Zombie IV - After Death

Italien, 1989

Originaltitel:

After Death (Oltre la morte)

Alternativtitel:

A Terceira Porta do Inferno (BRA)

Zombie 4 - O Pesadelo dos Mortos-Vivos (POR)

Das Böse ist wieder da

Zombie IV - Das Böse ist wieder da

Zombie 4 - Die letzten Menschen

Zombie Flesh Eaters 3

Zombi 4

Regisseur:

Claudio Fragasso

Musik:

Al Festa

Drehbuch:

Rossella Drudi

Inhalt

Nachdem ein Woodoopriester eine Insel mit seinem Fluch belegt hat, steigen die Toten aus ihren Gräbern, um anschließend die Inselbewohner zu verspeisen. Einzig ein kleines Mädchen kann der Fressorgie entkommen. Zwanzig Jahre später „entert“ eine Gruppe junger Menschen (auch Vollidioten genannt) die Insel. Durch deren Unachtsamkeit (dem Aufsagen eines Zauberspruchs) werden die Untoten erneut herbeigerufen und diesmal sind sie hungriger als je zuvor…

Review

Zombies, Spacken, Glibberattacken!

 

Was konnten sie doch einst für eine Euphorie in mir entfachen, diese menschenfleischfressenden Kreaturen, die Romero mit „Dawn of the Dead“ auf das Kinopublikum hetzte. Die „BLÖD“ warnte vor dem Kinobesuch und vor den Lichtspielhäusern standen eifrige „Rote Kreuzritter“, um die möglicherweise kollabierenden Kinobesucher zu versorgen. Mit gefakten Tattoos und Nietenarmbändern gelang es mir (im Alter von 13 Jahren) den Drachen an der Kinokasse des Bochumer Union Theaters zu täuschen, um den Zugang zum berüchtigten Zombiekracher D A W N zu erhalten. Die Pforte öffnete sich für ein fulminantes Filmerlebnis, welches weitere Kinobesuche von Glanzstücken wie „Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies“, „Die Hölle der lebenden Toten“ und „Die Rückkehr der Zombies“ folgen ließ.

 

Diese goldene Ära des Zombiefilms neigte sich jedoch Mitte der 1980er Jahre dem Ende entgegen, denn Genrevertreter wie „Redneck Zombies“ oder „Zombie Nightmare“ ließen das Mystische und das Knallharte, welches den Zombiefilm der späten 1970er und frühen 1980er auszeichnete, in Vergessenheit geraten. Das Genre wurde von einem speziellen (nicht sonderlich mundenden) Humor unterwandert und der Menschenfresser aus dem Reich der Toten verlor seine besondere Aura. Die Zeichen standen fortan auf Wandel und alles wurde schriller und bekloppter. Inwiefern dieses Vorgehen einer Neubelebung des Genres diente, soll jede/r für sich selbst entscheiden.

 

„After Death“ ist (und da werden mir wohl fast alle Filmfans Recht geben) ein gutes Beispiel für die Entmythologisierung des Zombiefilms. Unter dem Strich gesehen: ein extrem schlechter Streifen.

 

Dieser dilettantische Zombie-Aufguss wird mit der Musik von Al Festa eröffnet. Ein eingängiges Leitmotiv, welches sich an den Schemen zahlreicher amerikanischer Scores zu Billig-Horror-Produktionen orientiert. Untypische (Italo-)Klänge, die einen Vergleich mit den teils grandiosen Kompositionen der 1980er Zombiestreifen aus dem Stiefelland in keiner Weise Standhalten können. Aber von eben solchen Produktionen distanziert sich das Werk und fungiert vielmehr als eine Art Partyfilm, der mit den typischen Ingredienzien des italienischen Zombiefilms durchweg satirisch umgeht.

 

„Sie kommen zu Hunderten. Und sie kommen immer näher…“

 

…und sie können rennen, springen und sprechen. Eine Ballung von Eigenschaften, die zu den „lebenden Toten“ passen wie der Löwensenf zur Buttercremetorte. Mir stoßen solche unpassenden Fähigkeiten immer wieder extrem bitter auf. Eine der wenigen Ausnahmen bietet Lenzis „Großangriff der Zombies“, bei dem man allerdings beachten muss, dass dort Verseuchte und keine Zombies für apokalyptische Zustände sorgen. Heutzutage ist der rennende und springende Untote Kinonormalität. Eine Tatsache, die allerdings weniger für ein nicht vorhandenes Feingefühl der Regisseure, als für einen vollkommen verkorksten Zeitgeist spricht.

