Agent 505 - Todesfalle Beirut

Frankreich | Deutschland | Italien, 1966

Originaltitel:

Agent 505 - Todesfalle Beirut

Alternativtitel:

Agente 505, muerte en Beirut (ESP)

Baroud à Beyrouth pour F.B.I. 505 (FRA)

Agent 505: Death Trap in Beirut (GBR)

From Beirut with Love (GBR)

La trappola scatta a Beirut (ITA)

Rififi en Beirut (MEX)

Perigo de morte em Beirute (POR)

Formula C-12 Beirut (USA)

Rififi in Beirut

Deutsche Erstaufführung:

22. April 1966

Kamera:

Rolf Kästel

Inhalt

Zwei junge Frauen werden beim Sonnenbaden am Pool umgebracht. Wenig später ereilt ihr Mörder das gleiche Schicksal und er wird ebenfalls erschossen. Mit letzter Kraft kann er noch von sich geben, dass die Zerstörung Beiruts unmittelbar bevorstehe. Doch wer soll dahinter stecken? Gefahndet wird ab sofort nach einem Mann, der nur vier Finger haben soll, aber diese Suche erscheint aussichtslos zu sein. Die Zeit läuft davon, da Beirut durch eine Bombe bedroht ist. Agent 505, alias Richard Blake (Frederick Stafford), und sein Kollege Robert O’Toole (Chris Howland), jagen ab sofort das Phantom und schnell führt die Spur zu einem Nachtclub und dessen Besitzer Omar Abdullah (Willy Birgel)...

Autor

Prisma

Review

Mit Manfred R. Köhlers "Agent 505 - Todesfalle Beirut" bekommt man einen ganz typischen Beitrag der Eurospy-Welle serviert, der durchaus für sich in Anspruch nehmen darf, dass es sich um einen der handwerklich und dramaturgisch ausgereifteren Vertreter seiner Gattung handelt, was nicht zuletzt an den teils berauschenden Bildern an Originalschauplätzen im Libanon liegt. Der Einstieg macht deutlich, dass man hier offenbar keine unnötige Zeit verlieren wollte und in den ersten 90 Sekunden gibt es bereits drei Leichen nach dem üblichen Prinzip mit dem Verbrecherorganisationen glänzen, potentiell undichte Stellen sofort zu liquidieren. Der mit Ennio Morricones Musik untermalte Vorspann offeriert eine Besetzungsliste, die einige Hingucker zu bieten hat, gleichzeitig auch etwas skurril anmutet, da man mit Willy Birgel sogar eine UFA-Legende aus Großmutters Zeiten ausfindig machen kann. Die Geschichte wird gleich zu Beginn mit dem Aufhänger angeheizt, weil ein im Sterben Liegender in seinen letzten Atemzügen noch verkünden konnte, dass ganz Beirut in wenigen Tagen in Schutt und Asche liegen wird. So lautet zumindest der Plan eines Phantoms. Natürlich wird der beste Mann am Platz mit diesem dubiosen Fall betraut, sodass es Schlag auf Schlag weitergehen kann, und zwar mit Frederick Staffords ganz eigenen Methoden, die das Genre erfunden hat, jedoch hier und da recht angenehme Variationen durch den gebürtigen Österreicher erfahren. Action und Spektakel dominieren den Verlauf nach Belieben und es wird zu keiner Zeit zäh oder gar langweilig. Ganz in Agenten-Manier umgeben "Agent 505" schöne Frauen, die ihm selbstverständlich auch ohne viel Dazutun zu Füßen liegen. So stolzieren beispielsweise die sympathische Geneviève Cluny oder Renate Ewert vor seinen Augen herum und auch wenn die Luft noch nicht gerade zu brennen scheint, darf es zumindest ausgiebig knistern.

