Der schwarze Korsar

Italien, 1976

Originaltitel:

Il corsaro nero

Alternativtitel:

El juramento del Corsario Negro (ESP)

Le corsaire noir (FRA)

O Corsário Negro (POR)

The Black Corsair (USA)

The Black Pirate

Deutsche Erstaufführung:

10. März 1977

Regisseur:

Sergio Sollima

Inhalt

An einem Strand in der Nähe von Maracaibo warten der Grüne Korsar und der Rote Korsar auf ihren älteren Bruder, den Schwarzen Korsaren (Kabir Bedi), den ehemaligen Cavaliere Emilio di Roccabruna, Herr von Valpenta und Ventimiglia. Einst wurden ihre Eltern von dem flämischen Herzog Van Gould (Mel Ferrer) ermordet, und nun wollen sie Rache nehmen, denn man sagt, dass Van Gould zum Gouverneur von Maracaibo ernannt worden sei.

 

Der Schwarze Korsar wird auf dem Weg jedoch Zeuge eines Massakers durch Spanier und Flamen an einem Indianerdorf, wo  er das Mädchen Yara (Sonja Jeannine) rettet, die die einzige Überlebende ihres Dorfes wird und ihrem Retter ewige Treue schwört – und eine spirituelle Verbindung. Die zwei jüngeren Brüder wollen nicht länger warten und stellen den verhassten Herzog in Maracaibo, werden dabei aber getötet.

 

Als der Schwarze Korsar mit Yara und seinen zwei Begleitern Carnaux (Salvatore Borghese) und Van Stiller (Franco Fantasia) in Maracaibo eintrifft, findet er seine Brüder erhängt vor. Er leistet einen Schwur und bittet den Teufel um Hilfe bei seinem Rachefeldzug. Er will nicht eher ruhen, bis er Van Gould und alle seine Nachkommen getötet hat. Doch dann begegnet ihm Van Goulds Tochter und er verliebt sich in sie.

Review

„Der Schwarze Korsar“ (Il corsaro nero, 1976) ist die dritte bekanntere Verfilmung der Romanvorlagen des italienischen Abenteuerautors Emilio Salgari, nach der Adaption von Amleto Palermi (1938) und dem mexikanischen „El corsario negro“ (1944) von Chano Urueta mit Pedro Armendariz in der Titelrolle. Sergio Sollimas Abenteuerfilm von 1976 behandelt dabei die beiden ersten Salgari-Romane der fünfteiligen „Die Piraten der Antillen“-Serie: „IL corsaro nero – Der Schwarze Korsar“ (1898) und „La Regina die Caraibi – Die Karibenkönigin“ (1901), in Deutschland erstmals 1930 veröffentlicht. In den späteren drei Romanen trat die Hauptfigur auch mehr in den Hintergrund.

 

Sergio Sollimas und Alberto Silvestris Drehbuch ist hierbei bereits recht komplex, deshalb an dieser Stelle schon mal eine bitte um Gnade für die stark simplifizierte Inhaltsangabe zu Anfang. Und sei es auch schwer zu glauben: Salgaris Romanvorlage ist noch viel rechhaltiger, so dass im Film vieles sogar noch vereinfacht wurde. Wobei natürlich ein, zwei Dinge historisch durcheinander geraten. Eine Vereinfachung ist allerdings sicher auf den Umstand zurückzuführen, dass Sollimas Film nahezu komplett in Cartagena, Kolumbien gedreht wurde. Aber spätestens im zweiten Teil des Romans verlässt die Story die Gefilde der Karibik, denn Van Gould gelingt dort die Flucht aus Maracaibo und die Story geht in der Vorlage dann in Richtung Mexiko und Florida. Einige Inhalte wären dann auch nicht mehr stimmig gewesen, denn während Sollima die Indianer als die friedfertigen Opfer böser Spanier und Flamen darstellt, begegnet der Schwarze Korsar lt. Romanvorlage in den Dschungeln Floridas (!) einem wenig friedfertigen Kannibalenstamm.

 

Aber ich will nicht schon wieder mit einem detaillierten Roman/Film-Vergleich anfangen. Einige der Figuren der Geschichte sind historisch belegt. So hat beispielsweise der Bösewicht Van Gould wirklich existiert, und natürlich auch der (hier noch als recht harmlos-sympathisch dargestellte) Pirat Morgan, an dessen Eroberung von Maracaibo eine Plakette an der Ecke des Baralt-Theaters dort erinnert. Der Film kann natürlich auch mit ein paar schönen Frauen aufwarten: als Van Goulds Geliebte sehen wir Dagmar Lassander mit SEHR roter Perücke, als Van Goulds Tochter und Kabir Bedis Objekt der Begierde eine sehr distanziert wirkende Carole André und als Indianermädchen Yara die üppig-attraktive Sonja Jeannine (Wenn die prallen Möpse hüpfen, Mannaja – Das Beil des Todes). Carole André hat eine sehr schöne Szene, in der sie von den Piraten im Boot ausgesetzt wird, um ihr Weiterleben (oder nicht) dem Schicksal zu überlassen, während der Schwarze Korsar ihr mit Tränen in den Augen nachblickt. Übrigens das Ende des ersten Salgari-Romans.

 

In den Kinos lief „Der Schwarze Korsar“ recht erfolgreich in einer arg verstümmelten Fassung. Der Erfolg bei den Kinozuschauern in Europa ist nicht zuletzt auf die im selben Jahr von Sollima gedrehte TV-Serie „Der Tiger von Malaysia“ (Sandokan) zurückzuführen, die Kabir Bedi eine große Popularität einbrachte. Die Figur des Sandokan stammt natürlich ebenfalls aus der Feder von Emilio Salgari, und gerade in Sachen Komplexität der Handlung und in der Art der Hauptfiguren und deren Verbindungen zueinander spürt man die Gemeinsamkeiten auch. Salgari neigte da wohl gelegentlich zur Wiederaufbereitung bereits verwendeter Subthemen.

 

Sollimas „Der Schwarze Korsar“ ist in jedem Fall spannend gelungene Abenteuer-Unterhaltung mit ein paar mystischen Einlagen, und dass dieser Piratenfilm mit seinem Entstehungsjahr 1976 doch etwas spät dran zu sein schien, tat weder seinem Erfolg noch seinem filmischen Zeitwert großen Abbruch. Und kam da nicht später noch irgendein halbwegs erfolgreicher Piratenfilm mit Johnny Depp? Abenteuer geht halt immer, und so manche Figur im Genre des Piratenfilms schuldet dem Schwarzen Korsaren seine Wurzeln.

Links

OFDb
IMDb

 

 

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