 

Unter dem Strich bezeichne ich „After Death“ als einen spannungsarmen Post-Italo-Zombie-Schinken, der einzig den knallharten Horrorfreaks etwas geben wird. Die schauspielerischen Leistungen siedeln sich bestenfalls im unteren Mittelmaß an. Das Highlight ist Nick Nicholson als Rod. Ein furchtloser und zugleich extrem hohler Zombiejäger, der jegliche Genreklischees bestätigt.

Review

Da es schon eine Review von Frank Faltin gibt und es dieser in Bezug auf die Qualitäten oder Nicht-Qualitäten dieses Werks nichts hinzuzufügen gibt, beginne ich gleich mit Ergänzungen, die sich aus dem Interview-Teil der neuen Blu-ray von Severin Films USA ergeben.

 

Willkommen zu einer neuen Episode von Vielbeschäftigte Italiener und ihr schlechtes Gedächtnis. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang an Fabio Testi, der gerne damit angibt, dass er immerhin mit Visconti gedreht habe, nämlich „Der Garten der Finzi Contini“ (Il giardino dei Finzi Contini, 1970). Ist natürlich Quatsch, das war mit Vittorio de Sica. Heute – mit „After Death“ – bewegen wir uns freilich eher im Z-Film-Bereich und so geht es um weit weniger gewichtige Dinge. Claudio Fragasso und Rossella Drudi sind sich sicher, dass die Zeitangaben in den Filmdatenbanken falsch sind. „After Death“ sei 1985/86 back-to-back mit Bruno Matteis „Heroin Force“ (Strike Commando 2/Trappola diabolica) auf den Philippinen entstanden. Völlig richtig, nur eben im Jahre 1988, italienische Kinopremiere war 1990. Somit liegen die Filmdatenbanken mit ihrer Schätzung 1989 gar nicht so verkehrt. Die Nachweise hierzu liefern Fragasso und Drudi sogar selbst.

 

„After Death“ wurde in den Abend- und Nachtstunden gedreht, Kameramann war Luigi Ciccarese. Tagsüber wurde das Kameraequipment nämlich von Riccardo Grassetti gebraucht, für Bruno Matteis „Heroin Force.“ Korrekt. Da „After Death“ nach Fertigstellung ein wenig zu kurz geraten war, gab es Nachdrehs in den Elios Studios (die Szenen mit dem Voodoo-Priester und dessen Zombie-Frau) und zwar am Setting von Michele Soavis „The Church“ (La Chiesa) - also 1988. Zudem bezeichnet Fragasso „After Death“ als seine persönliche Rache am Zombie-Film, nachdem es bei „Die Hölle der lebenden Toten“ (1980) und „Zombie 3“ (1988) nicht nach seinem Kopf gegangen war. Hallo? Waren ja auch nicht Deine Filme, Du Nase. Und da „After Death“ seine Rache am Ende 1987/Anfang 1988 fertiggestellten „Zombie 3“ beinhaltet, ist „After Death“ zwangsläufig erst danach entstanden, also keinesfalls 1985/86.

 

Für das Casting von „After Death“ und „Heroin Force“ war (uncredited) Werner Pochath zuständig, und der schickte Fragasso auch einen gewissen Chuck Peyton (geb. als Charles Casper Peyton) als einen der männlichen Hauptparts für „After Death.“ Einer der italienischen Darsteller (wer das wohl war?) erkannte am Set in ihm sofort den Gay Porn-Star „Jeff Stryker.“ Pochath hatte diesem eine große Filmkarriere versprochen, die mit Joe D’Amatos „Dirty Love“ (11 Days 11 Nights: Part 5 - Dirty Love) 1988 begann und noch im selben Jahr mit „After Death“ endete - danach wieder Porno. Stryker und Luftköpfchen Massimo Vanni geben übrigens ein lustiges Paar Wissenschaftler ab, einer cleverer aussehend als der andere.

