Baraka - Agent X 13

Frankreich | Italien | Spanien, 1966

Originaltitel:

Baraka sur X 13

Alternativtitel:

Skyd først, X-77 (DNK)

Operación Silencio (ESP)

Pokeria kuoleman kanssa (FIN)

Agent X-77 Orders to Kill (GBR)

Agente X77 - Ordine di uccidere (ITA)

Serviço Secreto X-77 (PRT)

Baraka X-126 (USA)

Baraka for Secret Service

Baraka X-77

Deutsche Erstaufführung:

4. August 1966

Inhalt

Ein ominöser Flugzeugabsturz ruft den Agenten X13 (bürgerlicher Name: Serge Vadile) auf den Plan. Den Grund des Absturzes kann die geXte Unglückszahl mittels des einzigen Überlebenden Professor Satérn (nageln Sie mich nicht auf den Namen fest, ich gebe das wieder, was ich aus der deutschen Synchronisation intuitiv erfassen konnte) blitzschnell eruieren: Schließlich ist es dem Professor gelungen, die Zusammensetzung für einen Raketentreibstoff zu konzipieren, der die Raumforschung um 10 Jahre vorantreiben würde. Die zur Herstellung benötigten Forschungsdokumente, die man freilich tagtäglich in der Jackentasche mit sich trägt, wurden dem Professor während der Flugreise entwendet. Der für den Flugzeugabsturz verantwortliche Dieb, Franck Ballin, liefert die gestohlenen Dokumente sowie einen Datenträger pflichtbewusst bei seinen Auftraggebern ab. Doch deren Technikern mag es einfach nicht gelingen, den Zugang zu den begehrten Daten und Formeln zu erhalten, da der Professor, um einen Geistesdiebstahl quasi auszuschließen, mit Kodierungen arbeitete. Demgemäß müssen sich die Unholde näher mit dem Wissenschaftler beschäftigen, der handlungsunfähig im Krankenhaus (wo selbstverständlich einer der Obergauner als Doktor der Medizin praktiziert) liegt. Obwohl alles auf die simple Formel: Folter + Verhör = Info +Tod schließen lässt, treten zuallererst hemmende Komplikationen ein, da die Ganoven stehenden Fußes mit der Nummer 1 des französischen Geheimdienstes - die sagenumwobene X13 - kollidieren….

Review

Bei BARAKA - AGENT X13 handelt es sich um eine Koproduktion der Länder Frankreich, Italien und Spanien, was im Eurospy-Kosmos nun wirklich keine Seltenheit reflektiert. Die italienische Beteiligung belegen die Credits des mir vorliegenden Fandubs. Demgemäß sind die römischen Unternehmen Technicolor Italiana und Estudios De Paolis in die Produktion involviert. Spanien wurde von Fotofilm S. A. E. (Madrid - Barcelona) und Frankreich von L.T.C. (Paris) vertreten. Diese Infos werden Sie nicht im www finden, da es bisher niemand für nötig hielt, diese zu eruieren und geschweige denn in die Datenbanken einzupflegen. Das Genre hat nun mal nicht allzu viele Anhänger, aber da ich mich außerhalb des Massenstroms und weit entfernt von Gorebauern und sonstigen Spinnern sehr wohl fühle, habe ich mir jeweils ein Wochenendhäuschen im schmucken Pepla und dem zuweilen als steril apostrophierten Eurospy eingerichtet, welche ich hin und wieder sehr gern besuche.

 

Ganz so dolle war der letzte Eurospy-Aufenthalt jedoch nicht, denn BARAKA – AGENT X13 hatte nicht wirklich viel Spannung im Köcher, sodass der Inhalt des Drei-Gänge-Menüs zum Sonntags-Matinee bereits vor Sichtung der Speisekarte durch und durch vorhersehbar war. Die Menübegleitende Musik wird - wie das von Anton Karas´ komponierte DER DRITTE MANN-Leitmotiv, das allseits bekannte „Harry-Lime-Theme“ - mittels einer Zither vorgetragen. Was die beiden Kompositionen grundlegend unterscheidet: Karas´ Komposition reflektiert einen immergrünen Ohrwurm, in den man sich alle 10 Sekunden neu verlieben kann, das BARAKA-Theme einen slapstickartigen Unrat, den man alle 10 Sekunden mehr verachten kann.

