Die Frauen, die man Töterinnen nannte

Italien | Spanien, 1973

Originaltitel:

Le Amazzoni - Donne d'amore e di guerra

Alternativtitel:

Las amazonas mujeres de amor y guerra (ESP)

Les amazones, filles pour l'amour et pour la guerre (FRA)

Beauty of the Barbarian (GBR)

Battle of the Amazons (USA)

Barbarian Women

The Amazons

The Devil Women

Deutsche Erstaufführung:

06. Dezember 1974

Regisseur:

Alfonso Brescia

Kamera:

Fausto Rossi

Inhalt

Als Zeno (Lincoln Tate) beim Liebesakt mit einer Amazone von deren Stamm überrascht wird, richtet man seine Geliebte grausam hin, er selbst wird versklavt. Es gelingt ihm die Flucht in ein in der Nähe gelegenes Dorf, dass schon lange einen Angriff der Amazonen fürchtet, und dessen junge Männer alle nur Farmer sind, keine Kämpfer.

 

Die Königin der Amazonen Antiope (Genie Woods) befiehlt ihrer Stellvertreterin Eraglia (Lucretia Love), mit ein paar Kriegerinnen den entflohenen Zeno wieder einzufangen. Doch es gelingt ihnen nicht und im Dorf verweigert man ihnen die Herausgabe Zenos. Die Amazonen töten den Dorfchef, dessen Position an seine Tochter Valeria (Paola Tedesco) übergeht. Die will kämpfen und überredet Zeno und dessen Banditenfreunde, die Dorfbewohner im Kampf auszubilden.

Review

„Eine lächerliche Geschichte als Aufhänger für Gewalt und kriegerisches Gemetzel.“
(Lexikon des Internationalen Films)

 

1973/74 brachte Italien ein kurzes Subgenre ins Spiel, den Amazonenfilm. Ausgelöst durch die italienische Co-Produktion „Le Guerriere dal seno nudo“ (War Goddess, 1973) von Terence Young, folgten Alfonso Brescias „Die Frauen, die man Töterinnen nannte“, den Brescia nur kurze Zeit später durch die komödiantischere Variante „Sie hauen alle in die Pfanne“ (Supermänner gegen Amazonen/Superuomini, superdonne, superbotte, 1974) ergänzte, und Steve Carvers „The Arena“ (1974) - ebenfalls eine italienische Co-Produktion mit Regie-Unterstützung von Joe D’Amato - kann man notfalls dazurechnen. Natürlich gehören Amazonen ebenfalls in Italiens Filmvergangenheit in Form nicht weniger Auftritte in den Peplums, im hier vorliegenden Film gibt es aber schon einen ersten Ausblick auf die späteren Barbarenfilme der Achtziger.

 

Wenig komödiantisch geht es in „Die Frauen, die man Töterinnen nannte“ zu, der meiner Ansicht nach Alfonso Brescias bester Film ist, mit all seinen unübersehbaren Schwächen. Nach einer bereits recht grausamen Anfangsszene geht es auch im weiteren Verlauf wenig zimperlich zu. Männer, die nach der Liebesnacht nicht mehr gebraucht werden, zwingt man sich niederzuknien, bevor die Amazonen sie dann mit Knüppeln zu Tode prügeln. Ebenfalls verabschieden muss man sich von dem alten Erziehungsgrundsatz „Mädchen haut man nicht“ (oder schlitzt sie nicht der Länge nach auf), denn die Verteidiger gehen genauso keinesfalls zimperlich gegen die Kriegerfrauen vor. Es gibt mindestens zwei Peitschenszenen, die durchaus schmerzhaft aussehen.

 

Das Ganze ist spannend und sehr unterhaltsam inszeniert, gelegentliches Overacting inklusive. Besonders fällt da eine Szenen auf, als Lucretia Love eine Gefangene zum Liebesspiel zwingt und die dann reagiert wie eine Stummfilmdarstellerin, übertrieben bis zum Abwinken. Unfreiwillige Komik gibt es dann beim Schlusskampf. Jeder im Dorf weiß, wer sie da angreift, trotzdem tragen die Amazonen weiße Masken, die Augen und Nase bedecken. Warum? Weil man für diese Actionszenen zahlreiche männliche Stuntmen im Röckchen einsetzt. Highlight hier eine Großaufnahme von einer sterbenden Amazone, deren buschiger Schnurrbart unter der Maske deutlich hervor lugt, offenbar waren die Masken nicht groß genug.

 

Eine der Darstellerinnen fällt in den Kampfszenen besonders positiv auf. Sowohl beim Speerwerfen als auch beim Schwertkampf macht sie eine verdammt gute Figur und musste auch nicht gedoubelt werden. Das scheint Genie Woods zu sein, aber dann verstehe ich die Schlussszene nicht - oder ist das am Schluss Mirta Miller? Verdammt, manchmal ist es echt schwer, Frauen nur an ihren Gesichtern zu unterscheiden. Lucretia Love wirkt in Actionszenen zwar schon ein wenig ungelenk, verzichtet jedoch ebenfalls auf ein Double. Da wäre es wohl ohnehin sehr schwierig geworden, einen Stuntman aufzutreiben, der klein und schlank genug wäre. Außerdem hat sie schon seit „Die Jungfrau mit der scharfen Klinge“ Kampferfahrung, an der sie ein Jahr später in Steve Carvers „The Arena“ weiter arbeiten konnte.

 

Neben Lucretia Love, Paola Tedesco und Genie Woods sind bei den Frauen noch Mirta Miller und Solvi Stubing zu entdecken, bei den Männern u. a. Benito Stefanelli, Alberto Dell’Acqua und Frank Brana. Für die Filmmusik steuerte Franco Micalizzi ein eher unpassendes Titelstück bei, verließ sich im weiteren Verlauf auf angemessenere Vertonung unter sehr viel Einsatz von Percussion und Querflöte. Leider wiederholt sich besonders ein Track zu oft.

 

Was noch? Ah, die Fassung. Schwer zu sagen, allerdings gibt es zahlreiche Rollenrisse und seltsame Handlungssprünge, von denen ich beim besten Willen nicht sagen kann, ob da wirklich etwas fehlt. Das englische Dubbing wirkt sehr starr bis leblos, die deutsche Synchro dagegen ein Feuerwerk von aus den Fingern gesogenem Unsinn. Englische und deutsche VHS-Fassung gehen 91 Minuten, die deutsche Kinofassung wurde mit 101 Minuten angegeben. Die US-DVD hat übrigens ein schönes Kinoflair, es scheint sich um eine unbereinigte Abtastung von einer 35mm Kopie mit Blaustich zu handeln.

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Links

OFDb

IMDb

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