Smile Before Death

Italien, 1972

Originaltitel:

Il sorriso della iena

Regisseur:

Silvio Amadio

Inhalt

Nach dem vermeintlichen Selbstmord ihrer Mutter Dorothy Emerson (Zora Gheorgieva) kehrt das gerade erst 17 Jahre alte Töchterlein Nancy (Jenny Tamburi) von einem jahrelangen Internatsaufenthalt aus dem Ausland in das weiterhin durch ihren Vater Marco (Silvano Tranquilli) und dessen neue Ehefrau bewohnte Elternhaus zurück, wobei das Wiedersehen zwischen Vater und Tochter bereits zu Beginn etwas merkwürdig anmutet. Marco hatte augenscheinlich über all die ganzen Jahre der Abwesenheit seiner Tochter völlig den Bezug zu dieser verloren und fühlt sich daher etwas verunsichert, was den Umgang mit dieser nun angeht. Oder bestehen beim werten Herrn Papa vielleicht doch andere Gründe für den auffällig reservierten Umgang gegenüber seiner Tochter?

 

„Das Lächeln der Hyäne“

 

Ganz anders gestaltet sich dabei Nancys Erstkontakt zur neuen Göttergattin ihres Vaters, der leidenschaftlichen Modefotografin Gianna (Rosalba Neri), da deren anfängliche Verwunderung recht schnell in ein etwas zweifelhaftes Muttergefühl umschwenkt und der Halbwaisen daraufhin das großherzige Angebot zur Aufnahme in ihre kleine Familie unterbreitet. Obwohl ihr die vorherrschende Stimmung bereits zu diesem Zeitpunkt etwas unheimlich erscheint, stimmt die verunsicherte Halbwaise ohne groß zu Überlegen dem noblen Angebot zu und versucht daraufhin sowohl ihre neue Stiefmutter, als auch den ihr völlig entfremdet wirkenden Erzeuger etwas näher kennen zu lernen. Nachdem sie der überraschten Gianna im Rahmen einer recht freizügigen Fotosession ihr durchaus vorhandenes Talent als Fotomodell präsentieren konnte, folgt tags darauf eine feucht, fröhliche Bootsfahrt mit ihrem langsam auftauenden Vater auf einem nahegelegenen See. Als dann aber das Boot urplötzlich zu kentern beginnt und Nancy dabei zu ertrinken droht, schaut der saubere Marco seiner Tochter beim Überlebenskampf völlig tatenlos zu, so dass diese vor seinen Augen von nahenden Fischern aus dem Wasser gerettet werden muss. Völlig geschockt über das unmögliche Verhalten ihres Vaters zieht Nancy plötzlich andere Seiten auf und da sie außerdem auch weiterhin arge Zweifel am vermeintlichen Selbstmord ihrer Mutter hegt, beginnt sie ein brandgefährliches Spiel, woraufhin aber schon kurz darauf die ersten Schüsse fallen... Hatte Nancy die Situation eventuell doch unterschätzt?

Review

Mit „Das Lächeln der Hyäne“ (deutsche Übersetzung des italienischen Originaltitels) serviert uns die Regielegende für schmierende Filmkunst, Silvio Amadio („FÜR TAUSEND DOLLAR PRO TAG“, „WENN BEI SÜßEN TEENS DIE HÜLLEN FALLEN“, „SONNE, SAND UND HEIßE SCHENKEL“), eine recht ungewöhnliche Inszenierung einer gelbangehauchten Günstigproduktion, wobei die zugrundeliegende Geschichte zunächst einmal vermeintlich vorhersehbar wirkt. Aber ganz so leicht macht es einem der regieführende Schmutzfink dann doch nicht, da es sich bei seiner gelblich angehauchten Filmsause unter keinen Umständen um einen hundsgewöhnlichen Whodunit-Plot, sondern in erster Linie um einen astreinen Intrigen-Giallo handelt, bei dem die wahre Identität des vermeintlichen Täters bereits im Voraus zu erahnen ist und spätestens zur Hälfte der Spielzeit dem Zuschauer gegenüber dann auch tatsächlich schon bekannt gegeben wird.

