Ich will deinen Kopf

Italien, 1971

Originaltitel:

Giù la testa... hombre

Alternativtitel:

A Vingança de Django (BRA)

Macho Callaghan se déchaîne (FRA)

Western Story (USA)

Ballad of Django

Doppia taglia per Minnesota Stinky

Fistful of Death

Strange Tale of Minnesota Stinky

Adios Compañeros

Regisseur:

Demofilo Fidani

Kamera:

Joe D'Amato

Inhalt

Die beiden Superschurken und ehemaligen Partner Butch Cassidy und Ironhead machen sich gegenseitig das Leben schwer und jeder würde nur zu gerne den anderen aus dem Weg räumen. Zu allem Überfluss mischen sich auch noch Ironheads Ex- Bandenmitglied Buck und der undurchsichtige Macho Callaghan in die Geschäfte ein.

Review

Demofilo Fidanis "Giù la testa… hombre!" wurde wohl gleichzeitig mit dem Vorgängerfilm "Per una bara piena di dollari" (Für einen Sarg voller Dollars) gedreht. "Giù la testa... hombre!" wirkt wie ein Abfallprodukt des ersteren, weitaus unterhaltsameren Streifens, hat aber trotzdem seine Schauwerte. Beim Drehbuchschreiben bekam der gute Fido diesmal Gesellschaft von seiner Frau Mila Vitelli Valenza, die ebenso die teils mehr als heruntergekommenen Klamotten entworfen hat. Die Geschichte, die die beiden zusammengeschustert haben ist allerdings mal wieder mehr als dünn und kommt ohne jegliche Überraschungsmomente aus. Das bei der Produktion Schmalhans Küchenmeister war sieht man gleich an der ersten Szene als Butch mit seiner Bande von Schakalen durch die Gegend wandert, für genügend Pferde haben dann wohl die Moneten nicht mehr gereicht. Die Klamotten, Frisuren und Kulissen passen sich ebenfalls diesem Preissegment an.

 

Die Oberhäupter der beiden Banden werden dargestellt von Hunt Powers, als Butch Cassidy, und Gordon Mitchell, als Ironhead, im Original Testa di ferro genannt. Ironhead trennte sich von Butch nachdem er ihn beim Poker spielen beschissen und somit die gesamte Beute eingesteckt hat. Mitchell ist mal wieder eine Wucht und es reicht vollkommen aus einfach die Kamera auf ihn draufzuhalten um eine gelungene Szene zu bekommen. Es ist äußerst vergnüglich Mitchell bei seinen ständigen Wutausbrüchen zu beobachten. In einer Bande, die von einem Butch Cassidy angeführt wird darf natürlich auch Sundance Kid nicht fehlen, der hier von Giancarlo Prete dargestellt wird. Die Zwei haben auch jede Menge Flausen im Kopf und sind nicht immer mit dem nötigen Ernst bei der Arbeit. So sorgen sie auch für ein paar humorvolle Momente. Nach einem großen Coup tauchen sie beispielsweise als Tierarzt und sein Assistent unter. (Sundance: "Du scheinst zu vergessen, dass Ironhead immer stärker wird und alles woran du denkst ist ob eine Kuh Blähungen hat. Ich hab die Schnauze voll davon, ehrlich.")

 

"Da, seht uns doch nur an. Wir sehen schlimmer aus als ein Haufen Vogelscheuchen." (Ironhead)

 

Buck O’Sullivan, alias Benito Pacifico, trennt sich von der Bande und tut sich mit dem großen Revolverhelden Macho Callaghan, alias Jeff Cameron, zusammen ("Wie ist dein Name?"  – "Ich? Ich heiße Macho"). Pacifico zeichnete sich zudem für die Stunts verantwortlich. Wie Pacifico war auch der gute Jeff Cameron (alias Giovanni Scarciofolo) einer von Fidanis häufigsten Stammgästen, arbeiteten sie doch ganze sieben Mal zusammen. Er spielte dabei meist eine der Hauptrollen, wie beispielsweise in "...e vennero in quatro per uccidere Sartana" (Sie kamen zu viert um zu töten), in dem Cameron sogar die berühmte Figur des Sartana verkörpern durfte auch wenn der Streifen mit Parolinis Original nichts zu tun hat. Darüber hinaus war er auch in ein paar sehr guten Western zu sehen, allerdings nur in Nebenrollen, wie etwa in "Sugar Colt" (Rocco - der Mann mit den zwei Gesichtern), "Oggi a me… domani a te!" (Heute ich – morgen du!) oder "La più grande rapina del west" (Ein Halleluja für Django).

