred Zinnemann orientiert haben. Hinzu kommt noch ein kauziger Alter der sich an die Fuzzy-Figuren anlehnt, und der nach heutigem Maßstab nicht mal mehr für die Schmunzler zuständig ist sondern nur noch idiotisch wirkt. Wenigstens hält Valerii die Liebesgeschichten unten, aber in den wenigen Momenten wo er sie rauslässt nerven sie trotz ihrer Kürze furchtbar. Und wenn man genauer hinschaut fällt auch auf, dass Craig Hill hell gekleidet ist und der Bandit George Martin schwarz trägt …

 

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, weil LANKY FELLOW jede Menge Action und Schießereien bietet, auch wenn die Inszenierung an manchen Stellen etwas angestaubt wirkt. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt weil die Bilder gigantisch schön sind, und einen in den Sitz pressen können. Und ich habe mich gut unterhalten gefühlt, weil der Film bei aller Maulerei zügig vonstatten geht und keine Durchhänger hat. Langweilig ist er definitiv nicht!! Nur etwas altbacken. (Und der Unterschied zu dem bereits erwähnten DJANGO – UNBARMHERZIG WIE DIE SONNE ist der, dass dieser seine Ikonographie rein auf den Italo-Western bezieht, und beispielsweise die schönen Landschaftsaufnahmen des US-Westerns in karge und harte Bilder der spanischen Wüste umwandelt, während LANKY FELLOW in beiden Welten zuhause ist und vieles aus den US-Western kopiert. Sorry, aber als Genre-Fan bevorzuge ich da den schmutzigeren und härteren DJANGO …)

Autor

Maulwurf

Veröffentlichungen

In Deutschland ist der Film erscheinen in der Italowestern-Enzyklopädie No. 3 von Koch Media, zusammen mit JONNY MADOC, JONNY MADOC RECHNET AB und SARTANA. Wie immer sind Bild und Ton vorbildlich, der Ton liegt vor in deutsch, englisch und italienisch mit deutschen Untertiteln. Zwei kurze Szenen, die früher geschnitten waren, sind in der deutschen Sprachfassung englisch mit deutschen Untertiteln eingefügt. Als Extras gibt es ein 20-minütiges Interview mit dem Komponisten Nico Fidenco, den deutschen Vorspann, die Originaltrailer aus Deutschland, England und Italien sowie eine Bildergalerie.

Autor

Maulwurf

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