Blutige Magie

Italien | Mexiko | Spanien, 1975

Originaltitel:

Malocchio

Alternativtitel:

Eroticofollia (ITA)

Más allá del exorcismo (MEX)

Mal de ojo (ESP)

Evil Eye (USA)

Das Geheimnis des magischen Kreises

Regisseur:

Mario Siciliano

Inhalt

Eine schwarze Messe. Nackte, stöhnende Menschen tanzen durch die Nacht, und ein Priester mit großen, roten Augen tritt in ein Dreieck, in dem das Foto eines Mannes liegt. Es handelt sich um Peter Kray (Jorge Rivero), der darauf schweißgebadet aus einem Alptraum erwacht. Der vermögende Playboy leidet an Visionen und Blackouts. Eine Frau namens Yvonne spricht ihn an, sie hätte auch Visionen, und zwar ihres Todes, ermordet durch Peter. Der glaubt da noch an einen bösen Scherz seines Freundes Roberto, doch schon am nächsten Tag ist Yvonne tot, und Inspector Ranieri (Anthony Steffen) ermittelt. Peter vertraut sich Dr. Stone (Richard Conte), einem alten Freund der Familie, und dessen Kollegin Dr. Turner (Pilar Valezquez) an, sieht aber davon ab, sich selbst einzuweisen. Doch die Visionen nehmen zunehmend überhand, und bei einer Fahrt aufs Land tötet der wahnhafte Mann in Trance ein befreundetes Ehepaar aus England. Auch Ranieri bekommt den Einfluss fremder Mächte zu spüren, wird von Hörstürzen geplagt und fällt beinahe einem Unfall zum Opfer. Peter begibt sich unterdessen doch in die Obhut von Dr. Turner, zu der er sich stark hingezogen fühlt, aber scheint er immer öfter wie fremdgesteuert und offenbart gar psychokinetische Kräfte…

Review

"Das Geheimnis des magischen Kreises" oder auch "Blutige Magie" ist ein komischer und, um es gleich vorweg zu nehmen, kein guter Film. Diese italienisch-spanisch-mexikanische Koproduktion verquickt Elemente des Mystery-Krimis und des Okkulthorrors mit Sexploitation, was in den 70ern ja nicht allzu unüblich war. So darf der Protagonist Peter seine Qualitäten als Womanizer mehrfach unter Beweis stellen, wobei aber die Grenze zum Softsex nie überschritten wird. Auch dem hedonistischen Treiben auf einer Party Robertos wird Platz eingeräumt, während die Szenen bei der schwarzen Messe zwar eine Menge nacktes Fleisch bieten, aber in ihrer psychedelisch angehauchten Darreichung eher wie Ausdruckstanz choreographiert sind. Das Drehbuch nutzt diese schwarze Messe, mit ihren nackten, stöhnenden Gestalten und dem glubschäugigen Kultführer, zudem nur als Aufhänger der Geschichte. Es wird von Anfang an klargestellt, dass sie es ist, die einen Einfluss auf unsere Hauptfigur ausübt und Ereignisse in Gang bringt, die ihn mitzureißen drohen. Später wird sogar suggeriert, dass Peter unter ihrer direkten Kontrolle steht, und sie durch ihn übernatürlich Kräfte wirken lassen. Das äußert sich dann in durchaus unheimlich vorgetragenen Poltergeist-Effekten. Was es aber letztlich damit auf sich hat? Dazu gleich mehr.

