Die zum Teufel gehen

Deutschland | Italien | Spanien, 1969

Originaltitel:

La legione dei dannati

Alternativtitel:

La légion des damnés (FRA)

La brigada de los condenados (ESP)

Battle of the Commandos (USA)

Legion of the Damned

Todeskommando Atlantik

Deutsche Erstaufführung:

17. April 1970

Regisseur:

Umberto Lenzi

Inhalt

1944 steht die von den Deutschen besetzte Normandie unmittelbar vor der Invasion der Alliierten. Colonel Anderson (Jack Palance) erhält den Auftrag, ein Sonderkommando anzuführen, das an der Atlantikküste Unterwasserminen entschärfen soll. Anderson stellt seine Truppe aus Befehlsverweigerern und Kriminellen zusammen, die ohnehin nicht mehr viel zu verlieren haben. Obwohl es sich um ein Himmelfahrtskommando handelt, dessen Erfolg von vorne herein zweifelhaft erscheint, treibt der Colonel seine Männer auch aus persönlichen Gründen immer weiter an, da er noch eine alte Rechnung zu begleichen hat. Er hofft auf ein Wiedersehen mit einem verhassten Bekannten namens Oberst Ackermann (Wolfgang Preiss), gegen den er bereits in Afrika gekämpft hatte...

Autor

Prisma

Review

Geschichten wie diese, deren Treibstoff aus Rache und unermesslichem Hass besteht, neigen von vorne herein dazu, dem Publikum eindeutige Hinweise über ihre Marschrichtung zu liefern, selbst, wenn der Film noch gar nicht richtig an Fahrt aufgenommen hat. Einen perfekten Nährboden für einen bevorstehenden Clash liefert der hier von Regisseur Umberto Lenzi gut simulierte Kriegsschauplatz, der in Bomben- und Kugelhagel gehüllt sein wird, sodass die unmittelbare Gefahr allgegenwärtig erscheint. Der geschichtliche Background erfährt in "Die zum Teufel gehen" eine weniger tiefschürfende Ausschmückung als eine eigens entworfene Rahmenhandlung mit den passenden Charakteren, von denen einige sinnbildlich für Action, Brutalität und Zynismus stehen werden. Das Script verfügt über den Gesamtverlauf zwar über eine gute Grundspannung, erfährt seine Initialzündungen aber vor allem aus der überaus bewegten Kamera-Arbeit, die nach Projektionsflächen sucht, und der rasanten Schnitttechnik, wodurch immer wieder Nervenkitzel aufkommen kann. Die Geschichte begnügt sich nicht mit dem blutigen Tauziehen zweier Seiten, sondern nimmt sich in kürzeren Intervallen auch die Zeit, Schicksale aufzuzeigen und kritischen oder nachdenklichen Untertönen Gehör zu verschaffen, was zwischen dem schweren Kriegsgerät allerdings oft unterzugehen droht. Unterm Strich bleibt jedoch die wohl hauptsächliche Intention der Regie, einen aufreibenden Reißer liefern zu wollen, was phasenweise auch gelingt, wenn nicht manche untertourige Intervalle ausfindig zu machen wären, was allerdings nicht bedeutet, dass in diesen Sequenzen nichts oder zu wenig passiert. Dennoch geht es geht hin und wieder zu eintönig zu. Der italienische Regisseur bettet den Verlauf daher wie auf Schienen, die ausschließlich zu einem starken Finale führen sollen, immerhin deutete sich der Showdown in den ersten Szenen mit dem Protagonisten der Veranstaltung an.

