Caligula und Messalina

Frankreich | Italien, 1981

Originaltitel:

Caligula et Messaline

Alternativtitel:

Calígula y Mesalina (ESP)

Caligula et Messaline (FRA)

Caligula and Messalina (GBR)

Caligula II: Dekadensen fortsätter (SWE)

Caligula's Perversions (USA)

Deutsche Erstaufführung:

17. Dezember 1981

Inhalt

Willkommen im Reich der historischen Unglaublichkeiten. Im Jahre 39 nach Christus steht da also diese knapp bekleidete Kampftante in der Arena des Zirkus Maximus und zeigt dem behelmten Gladiator wo der Hammer hängt. Ihr Name ist Messalina, und ihre Mission ist es, in das Bett des Kaisers Caligula zu kommen. Messalina tut so als ob sie den Hünen entmannt, und lernt so tatsächlich das Schlafgemach des Göttlichen von innen kennen. Caligulas Schwester und bisherige Bettgefährtin Agrippina, die derzeit im Exil auf Capri weilt, ist komplett abgemeldet, weil Messalina einfach die Schärfste ist. Doch das Volk rebelliert, Caligula wird ermordet, und Messalina macht sich an dessen alten und dicken Onkel Claudius ran, der eigentlich nur in Ruhe gelassen werden und Geschichte studieren will. Doch mit dessen Ruhe ist nun vorbei, Claudius wird Kaiser, und Messalina – Kaiserin! Endlich kann sie alle Schwänze des Römischen Reichs nach Belieben ausprobieren. Doch Agrippina kommt zurück, und sie will wieder ihren angestammten Platz in des Kaisers Bett, gleich wie der gerade heißt. Und ob das nun ihr Bruder oder ihr Onkel ist schert sie bestimmt am allerwenigsten …

Autor

Maulwurf

Review

Willkommen im Reich der filmischen Unglaublichkeiten! Ein schwarzer Eunuch mit einem riesigen Ständer, der auf den Namen Testerone hört (der Eunuch, nicht der Schwengel). Wenn die Eselsmilch für das Bad der feinen Dame nicht langt, dann wird eben der männliche Esel hereingeführt zum Zwecke der Eselinbesamung vor den Augen des Hofstaates. Dann dieser wundervoll gelangweilte Blick Messalinas, wenn sie den dicken alten Claudius besteigen muss, während ihr Hofzwerg nebendran auf einer Pferdestaute sitzt. Und ebendieser Zwerg, der dann von der Statue herunterrutscht, sich bis auf seine Stiefelchen aus Goldlamé auszieht und es seiner Kaiserin in den Hintern besorgt, während diese auf Claudius sitzt. Überhaupt Messalina, die sich von Salvatore Baccaro besteigen lässt und diesen mit so richtig derbem Dirty Talk anmacht („Ihr seit so schön wie eine Göttin.“ „Gut, dann fick mich wie eine Göttin, aber fang endlich an.“). Ein Handlungsstrang, der leider völlig ins Leere läuft, im Gegensatz zu der Szene, wenn Messalina ein paar Strauchdieben in die Hände fällt, die sie mit einem Besenstiel schänden wollen, doch ein freigelassener Gladiator kann sie rechtzeitig retten. Zum Dank heizt Messalina diesen erst so richtig an, sperrt ihn dann mit einem genervten Löwen in ein Verlies und kichert sich eins. Die Narrensklavin, die den Tod Caligulas mitansehen muss, und um seinen Leichnam mit sich allein Hoppe-Hoppe-Reiter spielt. Die vielen Footage-Szenen aus anderen Filmen, vorwiegend aus DER KOLOSS VON RHODOS, aber auch aus unbekannten Tierdokumentationen: Ein Koitus von Pferden – En Détail! Messalina, die Sex hat mit ihrer eigenen Mutter! Und natürlich der unglaubliche Tod Messalinas – Wahrscheinlich der geheime feuchte Traum Julius Cäsars, so zu sterben. Umringt von Schmierenschauspielern, denen der Helm verrutscht und die während des Mordens Grimassen ziehen. Und dabei werden grundsätzlich niemals die zwei zentralen Fragen des Films vergessen: Wer tötet wen zuerst? Und wer hat den größeren Schniedel?

