Das Haus des Bösen

Italien, 1989

Originaltitel:

La dolce casa degli orrori

Alternativtitel:

A Doce Casa dos Horrores (POR)

The Sweet House of Horrors (USA)

Regisseur:

Lucio Fulci

Inhalt

Als das Ehepaar Valdi (Lubka Lenzi und Pascal Versiano) von einem geselligen Abend nach Hause kommt, wartet ein Einbrecher in ihrer Villa. Sein Versuch, sich heimlich raus zu schleichen, misslingt an seiner Tollpatschigkeit, und so tötet er die Valdis auf grausame Weise und täuscht anschließend einen Unfall vor. Zur Beerdigung reisen die beiden Kinder der Valdis, Sarah und Marco (Ilary Blasi und Giuliano Gensini), an, die zukünftig unter Obhut von Tante Marcia und Onkel Carlo (Cinzia Monreale und Jean-Christophe Brétignière) in der elterlichen Villa wohnen sollen. Doch Marcia ist das Haus unheimlich, und schließlich beschließt man, es über einen Makler (Franco Diogene) verkaufen zu lassen. Doch dagegen haben die Geister der ermordeten Valdis etwas, denn die haben noch ein Hühnchen mit ihrem Ex-Gärtner Guido (Lino Salemme) zu rupfen.

Review

Unter den Fulci TV-Filmen habe ich die Besprechung von diesem lange hinausgezögert, da ich ihn als den schlechtesten in Erinnerung hatte. Mit wenig Hoffnung auf ein abweichendes Urteil habe ich also jetzt noch mal in den sauren Apfel gebissen und mir „Das Haus des Bösen“ ein zweites Mal angesehen.

 

„La dolce casa degli orrori“ beginnt ganz fetzig. Zu den recht preiswerten, aber gelungenen Klängen von Vince Tempera wird der Zuschauer Zeuge an der blutig inszenierten Ermordung des Ehepaars Valdi, und alles ist schick, solange man nicht zu den gekürzten deutschen Veröffentlichungen gegriffen hat. Die österreichische MIB-DVD ist lange vergriffen, alle anderen deutschsprachigen Nachpressungen sind cut. An dieser Stelle möchte ich aber eh empfehlen, von der deutschen Synchro die Finger zu lassen, es sei denn, man möchte mal wieder kotzen.

 

Wo war ich? Ach ja, dann kommt die Beerdigung der Valdis und wir lernen deren heulende und kaugummiblasenplatzenlassenden Kinder kennen. Kichernd beäugen sie den Priester, der während seiner Litanei von einer Fliege gepeinigt wird. Und uns kommt eine böse Vorahnung, wenn wir Fulcis unkomische komödiantische Ansätze während dieser Beerdigung entdecken. Aber noch ist alles schick. Nach ca. 20 Minuten wird uns der Mörder offenbart (der Gärtner, wer sonst), und in der 45. Minute wird er gerichtet. Bis dahin haben wir einen schlüssigen Film, der – so preiswert alles auch aussehen mag – bestehen kann. Es ist schön, Cinzia Monreale mal wieder in einer größeren Rolle zu sehen, und wenn die Kinderdarsteller mal nicht heulen sind sie ganz passabel. Der Junge, Giuliano Gensini, würde uns später und etwas älter noch mal in Sergio Martinos „Insel der neuen Monster 2“ (La regina degli uomini pesce, 1995) begegnen.

 

Leider befinden wir uns aber zu diesem Zeitpunkt erst in der 45. Minute des Films, und so geht es also noch weiter. Die zweite Hälfte ist genauso nervig, wie ich sie in Erinnerung hatte. Wir kommen nun zu einer Geisterstory, die Kinder stehen ganz im Bann ihrer toten Eltern, und Fulci versucht wieder witzig zu sein. Das kann er, hat schließlich mit Komödien angefangen, aber nicht hier. Ein schwebender Jeep, ein besessener Schaufelbagger, fliegende Kerzenflämmchen, eine Sceance, schmerzhafte Dialoge, und dann wäre da noch der Umgang mit dem dicken Franco Diogene.

 

Es ist zwar klar, was Fulci versucht hat. Zu Beginn des Films wurde ein Hawthorne-Zitat eingeblendet, welches auf die ganz eigene Phantasiewelt von Kindern hindeutet, und wir waren früher größtenteils nicht anders. Als Kinder hätten wir es auch lustig gefunden, wenn der fette Mann die Treppe runterfällt und sich dabei das Bein bricht, oder wenn er sich die Hand verbrüht. Doch heute sind wir erwachsen und schauen befremdet auf solche Szenarien. Dümmste Szene des Films ist natürlich der Auftritt des Exorzisten und sein Kampf gegen einen besessenen Bagger. Und lassen wir uns das auf der Zunge zergehen: der Exorzist wird gespielt von Vernon Dobtcheff, der Mann war immerhin in „Der Name der Rose“ und Schlöndorffs „Der Unhold.“ Allerdings fegt er wirklich in Fulcis „Haus des Bösen“ rein als wäre er nur in der Mittagspause von einem anderen Dreh reingeschneit.

 

Achtet mal auf den Chauffeur des Maklers. Der ist nicht in den Credits genannt, aber ist das Massimo Vanni? Egal. Fazit: bis zur Mitte ein schlüssiger Film, danach ein befremdliches bis schmerzliches Desaster.

Links

OFDb
IMDb

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