 

Zur Erotik und zum Horror gesellen sich dann noch die Krimi- bzw. Thriller-Elemente. Zum einen wird Peter von einem unbekannten Zeugen seines in Trance begangenen Mordes erpresst, zum anderen fühlt ihm Inspector Ranieri auf den Zahn. Als i-Tüpfelchen gibt es noch die Love-Story zwischen Peter und Dr. Turner. Außerdem wird auch eine Verbindung von Dr. Stone zu Peter über dessen Eltern angeteasert. Aber stellvertretend für die gesamte Dramaturgie wird diese Begebenheit an keiner Stelle aufgelöst. Denn da sind wir schon bei den grundlegenden Problemen des Films; weder sind die einzelnen Elemente logisch miteinander verzahnt, noch werden die mit den Entwicklungen einhergehenden Fragen in irgendeiner Weise gelöst oder direkt beantwortet. Ich spoilere an dieser Stelle mal ganz fies und verrate, dass man nicht erfährt, wer die Leute in der schwarzen Messe sind, wie sie Einfluss auf Peter nehmen (also konkret, nicht einfach mit „schwarze Messe & so“) und erst recht nicht, was sie damit bezwecken wollen. Ob Dr. Stone, der einmal in Peters Mutter verliebt war, etwas damit zu tun hat? Wir erfahren es nicht.

 

Interessant hierbei ist, dass alle erhältlichen Fassungen in der OFDb als gekürzt gekennzeichnet sind. Die italienische Kinofassung soll mehr als 10 Minuten länger gewesen sein. Als Zusatzinformation ist dort angegeben, dass der Film 2 Jahre nach der Erstveröffentlichung unter dem neuen Titel „Eroticofollia“ erneut ins Kino gebracht wurde. In mir keimt dabei der Verdacht, dass es sich dabei schon um die heute bekannte, gekürzte Fassung gehandelt haben könnte. Gleichermaßen ist im Netz auch öfters von einer noch längeren mexikanischen Fassung die Rede. Während des Films hat man öfters mal den Eindruck, dass Szenen abgehackt enden und auch das ein wie andere dazwischen im Arrangement fehlt, was auch nicht einzig auf Filmrisse wegen fehlender Einzelbilder zurückzuführen ist. Tatsächlich glaube ich nicht, dass die längere Filmfassung nun am Ende viel mehr Sinn ergeben hätte, aber im Fluss sicherlich runder gewirkt haben wird. Abseits der Unzulänglichkeiten der Story, die vielleicht einigen Trash-Fans zumindest rudimentär zu unterhalten vermag, bietet „Das Geheimnis des magischen Kreises“ nicht viel an, um seinen Zuschauer bei der Stange zu halten. Die Fleischbeschau ist nicht der Rede wert, ist auch nicht sehr ansprechend gefilmt und montiert. Die Gruselszenen alleine sind zwar ganz nett, können ohne gegebenen Kontext auch nicht erschrecken, Spannung will sich erst recht keine einstellen. Alles in allem ist das schon eine recht dröge Angelegenheit, die auch durch den lebendigen, modernen Score von Stelvio Cipriani („Im Blutrausch des Satans“, „Blindman“, „Der Tod trägt schwarzes Leder“) kaum aufgewertet werden kann.

 