 

Unser Ausblick auf den eingangs umrissenen Flugzeugabsturz lässt sich übrigens nicht einmal mit den obligatorischen und in den vorangegangenen Absatz hochtrabend integrierten 10 Sekunden beziffern. Wir wandern (aufgrund eines raschen Schauplatzwechsels zart überrascht) gemeinsam mit Monsieur Klein, gespielt vom allseits bekannten IW-Sheriff Luis Induni, kurzzeitig durch ein französisches Massiv und hören urplötzlich einen Knall, der uns das einzige Indiz zum Flugzeugabsturz liefert. Auch der Fallschirmabsprung des Übeltäters spielt sich auf der Metaebene ab, woraus wir ebenso simpel wie flink lesen können, dass BARAKA - AGENT X13 mit deutlichen Budgetbeschränkungen zu kämpfen hatte. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass das geringe Budget einen negativen Einfluss auf die Fotografie ausübte, da die Bildkompositionen sehr wohl einen soliden Eindruck hinterlassen. Der verantwortliche Kameramann, Juan Gelpí, fotografierte übrigens zeitnah zu BARAKA - AGENT X13, UNTER DER FLAGGE DES TIGERS und dessen Fortsetzung DONNER ÜBER DEM INDISCHEN OZEAN. Zwei nach meinem Dafürhalten recht pfiffige wie kurzweilige Piraten- respektive Freibeuterfilme um den draufgängerischen Charmeur Captain Robert Surcouf, gespielt von Gérard Barray.

 

Und eben dieser Zeitgenosse gibt auch den Agenten X13. Ein Secret-Agent, der den Grund eines Flugzeugabsturzes eruieren soll und schwuppdiwupp in die Jagd nach einer Raketentreibstoffformel involviert wird. Da BARAKA - AGENT X13 im Nachklang von DR. NO, MOSKAU, GOLDFINGER und FEUERBALL kreiert wurde, orientiert sich Barray in der Rolle der X13 auch an Connerys Bondverkörperung. Wer hätte das jetzt nicht erwartet? Im gleichen Sinne erwartungskonform ist auch die Tatsache, das Barray in keiner Weise Connerys Klasse erreichen kann. Trotz dieser minder überraschenden Erkenntnisse gibt es eine Gemeinsamkeit mit einem späteren Bond-Darsteller, denn was mir bereits während der Sichtung der beiden zuvor genannten Freibeuterfilme ins Auge stach, hat sich kraft der BARAKA-Sichtung unbestreitbar manifestiert: Gérard Barrays Optik (!) erinnert stark an Timothy Dalton.

 

Können Sie denn nie ernst sein?“ (Colonel Bastiani)

Wenn ich ernst wär´, hätte ich bestimmt nicht diesen idiotischen Job.“ (X13)

 

Na ja, idiotisch würde ich nicht unterschreiben. Ich würde stattdessen das Wort „knuffig“ einsetzen. Was sich allerdings weniger auf den Job als viel mehr auf die Situationen, welche die mit dem Job verbundene Suche nach Motiven, Formeln und Geheimcodes mit sich bringt, übertragen lässt. Schließlich liefert die ein oder andere Prügelei äußerst putzige Resultate, da die Arbeit der Choreografen hin und wieder auf die lustige Welt des Zirkus Sarasani und herzlich wenig auf den knallharten Faustkampf zwischen Agent und Bösewicht schließen lässt. Ferner treten sensationelle Zufälle zutage, welche X13 zu jeder Zeit am rechten Ort erscheinen lässt. Und wenn wirklich niemand, den Professor ausgeklammert, die Formel für den Raketentreibstoff kennt, dann entzieht es sich meiner Kombinationsgabe, warum der Sprit bereits emsig in einer Fabrik zu Triest produziert wird. Hahaha, reingefallen! Das ist mir schnurzpiepegal, denn ich mag derartige Eurospy-Mätzchen nicht hinterfragen, da ich stets entspannt durch kostengünstig inszenierte Agentenfilme marschiere. Aber Sie, liebe Logikfanatiker, Sie werden die rund 95 Minuten lange Marschroute, die BARAKA - AGENT X13 zueigen sind, nie und nimmer - zumindest nicht schmerzfrei - durchstehen, dass bestätige ich Ihnen mit Brief und Siegel!

