Alles fliegt dir um die Ohren

Italien | Spanien | USA, 1981

Originaltitel:

Comin' at Ya!

Alternativtitel:

Yendo hacia ti (ESP)

La vengeance impitoyable (FRA)

Regisseur:

Ferdinando Baldi

Inhalt

Als H.H. Hart (Tony Anthony) in einer kleinen Kirche die jungfräuliche Abilene (Victoria Abril) heiraten will, werden die Zwei von den Brüdern Pike (Gene Quintano) und Polk (Ricardo Palacios) überfallen, der Priester wird erschossen, H. H. Hart verletzt und Abilene entführt.

 

Schon kurze Zeit später macht sich Hart auf die Suche nach seiner Braut und findet heraus, dass die beiden Schurken, in deren Händen sich seine Braut befindet, eine ganze Reihe von Frauen gekidnappt haben, um sie zu versteigern.

 

Doch sie haben die Rechnung ohne den Hart gemacht...

Review

Lange lag dieser Film unbeachtet und ungesehen in meiner DVD-R-Sammlung. Meist hat das einen Grund. In diesem Fall waren es wohl diverse schlechtere Erfahrungen mit Filmen von Ferdinando Baldi und hier obendrein Tony Anthony, was mich so lange vom Ansehen abgehalten hat. In die damalige Kinoaufführung in 3D dürfte ich noch nicht rein, und dann waren da später noch diverse schlechte Reviews im Internet, die den Film als langatmig beschrieben.

 

Umentschlossen habe ich mich erst nach Veröffentlichung der US-BD, und jetzt wird es schwierig. Was mir am Besten gefallen hat (und was auch die diesmal etwas kurios anmutenden Screenshots oben widergeben sollen) ist die ungewöhnliche Optik des Films, nicht zuletzt auch bei der 2D-Version. Diverse optische Spielereien, Farbkleckse in S/W-Szenen, S/W-Einblendungen in Farbszenen, herrliche Toneffekte, farbige Filter, und und und...

 

Doch die Sache hat einen Haken. So hat der Film im Original nicht ausgesehen. Aufgrund der durchwachsenen Ergebnisse bei der damaligen 3D-Präsentation von Farbfilmen in den Achtzigern, hat man sich entschlossen das ganze Ding durch den Wolf zu drehen, und da man schon mal dabei war, auch die 2D-Version ordentlich aufzubrezeln. Zwar behauptet die ofdb, die 2D-Version ließe sich nicht abspielen, bzw. sei gar nicht vorhanden, Pech gehabt, wohl die Billig-Variante gekauft :-)

 

Obwohl ich hoffe, dass es sich wegen der eben genannten Gründe um einen Einzelfall handelt und keine Welle von digital aufgemotzten Italo-Western im „Sin City“-Look nach sich zieht, muss ich eingestehen, dass das Ergebnis mich ziemlich begeistert hat. Fehler gibt es anderswo, so zum Beispiel kann man an ein paar abgeschnittenen Schädeldecken erkennen, dass man es mit den Widecreen-Balken etwas zu weit getrieben hat. Außerdem erscheint die Mitte des Bildes manchmal gestochen scharf, während der rechte und linke Bildrand dagegen sehr blass und verschwommen aussehen. Damit kann man aber leben, hält sich in Grenzen. Jetzt könnte man sich noch darüber aufregen, dass es sich um eine kürzere R-Rated Fassung handelt, das merkt man aber nicht, der Film ist ohnehin recht hart, ich könnte nicht mal halbwegs erraten, wo gekürzt wurde.

 

Zum langsamen Tempo, über dass ich in einigen – vorwiegend aus dem US-Raum stammenden – Reviews lesen musste, leckt mich, das ist ein Eurowestern, und dafür ist das Tempo reichlich rasant. Und die Frauen, meine Güte, wie kann man sich da langweilen? Keine Chance. Und hier gibt Victoria Abril wirklich ihr Bestes, insbesondere in einer Szene, in der sie mit einem Seil hinter einem Pferd über den Strand gezogen wird. Da ist bei der R-Rating-Vergabe wohl doch etwas durch- bzw. rausgerutscht.

 

Tony Anthony – was hab‘ ich gegen diesen Mann? Hier wirkt seine Rolle (von einer kleinen schauspielerischen Overacting-Entgleisung bei der Entführung Abilenes abgesehen) sehr glaubhaft, denn er kommt sehr menschlich daher. Er verschont zunächst sogar noch den einen oder anderen, wenn er meint, es sei nicht nötig, gleich zum Äußersten zu greifen. Das stellt sich jedoch als Fehler heraus, so dass er sich später den grausamen Gegebenheiten anpasst. Vielleicht sollte ich doch irgendwann „Blindman – Der Vollstrecker“ eine zweite Chance geben, „Das Geheimnis der vier Kronjuwelen“ bekommt dagegen keine, so viel ist mal sicher.

 

Die beeindruckendste Darstellung liefert hier aber Ricardo Palacios, und jetzt weiß ich endlich, warum Jesús Franco diesen Mann für so brilliant hielt. Palacios ist hier als Bösewicht unglaublich furchterregend, seine Mimik und Gestik erinnert sehr ans Theater oder sogar an die intensive Darstellung im frühen Stummfilm. Keineswegs unerwähnt sollte die Musik von Carlo Savina bleiben, der hier wirklich sein bestes gegeben hat.

 

Ein Ärgernis bei den Credits dieses von Tony Anthony co-produzierten Films ist, dass es für den Großteil der Darsteller keine Credits gibt – die Eröffnungssequenz selbst ist dagegen herrlich. Niemand weiß genau, wer alles bei „Comin‘ at ya!“ dabei war, und einige – zum Beispiel Aldo Sambrell – haben sogar abgestritten, dabei gewesen zu sein. Gerade beim Showdown gibt es jedoch „bekannte“ Gesichter zu entdecken, manchmal nur Sekunden im Bild, leider zu kurz um sich wirklich sicher zu sein. Also lass ich’s.

 

Besprochen wurde die 2D-Version der „Comin' At Ya!“ von MVD Visual. Für die 3D Version bräuchte ich wohl einen anderen Fernseher...

 

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