 

Dabei stellt Amadios vorliegender Ausflug ins Land der gelblichen Kriminalfilme scheinbar nicht seinen Ersten dar, da er verschiedenen Berichten zufolge bereits 1965 mit „ASSASSINATION IN ROME“ einen gialloesken Thrillervertreter auf die Beine gestellt haben soll, der mir aber bis dato leider noch nicht unter die Augen gekommen ist. Völlig anders verhält es sich natürlich bei seinem gelbgetränkten Nachfolger „AMUCK!“, der gleichfalls im Jahre 1972 entstand und wohl als Amadios bekannteste Giallo-Produktion gezählt werden darf. Hier durfte sich Signora Neri gemeinsam mit der verzückenden Barbara Bouchet erneut die Ehre geben, wobei der Schmierfaktor dabei noch um einiges höher ausfällt und im Vergleich zu „SMILE BEFORE DEATH“ vordergründig eher mit einem whodunitlastigen Plot aufwartet.

 

Rückblickend kann gesagt werden, dass der vorliegenden Inszenierung zwar eine recht einfach strukturierte Geschichte zugrunde gelegt wurde, die aber aufgrund ihrer filmischen Umsetzung eine überaus unheimliche Stimmung erzeugen und in Verbindung mit dem überdurchschnittlichen Schauspiel der beteiligten Darsteller letztendlich zur vollsten Zufriedenheit überzeugen kann. Sympathieträger sucht man hier vergeblich. Außerdem wartet die Verfilmung mit einem äußerst wendigen Finale auf, das zudem mit einem ordentlichen Schuss Sarkasmus angereichert wurde.

 

Der Film beginnt dann auch sogleich mit einer ungeschönten Frontaleinstellung auf den unerbittlichen Todeskampf der vermeintlichen Selbstmörderin, wobei die zunächst fragliche Todesursache während der anschließenden gerichtsmedizinischen Obduktion durch die zuständigen Ärzte offiziell als Suizid bestätigt und die entsprechende Polizeiakte daraufhin geschlossen wird. Nach dieser recht spektakulären Eröffnung folgt dann auch schon die Ankunft der völlig entsetzten Halbwaisen in ihrem zukünftigen Zuhause, wobei wir bereits nach wenigen Minuten alle hauptverantwortlichen Protagonisten beisammen hätten und das undurchschaubare Psychospiel somit eröffnet werden kann. Schon gleich zu Beginn herrscht in der neuen Beziehungsdynamik eine äußerst unheimliche und bedrückende Stimmung, zudem die Blicke und das Mienenspiel der Beteiligten bereits nichts Gutes für den weiteren Filmverlauf erahnen lassen. Daraufhin beginnt dann auch schon das intrigante Spiel, wobei der Zuschauer zunächst noch am Rätseln ist, wer hier eigentlich die Fäden in der Hand hält und letztendlich die streng einzuhaltenden Spielregeln vorgibt.

 

Und somit wären wir auch bereits bei den drei hauptverantwortlichen Schmierenkomödianten angelangt, wobei Jenny Tamburi (“MÄDCHEN IM KNAST”, “SUSPECTED DEATH OF A MINOR”, DIE SIEBEN NOTEN IN SCHWARZ”) die Rolle der augenscheinlich verunsicherten Halbwaisen verkörpern darf. Trotz der anfänglichen Zaghaftigkeit und Unbefangenheit ihres darzustellenden Rollencharakters, schwingt in ihren Blicken bereits von Beginn an etwas äußerst Unheimliches mit und nachdem sie ihr werter Herr Papa dann auch noch fast ertrinken ließ, beschert ihr dieses schicksalshafte Ereignis unangenehme Träume. Ab diesem Moment beginnt sie dann auch das schwer durchschaubare Intrigenspiel, wobei Jenny Tamburi aufgrund ihres liebreizenden Lolita Charmes das bis dato recht homogene Beziehungsgefüge ihrer neuen Elternschaft zum Kollabieren bringt und gleichzeitig das bereits vorherrschende Klima des gegenseitigen Misstrauens weiterhin anschürt. Dabei lässt die Jungschauspielerin im gefühlten Minutentakt ihre Hüllen fallen, wodurch sie auch bei der Neri im Rahmen einer freizügigen und zudem mehretappigen Fotosession augenscheinlich ungeahnte Begierden wecken kann.

