The Intruder

Italien, 1956

Originaltitel:

L'intrusa

Alternativtitel:

Desesperada (ESP)

Intruz (POL)

A Desconhecida (PRT)

Inhalt

In einem Ruderboot wird die junge Luisa (Lea Padovani) an den Strand einer kleinen Insel gespült. Dem hünenhaften aber sanften Arzt Dr. Carlo Conti (Amedeo Nazzari) gesteht sie einen Selbstmordversuch. Luisa und Carlo verlieben sich ineinander und heiraten, doch schon am ersten Hochzeitstag klopft die Vergangenheit an die Tür und droht das Paar ins Unglück zu stürzen.

Review

Unmittelbar vor dem Klassiker DAS REISMÄDCHEN (La risaia, 1956) drehte Raffaello Matarazzo dieses S/W-Melodram, das so tief am Boden der Verzweiflung schürft, wie nur möglich. Leider ist diesmal nicht immer alles sehr plausibel. Die männliche Hauptrolle besetzte er erneut mit Amedeo Nazzari. Für die Rolle der Luisa nahm er diesmal allerdings Lea Padovani. Seine sonstige Stammdarstellerin Yvonne Sanson wurde ein Jahr später dafür mit ihrem eigenen Solo-Film L’ULTIMA VIOLENZA (1957) bedacht.

 

Dr. Carlo Conti hat sich nach dem Tod seiner Frau als Arzt auf einer kleinen Fischerinsel niedergelassen. Und apropos unplausibel: das Grab seiner Frau befindet sich auf jener Insel, warum, wird nicht erklärt. Luisa hat dagegen ihre eigene tragische Story hinter sich. Von irgendeinem reichen Kerl geschwängert, will jener dann nichts mehr mit ihr zu tun haben, sie verliert das Ungeborene, und ihre Mutter stirbt aus Gram und Scham. Apropos unplausibel: Dr. Conti weiß, warum auch immer, dass Luisa nie wieder Kinder bekommen kann, sie selbst dagegen nicht. Ein Wunderarzt? Egal.

 

Luisa vertraut sich Carlo an, und dieser beschafft ihr eine Stelle für eine Nachmittagsschule auf der Insel, sehr zum Ärger des örtlichen Lehrers (Piero Palermini), der sie daraufhin wiederholt sexuell belästigt. Man denkt, Matarazzo würde diesen Handlungsstrang weiterverfolgen, doch nachdem Carlo und Luisa heiraten, hören wir nichts mehr von dem Ferkel. Obwohl Carlo nun Luisas Geschichte kennt, will er nicht wissen, wer der Mann war, der sie so schmählich im Stich gelassen hat, und das wird dem Paar später zum Verhängnis.

 

Es ist erster Hochzeitstag, und Carlo und Luisa planen eine Reise. Da ereignet sich in unmittelbarer Nähe ein Autounfall, in den die schwangere Bianca (Pina Bottin), Ehefrau des Ingenieurs Alberto Serpieri (Andrea Checchi) verwickelt ist. Man bringt diese in Carlos Haus, wo sie verfrüht ihr Baby zur Welt bringen wird, während sich Luisa wie vom Donner gerührt mit ihren bösesten Wünschen konfrontiert sieht, denn natürlich ist Serpieri der Mann, der ihr vergangenes Unglück verschuldet hat.

 

Raffaello Matarazzo schickt nun seine weibliche Protagonistin durch eine innere Hölle, die Lea Padovani meisterlich zum Ausdruck bringt. Während dieser Nacht wird sie mit dem Drecksack konfrontiert, wegen dem ihr ungeborenes Baby und ihre Mutter verstorben sind. Schlimmer geht’s nicht? Von Dorfpfarrer (Cesco Baseggio) und Haushälterin Rosa (Rina Morelli) erfährt sie obendrein, was jeder außer ihr zu wissen scheint: dass sie nun unfruchtbar ist. Matarazzo macht es Luisa in ihrer Gewissenshölle so schwer wie möglich: denn so gemein Serpieri zu ihr war, seine Frau scheint er wirklich zu lieben, und die Fehler seiner Vergangenheit zu bereuen. Er entpuppt sich als Mann, den nur sie selbst hassen kann, und somit ist sie allein.

 

Doch die Nacht geht vorüber, nicht jedoch die Probleme. Nachdem Carlo die ganze Wahrheit kennt, verhält er sich wie ein Arsch. Und da wird es wieder unplausibel. Am Ende konstruiert Matarazzo ein Happy End, das viel zu einfach ist, denn Luisa und Carlo haben sich Dinge an den Kopf geworfen, die insbesondere eine Frau nicht so schnell und eher niemals vergeben würde. Doch die Ehe ist eben heilig, zumindest in Italien.

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