 

Eine kleine, aber sehr schöne Rolle hat Klaus Kinski als Reverend Cotton, der den völlig mittellosen Macho bei seinem Weg nach oben unterstützt und hier zudem seine berühmte Apfel-Ess-Szene hat. Hierbei beißt er ein so großes Stück vom Apfel ab, dass er es kaum kauen kann. Sehr schön ist auch die Szene, als er die Streithälse Buck und Macho bei einer Schlägerei trennt, dabei groß von Liebe faselt ("Hast du verstanden, Liebe!") und die beiden mit ein paar Hieben zu Boden streckt. Sehr witzig auch eine Szene, in der Ironheads Leute das Versteck von Cassidys Bande angreifen, versteckt hinter wildem Gestrüpp. Wenn sie sich vorwärts bewegen sieht das Ganze aus wie laufende Büsche. Die Menschen dahinter sind natürlich unsichtbar. Einer von Butchs Schurken hat sich zudem in eine kleine blonde Puppe verliebt, aber was bleibt einem schon übrig wenn man in Fidaniworld lebt, in der Frauen Mangelware sind. Diese Liebe endet allerdings überaus tragisch, hat fast schon was von Tiefgang. Eine sehr ähnliche Liebesgeschichte kennt man aus Carlo Lizzanis "Requiescant" (Mögen sie in Frieden ruhen), in dem sich Franco Citti in eine Puppe verknallt. Seine Tochter Simonetta wird hier schmerzlich vermisst, ihr Ersatz Grazia Giuvi ist allerdings auch nicht von schlechten Eltern, aber leider nur mehr als kurz zu sehen.

 

Dass der Film enorm billig produziert wurde steht sicherlich außer Frage, dass zeigt sich in jeder Szene, aber ich liebe Fidanis inszenatorischen Stil. Die Darsteller kommen meist von hinter der Kamera ins Bild, oder die Kamera dreht sich ständig mit den Kopfbewegungen mit und dazu gibt es noch jede Menge wackliger Bilder, schöne Kameraschwenks und Einstellungen aus der subjektiven Perspektive. Ebenso sind die Schlägereien, und von denen gibt es hier haufenweise, wieder sehr gut ausgefallen, die sehen oft sogar bei weitaus besseren Regisseuren um einiges schlechter aus. An der Kamera verrichtete auch niemand geringerer als Aristide Massaccesi seinen Dienst. Gedreht wurde "Giu la testa… hombre!" in Gordon Mitchells Cave-Studios und im Spätherbst wie mir scheint. Es schaut zumindest ziemlich kalt aus. Für die Musik war wieder einmal Lallo Gori zuständig, der sein übliches aber zweckdienliches Gedudel fabrizierte, welches aber ganz gut zur Machart des Films passt. Mir gefallen Goris Soundtracks sowieso ganz gut wenn sie auch meist sehr ähnlich klingen und in vielen Filmen dieselben Stücke vorkommen.

 

"Giù la testa… hombre!" ist einer der preisgünstigsten und schwächeren Western aus Demofilo Fidanis Oeuvre. Viele nette Kleinigkeiten, Unzulänglichkeiten und eine tolle Besetzung machen den Film aber durchaus sympathisch und sorgen so für kurzweilige Unterhaltung mit großem Trashfaktor natürlich. Für Trashliebhaber sicherlich eine Fundgrube und diejenigen, die nichts für Trash übrig haben werden wohl eher die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß.

Veröffentlichungen

Demofilo Fidans "Giù la testa... hombre!" wurde in Deutschland und in Italien bis dato drei Mal auf DVD veröffentlicht, die allerdings schon alle sehr lange zurückliegen. Qualitativ schenken sich alle drei Veröffentlichungen nicht allzu viel. Die italienische DVD von Cecchi Gori bietet die beste Bild- und Tonqualität hat aber nur italienischen Ton mit wahlweise italienischen Untertitel für Gehörlose. Außerdem dürfte es sich auch um die einzige ungekürzte Fassung handeln. Die deutschen DVDs, beide unter dem Titel "Adios Companeros" von Best Entertainment erschienen, sind wohl mit das billigste vom billigsten was je auf dem DVD-Markt erschienen ist. Miserabel gestaltetes Menü, fehlerhafter Abriss über die Geschichte des Italowestern als Extra dafür gibt es neben dem deutschen auch den englischen Ton. Immerhin etwas.

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