Messalina

Italien, 1960

Originaltitel:

Messalina Venere imperatrice

Alternativtitel:

Los amores de Messalina (MEX)

Os amores de Messalina (PRT)

Messalina - Imperial Venus (DDR)

Deutsche Erstaufführung:

19. September 1960

Inhalt

Im Jahre 41 nach Christus endet die Regentschaft Caligulas. Kaiser Claudius (Marcello Giorda) übernimmt die Macht im Römischen Weltreich und leitet eine blutige Epoche ein. Valeria Messalina (Belinda Lee) wird auf ihr bevorstehendes Priesteramt vorbereitet, doch die schöne junge Frau hat größere Ziele vor Augen. Mit unerbittlichen Mitteln will sie die Kaiserin von Rom werden. Obwohl sie sich in den Legionär Lucius Maximus (Spiros Focás) verliebt, folgt sie lieber ihrer Gier nach Macht, denn ihr gerissener Berater Sulpicus (Mino Doro) hat die Heirat mit Imperator Claudius arrangieren können. Fortan nennt man sie nur noch Messalina, die gefürchtete Herrin Roms, deren betörende Schönheit ebenso berüchtigt ist, wie ihre Rücksichtslosigkeit. Im Hintergrund stellt die Kaiserin nun die wahre Macht dar, denn sie versteht es sehr geschickt, sich beim Volk beliebt zu machen und gleichzeitig die Autorität des Senats zu unterwandern. Wegen ihrer Intrigen wird die Anzahl ihrer Feinde daher immer größer und unübersichtlicher, ebenso wie die Zahl ihrer Opfer, und Messalina wird als blutrünstige und ausschweifende Gebieterin in die Geschichte eingehen...

Autor

Prisma

Review

Dieser Film von Vittorio Cottafavi reiht sich in eine ganze Schar von, in dieser Zeit entstandenen, und aufwendig inszenierten Historien-Beiträgen ein, und kann in seiner knapp bemessenen Spieldauer von etwa 90 Minuten zwar nicht alles komplett aufgreifen und durchleuchten, aber unterhaltsam ist die Umsetzung ganz gewiss. Die Konzentration liegt also voll und ganz auf der Titelfigur Figur Messalina, die von der Engländerin Belinda Lee quasi wieder zum Leben erweckt wird. Valeria Messalina, Enkelin des Augustus, und dritte Ehefrau von Kaiser Claudius galt als habgierig, blutrünstig und grausam, und sie soll mit ihren Gegnern (von denen es wohl unzählige gegeben haben muss) kurzen Prozess gemacht haben. Sie war berüchtigt für ihr Macht-Kalkül, bekannt für Ausschweifungen und außerdem soll sie eine nymphomanische Ader gehabt haben, die das rücksichtslose Erreichen ihrer Ziele nur begünstigte. Vor allem aber ist ihre außergewöhnliche Schönheit überliefert. Dem Produktionsjahr 1960 geschuldet, fehlt es der Darstellung insgesamt ein wenig an Brisanz und Exposition, allerdings inszenierte die Regie auch überaus klassisch, so dass man es schon mit einem Beitrag der gehobenen Kategorie zu tun hat, was sich in nahezu allen Bereichen durchschlägt. Die Kulissen sind imposant, die Schauplätze authentisch, die Charaktere wirken durchgehend überzeugend und auch die Statisterie hinterlässt ein beeindruckendes Bild. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei um ein persönlich eher gemiedenes Genre, in welches es nur zu sporadischen Ausflügen kommt, falls die Besetzung Anreiz genug bietet.