 

Und diese beiden Fragen sind sehr wohl ernst gemeint, dreht sich um sie doch der gesamte Film, und das in einer Seriosität, die staunen macht. Die komplett witzfreie Handlung orientiert sich an einem Mittelding zwischen dem Versuch eines Softcore-Dramas, der überlieferten Realität sowie Tinto Brass‘ Opus CALIGULA, und an diesem letzteren ist CALIGULA UND MESSALINA immerhin so nah dran, dass der Caligula-Darsteller Vladimir Brajovic ziemlich sicher wegen seiner Ähnlichkeit zu Malcolm McDowell gecastet wurde. Brajovic allerdings muss dann nach knapp einer Stunde des Films abtreten und Platz machen für die dauergeile Messalina, die ihre Screentime auch trefflich zu nutzen weiß. Betty Roland als Messalina ist sicher keine Lori Wagner, dafür aber erheblich öfter zu sehen, und sie strahlt eine ganz eigene Art der Erotik aus.

 

Der ganze Film hat eigentlich sogar eine ganz eigene Art Erotik. Natürlich nicht zu vergleichen mit den zeitgleichen EMANUELLE-Filmen (und schon gar nicht mit dem MESSALINA! MESSALINA!-Klamauk von Bruno Corbucci!), und man sollte als Zuschauer vielleicht schon ein gewisses Faible für Sandalen, erstaunliche Orgien und gehörigen Trash mitbringen. Aber diese Mixtur aus vollkommen ernst gemeinter Geschichtsstunde mit dem erwähnten Hang zu Tinto Brass, fast ununterbrochen durch das Bild wehenden nackten Damenbrüsten und feierndem, flüchtendem oder revoltierendem Mob aus älteren Peplums, diese Mixtur hat einfach einen ziemlichen Charme. Aus Sichtweise des Trash-Gourmets gesehen, selbstverständlich! In der in Deutschland digital vorliegenden Fassung sieht man zwar „nur“ ab und zu ein paar primäre Geschlechtsteile, die wirklichen obszönen Akte werden für andere Filme aufgespart, aber gerade dadurch wird die Phantasie des Zuschauers ja erst angeheizt. Werden die mehrfach und ausgiebig gezeigten Orgien am Hofe des Kaisers zu feuchten Träumen des Zusehenden. Und bleibt der züchtig-nasse Sex zwischen Messalina und Agrippina ein echter Appetizer.

 

Nein, schlecht ist CALIGULA UND MESSALINA bestimmt nicht. Nur einfach anders. Knuffig, auf eine feuchte und trashige Art sexy: Die züchtig verkleidete Vulva von Betty Roland, wie sie halb Rom in sich aufnimmt, untermalt mit dem Triumphmarsch aus BEN HUR und etwas, was ich aus Ermangelung besserer Ideen beschreiben würde wie Musik, die so auch als Titel-Track zu MOONRAKER laufen könnte. Auf diese Idee muss erst mal einer kommen …

 

Bleibt die Frage, wer diesen Historien-Schlock denn nun eigentlich gedreht haben mag? Eine persönliche Vermutung ist, dass hinter dem ganzen Projekt Bruno Mattei steckt, der sich an den aktuellen Caligula-Trend dranhängen wollte, und dafür das Pseudonym Antonio Passalia verwendet hat. Der französische Regisseur Jean-Jacques Renon, war als Kameramann zwar unter anderem auch für Jean Rollin unterwegs, hat aber als Regisseur ausschließlich Pornos gedreht, weswegen er meines Erachtens für die französische HC-Version die zusätzlichen Szenen gedreht haben dürfte. Wenn da jemand genauere Informationen – Immer gerne her damit! Und bis dahin gilt, dass es schon gut ist König zu sein. Aber vielleicht ist es noch besser, sich als Kaiserin alle Männer zu nehmen deren man habhaft werden kann …

Autor

Maulwurf

Filmplakate

 

 

Links

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