 

Die weibliche Hauptrolle wurde von Candice Daly gespielt, welche damals die Freundin von Brent Huff war, der den Titelhelden in Matteis „Heroin Force“ innehatte. Candice Daly erreichte den Höhepunkt ihres Bekanntheitsgrades 1997/98 als sie in 44 Episoden der Soap „Schatten der Leidenschaft“ in der Rolle der Victoria Landers. Nach ihrem Ausscheiden aus der Serie hatte sie 1998 eine letzte Rolle in „Winnetous Rückkehr“, danach wurde es still um sie. Im Alter von nur 38 Jahren wurde sie 2004 tot in ihrem Los Angeles Apartment aufgefunden. Die Todesumstände kann man durchaus als rätselhaft bezeichnen, denn offiziell hieß es, Todesursache unbekannt. Rätselhaft daran ist, dass der Autopsiebericht durchaus eine Todesursache benannte, nämlich die Einnahme zahlreicher Drogen mit daraus resultierendem Versagen einer längst geschädigten Leber. Ihr Ehemann seit 1998 – der Stuntman Bertrand Triguer – glaubte dagegen an ein Verbrechen.

 

Noch ein Wort zu Claudio Fragasso und Rossella Drudi. Opfer der Umstände, so scheinen sie sich – trotz allem Spaß den sie in den langen Jahren der Filmerei hatten - zu sehen. Schlechte Verträge, Betrug bei den Credits. Mit einigen durchaus sehenswerten TV-Filmen stellte Fragasso ab den Neunzigern unter Beweis, dass er mit einem menschenwürdigen Filmbudget eben doch nicht völlig untalentiert ist.  Und ist noch was für die Zukunft geplant? Drudi träumt von einem modernen Zombie-Projekt und bringt sogleich ihre damit verbundene bedenkliche These zum Besten, dass doch die vielen illegalen Migranten, die derzeit Europa überschwemmten, wie Zombies seien, die die zivilisierte Welt mit…kotz. Dafür wird sie wohl keinen Produzenten finden, und das ist auch gut so. Aber das bringt mich zurück zu „After Death.“ Hier sehen wir zwei Arten von Zombies: die Einheimischen, durch Voodoo in Lebende Toten verwandelte „Wilde.“ Deren gebissene Opfer – Weiße – behalten dagegen auch nach ihrem Tode ihre „geistige Überlegenheit“ bei, können denken, können schießen und gezielter Töten. Wollte Drudi uns schon damals damit etwas sagen? Wenn ja, will ich gar nicht wissen, was.

 

Produziert wurde dieser Unsinn – wie bereits beschrieben – als Strike Commando 2-Nebenprodukt von Franco Gaudenzi für Flora Film.  Die Special Make-up Effekte sind von Franco di Girolami auf den Philippinen und in Rom gemacht worden. Die Paolucci-Brüder – groß gecredited – haben lediglich die roten Linien auf den Film gehunzt, die von dem Voodoo-Priester ausgehen.

 

Egal, „After Death“ ist ein völlig misslungener Zombie-Aufguss, dessen ungebrochene Unterhaltsamkeit fast schon Angst macht.

Veröffentlichungen

Die X-Rated DVD bietet neben der italienischen Originalversion auch die US-Exportversion des Films. Hinsichtlich Bild und Ton kann man die Veröffentlichung mit der von Laser Paradise (beinhaltet nur die italienische Originalversion) gleichsetzen. Beide Veröffentlichungen bieten keine Untertitel.

Anlass, sich noch mal mit diesem Schatzkotzkästchen des Zombiefilms zu beschäftigen, war freilich die Blu-ray Veröffentlichung von Severin Films in den USA. In gestochen scharfer Qualität brachte Severin Films „After Death“ in 2K-Abtastung in der längeren internationalen Fassung (es gab von vornherein zwei Fassungen, die Italienische ist hierbei kürzer). Im Bonusmaterial finden sich folgende Special Features:

 

- Run Zombie Run! – Interview mit Regisseur Claudio Fragasso und Rossella Drudi
- Jeff Stryker in Manila – Interview mit Darsteller Chuck Peyton
- Blonde vs Zombies – (sehr kurzes) Archiv-Interview mit Darstellerin Candice Daly
- Behind-The-Scenes Footage (von den Nachdrehs im Elios Studio)
- Trailer
- Bonus Disc: CD Soundtrack

 

Insgesamt eine sehr schöne Veröffentlichung, die aber nur hartgesottenen Fans anzuraten ist. Wer den Film nicht mag, wird ihn in höherer Auflösung auch nicht mehr mögen, und so blieb für mich am Ende das große Highlight dieser Veröffentlichung die Weltpremiere des Soundtracks von Al Festa auf CD. Der ist nicht gut aber gut anhörbar.

Links

OFDb

IMDb

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