 

Ein aufgebrachter Söldner beschimpft seinen empörten Vorgesetzten und kündigt an, dass er sich seinen neusten Auftrag irgendwo hin stecken kann, bis er schließlich den Namen Oberst Ackermann hört. Für den Zuschauer ist das bei ihm ausgelöste Echo deutlich wahrnehmbar, nicht zuletzt, weil es zu Rückblenden kommt, die sich auf staubigen Kriegsschauplätzen abspielen, bis plötzlich der blanke Hass in Colonel Andersons Augen zu sehen ist. Eine unbarmherzige Kollision bahnt sich ab sofort konturiert an, die der Erfahrung nach zahlreiche Opfer fordern wird. Star in Umberto Lenzis Kriegs-Vehikel ist der US-Amerikaner Jack Palance, der alleine aufgrund seiner auffälligen Physiognomie ins Auge sticht. Da er Ackermann als Schlüsselfigur für seine ganz persönliche Vendetta identifiziert, braucht es nur die Absolution von übergeordneter Stelle, damit der Kampf bis aufs Messer beginnen darf. Dass eine Mission erledigt werden soll, gerät dem Empfinden nach irgendwann zur Nebensache, allerdings münden die Handlungsstränge sehr günstig ineinander. Jack Palance agiert raubeinig und unsentimental; genau richtig für die harten Voraussetzungen eines blutigen Schlachtfeldes, dessen Gesetze er selbst mit entworfen hat. Seinen Gegenspieler interpretiert Palances deutscher Kollege Wolfgang Preiss, der auch auf internationalem Parkett stets gut beschäftigt und gerne gesehen war. Häufig gebucht für Charaktere der deutschen Kriegsmaschinerie, kann er auch hier in einer Art Paraderolle überzeugen, zumal sie ihm stets wie auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Als kühler Stratege, der sich nicht zu unsachlichen Regungen oder unnötigen Emotionen verleiten lässt, treibt er seine Truppe immer weiter an, die immer noch mit Durchhalteparolen vom deutschen Endsieg versorgt wird. Die unterschiedlichen Charakterzeichnungen werden einerseits garniert mit aggressiver Impulsivität, andererseits mit der gnadenlosen Forderung nach bedingungslosem Gehorsam.

 

Viele bekannte Stars des internationalen Kinos laden das Geschehen mit merklicher Energie auf, wenngleich es bestimmt am Genre liegen mag, dass einige Charaktere wie beispielsweise Thomas Hunter, Helmuth Schneider oder Curd Jürgens in die zweite Reihe durchgereicht wirken, was allerdings dem Aufbau der Geschichte über nahezu nur zwei Kontrahenten geschuldet ist. In der Zwischenzeit, beziehungsweise in jeder freien Minute, versucht Regisseur Lenzi sein brutales Himmelfahrtskommando actionreich und spannend zu halten, was jedoch nicht immer gelingen will, da das Script oft zu einspurig fährt. Eine teils imposante Bebilderung kreiert Momente, die in Erinnerung bleiben und welche Brisanz aufkommen lässt, außerdem darf man sich über eine oft deftige Dialogarbeit freuen, die zynische Untertöne transportiert, sogar auswalzt. Das Sonderkommando arbeitet sich stringent bis ans anvisierte Ziel und kann auch durch diverse Steine im Weg nicht aufgehalten werden, hinterlässt dabei eine Spur wie ein Heuschreckenschwarm, bei der nichts übrig bleiben soll. Viele der Charaktere deuten eine dunkle Vergangenheit und daher Tiefe an, doch man legt das Hauptaugenmerk nicht auf ein lückenloses Ausbuchstabieren dieser Seite der Medaille, sondern vornehmlich auf Spektakel, Kugelhagel und Tod. Zwar wirkt "Die zum Teufel gehen" lange nicht so brutal oder selbstgefällig wie vergleichbare Filme des Genres, aber im Grunde genommen wird schon ein bisschen mehr Substanz als anderswo angeboten. Am Ende hebt sich die Produktion wegen guter Leistungen vor und hinter der Kamera hervor und verlässt dabei nie den hochgeschraubt wirkenden Unterhaltungsmodus. Angeheizt durch Hass und Vergeltungsabsichten, kann sich Umberto Lenzis Kriegs-Beitrag durchaus sehen lassen und fristet sein Schattendasein vielleicht etwas zu Unrecht, allerdings muss auch betont werden, dass es sicherlich nicht einfach war, besondere Akzente innerhalb einer Schwemme von beinahe identischen Filmen zu platzieren.

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Prisma

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