 

Gerade bei diesem Film kommt man nicht umhin, Renate Ewert mit einem nahezu prüfenden, wenn nicht sogar mitleidigen Blick zu betrachten, weil man sie bereits schwer gezeichnet wahrnimmt und es sich bei "Agent 505 - Todesfalle Beirut" um ihren letzten Film handelt, da sie wenig später, im gleichen Jahr, viel zu früh verstarb. Überlieferungen weisen stets auf die schlechte Konstitution und depressive Phasen der zierlichen Interpretin hin, so beispielsweise auch Will Tremper in seinem Buch "Große Klappe". Tremper, der eine Liaison Ewerts mit ihrem Schauspiel-Kollegen Paul Hubschmid kolportiert, sollte laut seinen Angaben in dieser Produktion mitwirken. Ewert, die kaum noch aus dem Bett aufstand und sich in ihrer Wohnung vergrub, soll nach dieser Nachricht eine Art Push erlebt, sich aufgerafft haben und guter Dinge gewesen sein. Paul Hubschmid hingegen soll das Engagement unter Wolf C. Hartwig allerdings mit den Worten verweigert haben, dass, wenn diese Person mitspiele, man ihn vergessen könne. Schließlich stellt Tremper unter Hinzuziehen einer Aussage Franz Marischkas, einem engen Freund Renate Ewerts, ihren Selbstmord in den Raum. So schildert Marischka folgendes: »Ich weiß nicht, wie es geschah. Ich kam nach Hause, und sie lag tot im Bett. Ich glaube sie hat einfach aufgehört zu atmen. Sie wollte nicht mehr leben...« Geschichten eben, die die Filmwelt schreibt. Erinnert man sich an die Viel-Spielerin Renate Ewert, kann man auf eine schillernde und produktive Karriere zurückblicken, in der sich vornehmlich sehr ansprechende Leistungen finden lassen. Obwohl der internationale Durchbruch scheiterte, wurde die in Königsberg geborene Darstellerin doch 38 Filme alt, aber nur 31 Jahre jung. In diesem Beitrag wird sie wenig gefordert, bereichert das frühe Geschehen aber durch ihr häufig abgerufenes Markenzeichen, nämlich eine undurchsichtige Präsenz und beinahe magische Aura, die unverwechselbar bleibt. Daher der kleine Exkurs!

 

Die charismatische Besetzung verhilft der Geschichte zu dem nötigen Schwung, die Inszenierung weist sogar teilweise mysteriöse Elemente auf, die der Spannung sehr zuträglich sind. Recht angenehm wirkt die Tatsache, dass die humorigen Untertöne sehr gut ausbalanciert erscheinen, immerhin bestand doch die Möglichkeit, dass einem aufgrund Chris Howlands Mitwirken bereits im Vorfeld die nackte Angst ins Gesicht geschrieben stand. Für die deutsche Version haben sich Interpreten wie Willy Birgel, Harald Leipnitz oder Renate Ewert die Ehre gegeben, sich selbst zu synchronisieren, außerdem hört man des Weiteren sehr bekannte Sprecher wie Horst Naumann, Jan Hendriks oder Alf Marholm, die dem Ganzen einen hochwertigeren, wenn nicht sogar gezügelteren Touch geben. Es sind also nur wenige Kapriolen zu finden, die man anderen Filmen vielleicht gerne anlastet, und der geradlinige Verlauf sorgt für genügend Aufmerksamkeit, Spektakel und Spannung. "Agent 505 - Todesfalle Beirut" kam seinerzeit übrigens mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren durch den Nora-Filmverleih in die Kinos, was man für heutige Begriffe nicht mehr verstehen kann. Leider ist es so, dass das Spektakel die Vorhersehbarkeit eindeutig bedient und es relativ klar ist, wohin diese gefährliche Reise schließlich gehen wird. Doch auf einen Whodunit-Effekt ist diese Story erst gar nicht großartig ausgelegt, sondern auf den puren Unterhaltungswert. Köhlers Eurospy-Märchen beweist, dass der Kampf gegen die filmische Konkurrenz alles andere als aussichtslos ist und insgesamt kann das farbenfrohe Produkt als gelungen bezeichnet werden, das nicht zuletzt wegen des doch sehr charismatischen und leichtfüßig agierenden Frederick Stafford so einwandfrei funktioniert. Fans und Freunde des Genres werden sich daher bestimmt gut aufgehoben fühlen und der Film taugt auch zum mehrmaligen Anschauen recht gut, ohne dass man den Eindruck bekommt, alles bereits gesehen zu haben. Gelungen!

Autor

Prisma

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