 

Die aus der Agentenfeder stammenden allegorischen, den Beischlaf fördernden Liebesbriefe bleiben ebenso versiegelt im untersten Blechschrankschubfach des Geheimdienstarchivs liegen. Der Frauenverschleiß des Agenten ist nämlich absolut überschaubar. X13 lernt die Krankenschwester Mania kennen und bleibt ihr über die gesamte Spielzeit treu. Da die Pflegefachkraft von niemand geringerem als Sylva Koscina gespielt wird, ist das monogame Verhalten von X13 definitiv nachvollziehbar. Manias Arbeitsstätte, das Hospital, symbolisiert zudem einen Ort an dem viele Fäden zusammenlaufen. Hier liegt der Professor und hofft auf baldige Gesundung. Hier lauert auch Doktor Lupescu (gespielt von dem großartigen Renato Baldini, der so manches Karl May Vehikel mittels seines schauspielerischen Mitwirken bereichern konnte), um wichtige Informationen aus dem Professor herauszuholen. Hier trifft sich der Kern einer Organisation, die zwar Böses im Schilde führt, aber deren eigentliche Beweggründe (politische Interessen oder nur Geldambitionen? Taktgeber im Kalten Krieg?) im Verborgenen bleiben.

 

Demgemäß bleiben auch die Philosophien der Supervillians im Verborgenen. Die bösen Buben wurden leider einer groben, ja einer oberflächlichen Skizzierung unterzogen. Kinnners, ich erwarte keinen echten Da Vinci, aber wenn ich schon die Mona Lisa zu Versandzwecken als Briefmarke erhalte, würde ich schon gern genauer erfahren, welchen Absender und Adressaten sie supporten soll. Als kleine Entschädigung für die angeprangerten, lückenhaften Vorstellungen der Bösewichte werden wir, dem Himmel sein Dank, nicht mit einer Armada von Namen bedrängt, von denen ein Löwenanteil - wie in vielen Eurospy-Verhikeln - nicht von Nöten ist. Eine Taktik oder Unsitte, die vermutlich die Absicht besaß, den dürftigen Inhalt des jeweiligen Agentenfilms mehr oder minder geschickt wie erfolgreich zu kaschieren, was den Rezipienten jedoch schlussendlich nur ins Straucheln brachte, bringt und bringen wird.

 

Auf ein wenig visuelle Härte müssen wir übrigens nicht verzichten, denn X13 lässt eine Folter über sich ergehen, die wahrscheinlich selbst Connery in derbe Überlebensnöte gedrängt hätte. Den X-Agenten lässt das locker, denn der greift anschließend quietschfidel zum Spaten und klatscht gleich mehrere Kontrahenten auf einmal weg. In diesem Zusammenhang sei noch angemerkt, dass X13, den Spaten ausgeklammert, keinerlei Gadgets erhält, mit denen er seine Kontrahenten wie uns Rezipienten in irgendeiner Weise beeindrucken könnte.

 

Wer im Vorfeld oder im Nachhinein die berechtigte Frage stellt, warum der Film den Namen BARAKA im Titel trägt und zu diesem Zweck das www konsultiert, den werden google wie Wikipedia auf den Islam verweisen. Die deutsche Dialogbearbeitung meint in diesem Kontext ein Buch namens Baraka, welches von einem gewissen Bärmann verfasst wurde und als Einführung in die höhere Mathematik gilt. Als hohe Mathematik lässt sich BARAKA - AGENT X13 beileibe nicht beschreiben. Das kleine Einmaleins des Agentenfilms klingt da schon deutlich angemessener, denn die Handlung ist einfach gestrickt, liefert keine Überraschungen, aber - wie bereits gesagt - reichlich Kraftfutter für Logikverfechter. Wer Eurospy generell mag und in der Lage ist, die zuletzt gepredigten Mankos zu tolerieren, der oder die kann sich gern dem Agenten X13 anschließen, um einen Kurzurlaub in Südfrankreich zu absolvieren. Ja, Kurzurlaub: Denn die Weltordnung läuft in diesem Film nicht wirklich Gefahr aus den Angeln gehoben zu werden. Da mussten wir schon ganz andere Schlachten vor der Glotze schlagen.

Links

OFDb

IMDb

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