 

Rosalba Neri („DER HEIßE TOD“, „SKLAVEN IHRER TRIEBE“, „DAS SCHLOSS DER BLAUEN VÖGEL“) gibt sich dieses mal zwar etwas zugeknöpfter als gewohnt, worunter ihre bemerkenswerte Darbietung aber keinesfalls leidet. Im Gegenteil, denn Frau Neri überglänzt hier alle mit ihrer umwerfenden Leinwandpräsenz, wobei sie in der Rolle der Modefotografin Gianna gegenüber ihrer neuen Stieftochter auch mal ein etwas widersprüchliches Verhalten an den Tag legt. In dem einen Moment gibt sie die großherzige Fürsprecherin, um dann gleich schon im nächsten Moment ein völlig abweisendes Verhalten gegenüber der Halbwaisen an den Tag zu legen.

 

Und dann hätten wir da auch noch den genrefilmerprobten Darsteller Silvano Tranquilli (“DER SCHWARZE LEIB DER TARANTEL”, “VERDAMMTE, HEILIGE STADT”, “CAMORRA – EIN BULLE RÄUMT AUF”), der es alleine in einer Szene schafft, das bereits bis zum Rand gefüllte Schmierfass endgültig zum Überlaufen zu bringen, indem er mit seinem reizversprühenden Töchterlein auf aller engste Tuchfühlung geht. Ansonsten spielt er einen unglücklichen und von seiner ersten Frau finanziell abhängigen Ehemann, der zudem von dieser dringend benötigte Unterschriften für zweifelhafte Geschäftsbegehren vehement verweigert bekommt. Als diese sich dann kurz darauf das Leben nimmt und plötzlich auch noch die gemeinsame Tochter völlig unerwartet auf der Matte steht, kommt es in der gerade erst entstehenden “Dreiecksbeziehung der etwas anderen Art” zu erheblichen Turbulenzen, wodurch die zuvor recht geerdete Beziehungsdynamik mächtig ins Wanken gerät. Dabei legt Silvano Tranquilli eine routinierte und zugleich tadellose Darbietung an den Tag und kann in der Rolle des immer misstrauischer werdenden Vaters durchwegs überzeugen.

 

Kommen wir abschließend noch kurz auf die etwas ungewöhnlich und kurios klingende Filmmusik zu sprechen, die dieses mal den Kompositionskünsten Roberto Pregadios entstammt. Die filmeröffnende Titelkompostion bekam durch die einmaligen Gesangeskünste der verzückenden Edda Dell'Orso außerdem eine höchst sarkastische Note verpasst und könnte somit nicht trefflicher gewählt sein. Leider wird das Titelthema durch das ständige Wiederholen in verschiedensten Variationen sprichwörtlich verheizt, so dass sich der ironische Effekt im Laufe des Filmverlaufs etwas abnutzt. Aber pünktlich zum sarkastischen Finale erstrahlt die Komposition wieder in neuem Glanz und entfaltet somit ein letztes mal ihren ironisch hohen Wirkungsgrad. Ansonsten bietet Herr Pregadio den üblichen, bontempiangehauchten Orgelfunk, der bereits schon zu Beginn nichts Gutes erahnen lässt.

 

Insgesamt konnte mich dieser kleine, günstigproduzierte, suspenslastige und rutschgefährliche Intrigenkrimi recht positiv begeistern, dessen wendungsreiches Finale zudem alles Vorherige toppen kann.

 

Fazit: Ein böser Spaß für Groß und Klein!

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