Die Hauptrolle des wahnhaften Womanizers wird vom Mexikaner Jorge Rivero, dessen bekannteste Rolle neben John Wayne in „Rio Lobo“ (1970) von Howard Hawks gewesen sein dürfte. Später war er auch in „Day of the Assassin“ (1979) von Brian Trenchard-Smith und Lucio Fulcis „Conquest“ (1983) zu sehen. Mit seiner Darstellung des Playboys Peter Kray habe ich keine Probleme, ihm nimmt man es schon ab, wenn er völlig neben der Spur durch die Handlung zu wandeln scheint. Nur in den Erotik-Szenen scheint er ein wenig gehemmt. Pilar Velazquez als Love Interest Dr. Turner hat nicht viel mehr zu tun, als entweder streng oder verliebt dreinzuschauen. Sie spielte ansonsten meist die damsel in distress in einigen Western. Western-Star Anthony Steffen dürfte hinlänglich bekannt sein, er drehte in den 70ern ja so einige Gialli, darunter „Die Grotte der vergessenen Leichen“ (1971), „Inferno unter heißer Sonne“ (1972) und „Crimes ofthe Black Cat“ (1972), und hat hier die undankbare Aufgabe, immer wieder einen unvermittelten Hörsturz darzustellen. Sein Schauspiel erschöpft sich oftmals darin, verdattert in die Gegend zu glotzen, aber sein berühmtes Holzgesicht findet leider keine Anwendung. Richard Conte tritt hier quasi nur als Gaststar auf. In Hollywood drehte der Italo-Amerikaner noch Noir-Filme wie „Kennwort 777“ (1948) oder „Geheimring 99“ (1955), später dann die Hits „Frankie & seine Spießgesellen“ (1960) und „Der Schnüffler“ (1967) mit Frank Sinatra. In Italien war er nur ein bekannter Name auf Plakaten für „Der Teufel führt Regie“ (1973) oder „Gewalt rast durch die Stadt“ (1975). Auch seine Rolle hier ist klein, und vor allem erweist sie sich als unterentwickelt, da nie klar wird, ob und wie Dr. Stone mit den Geschehnissen in Verbindung steht. Es ist schwer, die Leistung von Regisseur Mario Siciliano zu bewerten, wenn man weiß, dass man nur einen Torso seines eigentlichen Werkes begutachten konnte. Es lässt sich zumindest sagen, dass die Grusel-Szenen, wenn Peters psychokinetische Kräfte zum Wirken kommen, ganz gut gelungen sind. Der Rest bewegt sich auf eher durchschnittlichem Niveau, mit einigen deutlichen Abstrichen bei den unbeholfen gefilmten Erotik-Szenen. Siciliano war wohl auch eher ein Geschäftsmann und Pragmatiker. Er gründete 1962 Metheus Films, die auch „Das Geheimnis des magischen Kreises“ produzierte. Erfolg hatte man vorwiegend mit Western und Abenteuerfilmen, war aber auch an „Kommissar X – Jagd auf unbekannt“ beteiligt, der als erster Film der Reihe die Abenteuer dieses Euro-Crime-Helden einläutete. In den 80ern verlegte sich Siciliano selbst auf die Produktion von Pornos.

 

Letztlich ist „Das Geheimnis des magischen Kreises“ ein Film, der für den Durchschnittskonsumenten schlichtweg nicht konsumierbar ist. Selbst eingefleischte Giallo-Fans werden kaum Freude damit haben, denn der Film schafft es zu keiner Zeit, Spannung zu erzeugen, verweigert ja sogar die Auflösung seiner Geheimnisse. Man kann es wohl nur als eine ziemlich unbefriedigende Angelegenheit bezeichnen, auch weil die Erotik-Szenen, aller Nacktheit zum Trotz, nicht wirklich geschmackvoll anzusehen sind. Inszenatorisch herrscht ehedem biederer, langweiliger Durchschnitt vor. Auch Fans von Anthony Steffen werden enttäuscht, spielt der alte Western-Recke doch nur eine Nebenrolle. Und so ist der Film wohl nur für den Abschluss eines Filmabends unter Trashfreunden, mit Zuhilfenahme alkoholischer Muntermacher, goutierbar. Eine längere, vielleicht vollständige Fassung würde mich persönlich schon interessieren, auch wenn meine Hoffnung, da dann einen kohärenten, vielleicht sogar unterhaltsamen Streifen vor die Glotzerchen zu bekommen, als eher gering anzusehen sind.

Veröffentlichungen

In Deutschland wurde „Das Geheimnis des magischen Kreises“ auf VHS in den 80ern von Mike Hunter veröffentlicht. Auf digitalem Medium legten dann X-NK und Simpel Movie Sammler-Auflagen in großen Hartboxen mit verschiedenen Motiven auf. Das Bild ist nicht überragend (oder anamorph), aber ansehbar, der Ton etwas verrauscht. Geboten wird einzig die deutsche Tonspur, bei Bedarf mit englischen Untertiteln. In den USA ist der Film unter dem Titel „Evil Eye“ als Grindhouse Double Feature mit „Black Candles“ von Jose Ramon Larraz veröffentlicht worden. Der Laufzeitangabe nach, dürfte es sich hierbei um die gleiche Fassung handeln.

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb



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