Cagliostro - Im Schatten des Todes

Italien, 1975

Originaltitel:

Cagliostro

Alternativtitel:

Rito infernal (ESP)

Die Halsband-Affäre

Inhalt

Der italienische Graf Alessandro Cagliostro (Bekim Fehmiu) absolviert ein umfangreiches esoterisches Studium und tritt seitdem als mysteriöser Okkultist und Wunderheiler auf. Bei den einen ist er als Mann der übernatürlichen Kräfte anerkannt, bei anderen als Scharlatan verschrien. Cagliostro beschließt, mit seiner Frau Serafina (Ida Galli) durch Europa zu reisen, um die Armen und Kranken zu heilen. Außerdem ist er geheimes Mitglied einer Gruppe von Revolutionären, die bestimmten Bevölkerungsschichten zur Freiheit verhelfen will. Dies sorgt für breite Unruhe bei Obrigkeit, Feudaladel und Kirche, die über weitere Schritte beraten und somit planen der Papst und Monarchen die Liquidierung des unbequemen Quertreibers...

Autor

Prisma

Review

Großes Thema - großer Film? Beim Blick in die Filmografie des italienischen Gelegenheitsregisseurs Daniele Pettinari offenbart sich schnell, dass es sich bei "Cagliostro - Im Schatten des Todes" um sein cineastisches Debüt handelt und er sich drei Jahre später nur noch für einen weiteren Film verantwortlich zeigen sollte. Von Erfahrenheit kann also schon einmal keine Rede sein, sodass sich die interessanten Frage stellt, was Pettinari mit seiner Reise in die Vergangenheit alles herausschlagen kann; vor allem aber, wie er die prominenten Schauspieler führen wird. Der Film beginnt wie viele seiner Artgenossen mit schnellen Erläuterungen und noch schnelleren Abhandlungen der historischen Thematik und Rahmenbedingungen, die gewisse Erweiterungen, Deutungen oder Aussparungen erfahren. Durch die weitgehend gute Ausstattung, die überzeugenden Charaktere und atmosphärischen Schauplätze, entstehen die Momente, die der Film nötig hat.

 

Wobei es sich tatsächlich verhält, dass man gerade die Spannung wesentlich mehr auf die Spitze hätte treiben können. Empfundenermaßen stellen sich also zu ausladende Phasen ein, die einem Leerlauf in schönen Bildern gleich kommen. Verrat, konspirative Machenschaften und Mord liegen zwar permanent in der Luft, doch Ventile entladen sich einfach zu selten. Die schwache Synchronisation setzt dem Verlauf stark zu und driftet nur allzu häufig ins Oberflächliche, beziehungsweise Bemühte ab, allerdings kann die Musik von Manuel De Sica für die vielen zähen Sequenzen entschädigen. Im Endeffekt lebt "Cagliostro" hauptsächlich von seinen Darstellern und deren präzisen Leistungen, die Akzente setzen, Kontraste bilden und für Aufmerksamkeit sorgen werden, was allerdings nicht heißt, dass die auftauchenden Schwächen vollends weggebügelt werden können. Dennoch ist die schauspielerische Prominenz mehr als beachtlich und ausgewogen.

 

Bekim Fehmiu zeichnet die Haupt- und Titelrolle sehr angemessen. Genie oder Scharlatan? Die Regie lässt insgesamt weniger Zweifel an Graf Cagliostro aufkommen, als es die geschichtlichen Überlieferungen vielleicht tun, jedoch zeigen sich in diesem Zusammenhang einige sehr intensiv angelegte Szenen, die Fehmiu alleine schon wegen seiner Entschlossenheit, der analytischen, beinahe stechenden Blicke und unerschütterlichen Ruhe aufkommen lässt. Zum mysteriösen Gesamtbild trägt Ida Gallis Darstellung der Gräfin Serafina bei, die eine nahezu mechanische Performance zum Besten gibt und sich in jeder noch so gefährlichen Situation vollkommen im Griff hat. Von Curd Jürgens geht als Kardinal Braschi die gewohnte Dominanz aus. Seine körperlichen Gebrechen hindern den Vertreter des Klerus nicht daran, rücksichtslose Machtkämpfe zu inszenieren, wobei leider betont werden muss, dass man sich gerade in diesem Zusammenhang mehr Brisanz von der Geschichte gewünscht hätte.

 

Prominente Beihilfe leisten des Weiteren beispielsweise Anna Orso als Königin Marie Antoinette, Luigi Pistilli als Kardinal de Rohan, Robert Alda als Papst Clemens XIII. oder Massimo Girotti als Giacomo Casanova. Wunderheilungen, Hohn und Spott, Machtkämpfe sowie die unerbittlichen Machenschaften der Kirche dominieren den Verlauf nachhaltig und insgesamt präsentiert Daniele Pettinari eine gute Mischung zwischen Unterhaltung und Klassik. Vom großen Wurf ist "Cagliostro" allerdings ziemlich weit entfernt, da sich auch zähe Phasen einschleichen und man insbesondere im Kreise der Personen diffuse Zusammenhänge geboten bekommt. Aufgrund der angemessenen Sets, der überdurchschnittlich hohen Dichte an Stars und des zeitweise höher betriebenen Aufwands, ist diese Reise durch die Vergangenheit wohl einen Blick wert, wenngleich das ganze Spektakel in vielen Bereichen einfach zu langatmig und vage ausgefallen ist.

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Prisma

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