Brothers in Blood

Italien, 1987

Originaltitel:

La sporca insegna del coraggio

Alternativtitel:

El triangulo de la muerte (ESP)

Blood Commando (FRA)

Savage Attack (USA)

Regisseur:

Tonino Valerii

Drehbuch:

Roberto Leoni

Inhalt

Vietnamkrieg 1974. Eine amerikanische Elitekampftruppe kann dem feindlichen Hauptquartier endlich den entscheidenden Tiefschlag versetzen und legt alles in Schutt und Asche. Auf dem Rückmarsch wird die Gruppe vom Gegner attackiert und Sergeant Logan (Bo Svenson) schwer verletzt. Sein Kammerad Dennis (Carlo Mucari) riskiert sein Leben für dessen Rettung und schleppt ihn mit letzter Kraft in den wartenden Helikopter, bis er selbst angeschossen und dem Feind überlassen wird. Mittlerweile sind etliche Jahre vergangen und es kommt zu einem Geheimauftrag für die ehemaligen Blutsbrüder: in einem Himmelfahrtskommando sollen sie Dennis und andere Geiseln in Guatemala befreien. Logan trommelt seine alte Truppe von damals zusammen, doch die Zeit konnte nicht alle Wunden heilen...

Autor

Prisma

Review

Der italienische Filmregisseur und Drehbuchautor Tonino Valerii konnte sich mit einigen großen Publikumserfolgen einen Namen machen, bevor er sich ab den 80er Jahren vornehmlich dem Inszenieren von Filmen nach amerikanischen Vorbildern widmete. Bei BROTHERS IN BLOOD handelt es sich eben um ein solches Action-Vehikel, das sich mit den unkalkulierbaren Nachwehen des Vietnam-Krieges befasst, wenn auch nur überaus vordergründig. Hauptaugenmerk bei dieser rasanten Veranstaltung liegt somit auf einer geballten Ladung Kugelhagel, Action und Pyrotechnik, was bei einer bestehenden Affinität für Geballer und Gemetzel doch ziemlich gut ankommen will, zumal man es mit einer Handvoll Helden, beziehungsweise Anti-Helden zu tun hat. Oder sind sie doch Helden? Für den geneigten Zuschauer ganz bestimmt, denn schließlich werden zahlreiche Charaktere aus den unteren Schubladen präsentiert, die Protagonisten für Protagonisten in ein besseres Licht rücken. Jeder der Vietnam-Veteranen hat mit nicht enden wollenden Altlasten eines barbarischen Krieges zu tun, der sie nicht getötet hat, da sie töten konnten. Die anfänglichen Bilder zeigen die Truppe der Blutsbrüder in perfektem Einklang, woran zu erahnen ist, dass diese minutiös abgestimmte Allianz ihr Leben schon mehrmals gerettet hat, außerdem pflegt man keine Gefangenen zu machen. Die angebotenen Action-Szenen wirken stimmungsvoll, wenngleich sie auch teils nach einer Kategorie aussehen, die jenseits von B zu finden sind. Doch nur so kommt Stimmung auf und es ist mehr als beruhigend hier zu erfahren, dass selbst italienische Filme dieses Strickmusters nicht an der Pauschal-Glorifizierung amerikanischer Kriegsveteranen vorbeikommen.

 

Nach Jahren, die wie eine Ewigkeit gewirkt haben müssen, sieht man die Männer nach und nach wieder. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und bei dem einen oder anderen stellt sich definitiv die Frage, wieso er nicht schon längst durchgedreht ist. Einer von ihnen sieht seinen Psychiater offensichtlich häufiger als jeden anderen Menschen, der andere hat einen kleinen Sohn, den die Ärzte aufgegeben haben, dem nächsten sitzt permanent ein scharfes Messer an der Kehle, da er sich mit dubiosen Geldgebern eingelassen hat, und der andere Kamerad wird bereits während der Suche von einer alten Frau als »männliche Nutte« bezeichnet. Da man im Jahr 1974 einen Kameraden bei den blutrünstigen Feinden zurücklassen musste, winden sich die Schuldgefühle ein ums andere Jahr durch die zerrütteten Existenzen und man beschließt teils widerwillig, diese Schuldgefühle endlich abzustellen, die vermutlich noch nicht einmal tot zu ertragen wären. Noch bevor man sich fragt, wie die Männer ihr Himmelfahrtskommando durchsetzen wollen, liefert eine gut arrangierte Dramaturgie die Antworten auf die wichtigsten Fragen, sodass es auf einem spektakulären Niveau weitergehen kann. Plötzlich liegt wieder der Geruch des Todes in der Luft und die Maschinenpistolen erscheinen allzeit bereit, jeden Gegner vor den Visieren weg zu wischen. Interessant dabei ist, dass die Männer, die einem als Protagonisten aufgetischt werden, im Grunde genommen auch nur Killermaschinen sind, die in all der vergangenen Zeit nicht gelernt haben, eine andere Sprache zu sprechen. Man könnte die Männer schließlich traumatisiert nennen, allerdings macht der Verlauf keine besonderen Anstalten, diesbezüglich allzu sehr in die Tiefe zu gehen.

 

Als Zuschauer nimmt man die Helden der Geschichte aus mehreren Gründen dankend an: Zum einen sieht der wirkliche Abschaum im Dickicht dieser vermeintlichen Rettungsaktion ganz anders aus, außerdem empfindet man Mitgefühl mit den zermarterten Seelen und deren teils harten Schicksalen, sodass es den Männern keiner krumm nehmen wird, wenn einfach wahllos drauf los geballert wird und man den überlagerten Aggressionen endlich einmal freien Lauf lassen kann. Genau in dieser eindeutigen Sprache will sich Tonino Valeriis Film aber auch verstehen, was sich mit dem Interesse des Zielpublikums deckt, denn schließlich sollen in keinerlei Beziehung irgendwelche Gefangenen gemacht werden. Die schauspielerischen Leistungen von Bo Svenson, Peter Hooten, Werner Pochath und Nat Kelly Cole können sich innerhalb dieses commando quattro durchaus sehen lassen, und abgerundet werden diese positiven Eindrücke durch Carlo Mucari und Martin Balsam. Im Ganzen wird unter der Regie von Valerii ein annehmbarer Aufwand betrieben, der offenkundig darauf bedacht ist, keinerlei Hochglanz oder Hoffnung aufkommen zu lassen. Daher kommen die Kulissen und Charaktere auch möglichst schäbig daher, was ein Flair und Ambiente kreiert, dass BROTHERS IN BLOOD sehr aussagekräftig und letztlich überzeugend wirken lässt. Filme wie dieser, die sich einen Dreck darum kümmern, in irgend einer Weise politisch, geschweige denn irgendwie korrekt zu sein, außerdem damit kokettieren, den Zuschauer ausschließlich mit Maschinengewehren kitzeln und bei Laune halten zu wollen, haben ihre Mission im Sinne der ausgelassenen Anklage mehr als erfüllt. Unterhaltsam und in Teilen sogar spektakulärer als erwartet.

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Prisma

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