Die kurze Erfahrung lehrt: Mit einem Belinda Lee-Film hat es bislang noch nie ein Enttäuschung gegeben, ja, sie wirkt quasi wie eine Garantie für gute Unterhaltung. Die Engländerin hat in ihrer kurzen Karriere zahlreiche große Frauen der Weltgeschichte interpretieren können, und dürfte den meisten, die sich noch an sie erinnern, auch so im Gedächtnis geblieben sein. Hier kann man sie als verführerische Hure der Macht bewundern, deren Schönheit und Skrupellosigkeit eine gefährliche Mischung ergeben. Hochinteressant dabei ist, dass sowohl Valeria Messalina, als auch Belinda Lee als Frau, gleichermaßen spektakulär in Szene gesetzt wird, und sich eine beachtliche Aura rund um die Kaiserin aufbaut, die ebenso faszinierend und anziehend, aber auch genau so gefährlich wirkt. In edelsten Roben und mit durchschlagenden Verführungskünsten präsentiert sich Messalina als Objekt der Begierde ganz Roms, und sie ruft bei Männern Hörigkeit, Abhängigkeit und blinden Gehorsam hervor, den sie resolut für ihre Zwecke einzusetzen weiß. Gefährlich wird sie insgesamt durch ihren unbändigen Willen, ihre Intuition und die Intelligenz, andere dazu zu bringen, sich freiwillig zu unterwerfen. Selbst bei einem Mordkomplott wird Messalina nicht etwa zum erstarrten Kaninchen, sondern dem Empfinden nach noch mehr zur angriffslustigen, giftigen Kobra. Sie verliert in dieser Situation nicht die Nerven, als das blanke Messer nur noch wenige Augenblicke vom Ende ihres Lebens entfernt ist, sondern sie bietet sich ihrem potentiellen Mörder an, um ihn nach der Verführung selbst zum Tode zu verurteilen. Ihre Methoden sind drastisch, werden aber leider selten so im Bilde festgehalten, so dass die Konzentration auf Attributen wie Hochmut und Stolz haften bleibt. Bei jedem aktiven oder delegierten Mord wird die Kaiserin somit die Verteidigung ihrer Ehre als Rechtfertigung gebrauchen.

Nicht nur von Belinda Lee, sondern überhaupt bekommt man in "Messalina" sehr interessante Leistungen geboten, und vor allem die Auftritte von Ida Galli und Giuliano Gemma sorgen für viel Wiedersehensfreude. Ein kleiner Kritikpunkt innerhalb der Geschichte bleibt, dass hin und wieder eine eigenartige Prise Humor zum Vorschein kommt, die dem Verlauf, der ja mit Hochdruck in eine andere Richtung hinarbeitet, einfach nicht besonders gut stehen möchte, weil es dieser Film nicht nötig gehabt hätte. Vielleicht wollte die Regie aber dadurch verhindern, dass die Angelegenheit aufgrund der "Messalina"-zentrierten Führung zu kopflastig ausfällt. Wie dem auch sei, dieser Ausflug in die Welt des Historien-Dramas weiß rundum zu gefallen und bietet einen nicht zu verachtenden Unterhaltungswert. Klassische Elemente in der Gestaltung sorgen für eine hohe Authentizität, es wird eine angemessene Spannung transportiert, ohne jedoch zum Überholmanöver anzusetzen, was eigentlich schon wieder etwas schade ist. So ist insgesamt zwar kein Meilenstein des Historien-Kinos entstanden, aber die grundsolide Arbeit von Vittorio Cottafavi besticht mit einer sehr gelungenen Atmosphäre, die durch stichhaltige Charakterzeichnungen untermauert wird und hierbei strahlt insbesondere die verführerische Titelfigur hervor. Das Aufzeigen von Dekadenz, Macht-Poker, Verrat und Verfall bahnt den geschichtlichen Konsens adäquat an, und man bekommt die Gewissheit vermittelt, dass es sich nicht nur um irgend ein Märchen von den Fließbändern aus einem der unzähligen Filmstudios handelt. Diese aufwendige Produktion ist als pompöses Gesamtpaket durchaus sehenswert und eine umwerfende Belinda Lee setzt dem Ganzen buchstäblich die Krone auf. Amen Messalina! Amen Belinda!

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Prisma

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