Hasse deinen Nächsten

Italien, 1968

Originaltitel:

Odia il prossimo tuo

Alternativtitel:

Le salaire de la haine (FRA)

Hate Thy Neighbour

Hate Your Neighbour

Regisseur:

Ferdinando Baldi

Kamera:

Enzo Serafin

Inhalt

Der Bruder von Ken Dakota (Clyde Garner) wurde ermordet, da er Hüter eines lukrativen Geheimnisses war. Er besaß eine Karte, die den Weg zu einer versteckten Goldmine beschreibt, doch Gary Stevens (George Eastman) konnte ihn aufspüren, ihm die Karte entwenden und ihn schließlich für immer zum Schweigen bringen. Ken schwört Rache. Da Gary finanzielle Mittel fehlen, um das Gold bergen zu können, schlägt er dem berüchtigten Bankier Chris Malone (Horst Frank) ein Geschäft vor und die beiden werden Partner. Doch Malone vertritt die Meinung, dass Partner zu kostspielig sind und er lässt ihn in eine Falle laufen, die ihn an den Galgen bringen soll...

Autor

Prisma

Review

Im Dunstkreis gängiger Rache-Geschichten stellt Ferdinando Baldis "Hasse deinen Nächsten" einen Beitrag der unterschiedlichen Qualitätsebenen dar. Zunächst sollte einmal das ohne jeden Zweifel vorhandene Potential erwähnt werden, welches unterm Strich allerdings ungenutzt blieb. Leider schwächelt der Film an einer zu inkonsequent bearbeiteten Story, die sich dem Empfinden nach zu sehr dahin streckt und sicherlich straffer hätte gelöst werden können. So wird man den Eindruck nicht los, dass sich die Jagd nach der Schatzkarte unnötig zieht und sie hätte kompakt in der Hälfte der benötigten Zeit zusammengefasst werden können. Auch das Motiv der Rache wird durch den nicht gerade temperamentvoll wirkenden Hauptdarsteller Spiros Focás, hier unterwegs als Clyde Garner, zu einer mittelschweren Geduldsprobe, da er insgesamt eine besondere Strategie vermissen lässt. Fairerweise muss man betonen, dass er sicherlich zusätzlich in einem schwächeren Licht steht, weil seine Antagonisten ganze Arbeit leisten und durch George Eastman und Horst Frank markant Gestalt annehmen. Gut, der unheimlich wohlklingende deutsche Titel lässt schon einmal auf ein Spektakel hoffen, und in diesem Bereich sind diverse Einfälle zu betonen, die vielleicht weniger brutal daherkommen, als dass sie unkonventionell erscheinen. Horst Frank delegiert Kämpfe seiner sogenannten Sklaven, seine Herzdame darf hier beiwohnen und schildert eine perverse Lust am Zuschauen. Die Action-Anteile sind zum größten Teil ansprechend gelöst und sorgen für Abwechslung, ein wenig mehr Schock hätte der Angelegenheit hier oder da sicherlich gut getan, zumal das Szenario immer wieder mit ungünstigen humorigen Untertönen aufgelockert wird, wobei man auf dieser Ebene nahezu vollkommen versagt hat und die halbherzigen Sprüche eher störend als förderlich wirken.

 

Andere Töne schlägt hier ein wieder einmal glänzend aufgelegter Horst Frank an, der Skrupellosigkeit, Zynismus und ebenfalls eine Art Perversion miteinander zu vereinen scheint. Der Luxus und das Plaisir sind sein Leben, und um sich diese Annehmlichkeiten zu verschaffen, müssen andere für ihn bluten und im Zweifelsfall eben auch sterben. Seine Frau bekommt ein reizvolles Gesicht von Ivy Holzer verliehen, mehrere Akzente in der Dialogarbeit wären begrüßenswert gewesen. Spiros Focás bleibt wie bereits erwähnt leider schwach, so dass er die Hauptrolle nur notdürftig prägen kann, weil er als Held eigentlich zu selten Akzente setzt. Unter diesen Voraussetzungen ist es dann immer geradezu verdächtig, wenn man sich gedanklich lieber auf die Seite der Bösewichte schlägt, und ihnen hinter vorgehaltener Hand gutes Gelingen wünscht. Nicoletta Machiavelli bleibt weit hinter ihren Möglichkeiten, was man von der wie üblich imposanten Erscheinung George Eastmans glücklicherweise nicht behaupten kann. Die Rolle des, von der Grundhaltung her rücksichtslosen Bösewichtes, der mit den großen Hunden pissen gehen will, aber das Bein nicht gehoben bekommt, steht ihm ausgezeichnet und man bekommt eine seiner besseren Performances geboten. Also auch hier gibt es wie eigentlich überall Licht- und Schattenseiten, jedoch vermittelt Ferdinando Baldis Beitrag einen insgesamt recht hohen Unterhaltungswert. Stilistische Höhen und Tiefen sind innerhalb der schwachen Dramaturgie inklusive, die Bildgestaltung ist durchgehend sehr überzeugend, leider ist die Kamera in den wichtigen Momenten zu starr, oder besser gesagt zu vorsichtig, um diesen Eindruck gebührend in den Fokus zu rücken. Musikalisch gesehen geschieht hier nichts Erstaunliches, die Dialoge und die Ausstattung befinden sich jedoch im annehmbaren Bereich. So bleibt "Hasse deinen Nächsten" ein eher durchschnittlicher Vertreter, dem das lange Hinauszögern möglicher Höhepunkte nicht besonders gut bekommt, außerdem löst sich das mühsam erwartete Finale durch ein unwillkommen seicht konstruiertes Happy-End zugunsten diverser Gutmenschen buchstäblich in Luft auf.

Autor

Prisma

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