Jonny Madoc

Italien, 1966

Originaltitel:

2 once di piombo

Alternativtitel:

Meu Nome é Pecos (BRA)

Mon nom est Pécos (FRA)

Mi nombre es Pecos (MEX)

My Name is Pecos

Deutsche Erstaufführung:

23. Juni 1967

Regisseur:

Maurizio Lucidi

Kamera:

Franco Villa

Drehbuch:

Adriano Bolzoni

Inhalt

Joe Kline und seine Bande regieren die Kleinstadt Houston mit Terror und Gewalt. Als Kline um eine stolze Geldsumme geprellt wird, zieht er noch härtere Saiten auf. Währenddessen trifft ein Fremder in dem Städtchen ein und dezimiert sukzessiv Klines Leibgarde. Wer ist dieser Unbekannte und was sind seine Ambitionen? Die Antwort liegt in Klines Vergangenheit.

Review

Nachdem eine Kamerafahrt durch die Wüste an einem Brunnen endet, machen wir  die Bekanntschaft mit Jonny Madoc (im Original: Pecos Martinez), der postwendend von einem schwarz gekleideten Pistolero provoziert wird. Doch wer sich mit Madoc anlegt, der muss damit rechnen, dass sein (Madocs) Colt unversehens eine seiner sechs tödlichen Strophen trällert, die den Adressaten unverzüglich auf jene legendäre Barke treibt, wo er vom energisch seinen Charonspfennig fordernden Fährmann erwartet wird.

 

Lakonisch, präzise und eiskalt, der Antiheld hat zugeschlagen und lotst uns einhergehend in eine kompromisslose Richtung, der wir fortan mit kollektiv-biestiger Freude folgen. Es ist der Weg eines blutigen Racheakts, dessen staubiger Grund mit Blut getränkt wird.

 

Im Gegensatz zu vielen anderen Genrevertretern wird der Part des schweigsamen Rächers diesmal von einem Mexikaner bekleidet. Warum der deutsche Verleih (oder Brunnemann?) einen Mexikaner namens Pecos Martinez in Jonny Madoc umtaufte, können nur die Verantwortlichen beantworten, denn mir fehlt die benötigte Phantasie. Dieses ist freilich das einzige, das ich an der deutschen Bearbeitung in Frage stelle, denn die Berliner Union Film GmbH & Co. Studio KG liefert eine der besten deutschen Dialogbearbeitungen (Jürgen Thormann ist phänomenal) ab, die mir jemals innert eines Italo-Westerns zu Ohren kam.

 

Die Gegenspieler des unbekannten Rächers sind eine Horde von Bastarden, für die der Tod noch viel zu gnädig ist. Sie saufen wie die Löcher, erniedrigen hilflose Frauen und schrecken auch nicht davor zurück, kleine Kinder zu töten. Die schäbigste Figur ist zweifelsohne der Totengräber, Morton, gespielt von Umberto Raho. Feige und hinterhältig. Ein Stück Dreck wie es im Buche steht. Weitere Mitglieder in Klines Gang, werden von George Eastman und Massimo Righi gespielt, wobei Righi seiner Berufung als ewiger IW-Loser abermals erfolgreich nachkommt. Robert Woods ist als erbarmungsloser Rächer wieder einmal die unverzichtbare Bank.

 

„Die Freude war umsonst. Aus Houston kommst du nicht mehr lebend raus!"
(Jonny Madoc)



„Jonny Madoc“ ist Maurizio Lucidis erste Western-Regiearbeit. Eine spannende Rachestory, welche die Ingredienzien des US-Western mit der Brutalität und dem Staub des Italo-Western paart. Ein Rache-Western, der mit dem Einmarsch seines Antihelden einen Mikrokosmos der Gewalt öffnet und mit dessen (des Antihelden) Austritt wieder schließt. Die Bösen sind ebenso Geschichte wie ihre einhergehende Gewaltherrschaft, denn der Antiheld hat seinen Job erledigt, doch wird er fortan nicht mehr gebraucht, sodass er das Geschehen ebenso einsam verlässt wie er es betreten hat. Jonny Madoc macht sich - so hat es den Anschein - auf den Weg in die nächste Ortschaft, um diese von der Tyrannei zu befreien und um den tyrannisierten Einwohnern das zu ermöglichen, wozu er niemals in der Lage sein wird, nämlich ein friedliches und bürgerliches Leben zu führen, denn er wird auf ewig der rastlose und verdammte Rächer bleiben. Verdammt zur Einsamkeit! Verdammt zum Töten!

 

Fazit: Trotz einer minimalen, altbekannten und absehbaren Rachstory gelingt es Maurizio Lucidi mit einfachen Mitteln das Publikum zu seinem schnörkellosen Western zu verführen, denn seine präzise, düster und brutal inszenierte Bleioper knallt mitten in die Fresse!

 

„Jonny Madoc“ ist definitiv einer der 20 Italo-Western, die ich auf die sagenumwobene einsame Insel mitnehmen würde. Man zitiert dieses unbekannte Eiland ja so gern und immerzu, aber gibt es dort eigentlich Strom, Meister? Sonst kann ich mir den Packaufwand nämlich knicken.

Veröffentlichungen

Der Film wurde am 14. August 2014 von Koch Media veröffentlicht und ist einer der vier Titel innert deren dritter Italowestern-Enzyklopädie. Die Bild- und Tonqualität sind sehr gut. Unter den Extras befinden sich der deutsche Kinotrailer sowie ein Interview mit dem überaus sympathischen Robert Woods.

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