Planet der Vampire

Italien | Spanien, 1965

Originaltitel:

Terrore nello spazio

Alternativtitel:

O Planeta dos Vampiros (BRA)

Terror en el espacio (ESP)

La planète des vampires (FRA)

El planeta de los vampiros (MEX)

Planet of the Vampires (USA)

Schrecken im Weltall

Deutsche Erstaufführung:

17. Januar 1969

Regisseur:

Mario Bava

Inhalt

Mysteriöse Funksignale lotsen die beiden Sternenschiffe Argos und Galliot auf den fremden Planeten Aura. Kaum gelandet, sehen sich die Raumfahrer einem unsichtbaren Feind gegenüber, der die Besatzungen rigoros dezimiert. Zu ihrem Schrecken müssen die wenigen Überlebenden um Captain Markary feststellen, dass es diese außerirdische Macht außerdem vermag, sich den toten Körpern ihrer Kameraden zu bemächtigen und sie als Zombies wiederauferstehen zu lassen...

Review

Bereits in den frühen Tagen hörte dich im Weltraum niemand schreien. Schon seinerzeit wurde es für irdische Raumfahrer brenzlig, wenn sie in den unendlichen Weiten des Alls auf Notsignale reagierten und den bösen Boden fremder Planeten betraten. Ganz egal, ob die Crews nun -wie in ALIEN- von der Nostromo stammen; oder von der Argos und Galliot aus Bavas PLANET DER VAMPIRE.

 

Der genannte ALIEN ist nicht nur ein zeitloser Klassiker, sondern auch einer der spannendsten und düstersten Science Fiction-Filme unseres Sonnensystems. Sein Regisseur Ridley Scott bestreitet, Bavas vierzehn Jahre älteren PLANET DER VAMPIRE jemals gesehen zu haben. Und doch wird der Zuschauer, der beide Werke kennt, in Scotts ALIEN spätestens bei der Bergung des außerirdischen Raumschiffes mit seinem gigantischen skelettierten Piloten ein erstaunliches Déjà-Vu erleben. Und vielleicht erinnert er sich dann daran, dass er dasselbe Szenario bereits auf dem PLANET DER VAMPIRE gesehen hat.

 

Zur Verwirklichung seines bahnbrechenden Alienhorrors standen Ridley Scott elf Millionen Dollar zur Verfügung; Bava für seinen TERRORE NELLO SPAZIO salopp gesagt 11 Lire, ein bisschen liegengebliebenes Geröll aus der Höhle eines Sandalenfilms, der Star aus Fullers gefeierten Hollywood-Western VIERZIG GEWEHRE und ein Spielzeugraumschiff...

 

Natürlich kann man das Design der Raumanzüge (eine lustige Geschmacksverirrung aus Leder, Sturzhelm Vampirkragen und Taucherkombi) ebenso leicht belächeln wie die vielen blinkenden Lichter in der Kommandozentrale der Argos. Natürlich kann man die mit Trockennebel geflutete und in psychedelischen Farben beleuchtete (Papp-)Felsenkulisse, welche hier den sterbenden Planeten Aura verkörpert, schnell und spöttisch als Camp reinsten Wassers klassifizieren. Man kann aber auch den Hut davor ziehen, wie Mario Bava in den frühen Tagen der Science Fiction mit verschwindend geringen Mitteln etwas aus dem Ärmel gezaubert hat, dass selbst in großen Klassikern des Genres Spuren hinterlassen hat. Auch wenn dies Ridley Scott entfallen sein mag; die Ähnlichkeit gewisser Szenen seines ALIEN und dem über zehn Jahre früher entstandenen PLANET DER VAMPIRE ist nicht zu leugnen. Obgleich sich Scott für seinen zweifellos brillanten ALIEN noch offensichtlicher und großzügiger beim amerikanischen B-Movie IT! THE TERROR FROM BEYOND THE SPACE aus dem Jahre 1958 bedient hat. Und PLANET DER VAMPIRE einen viel stärkeren Einfluss auf einen anderen, späteren SF-Horrorfilm hatte. Die Rede ist hier von John Carpenters (leider weniger gut gelungenen) GHOSTS OF MARS.

 

„Wir haben eine ganze Besatzung verloren. Zwei unserer eigenen Leute dazu. Bert tot. Eldon verschwunden. Und der unbekannte Feind kommt näher und näher...“

 

Bereits mit dem von einem minimalistischen, aber beklemmenden Klangteppich unterlegten Vorspann baut Bava eine Atmosphäre der Bedrohung auf. Vielleicht zwei, drei sorglose Minuten. Dann ist die Gefahr schon allgegenwärtig und bleibt es bis zum Schluss.

 

Vampire nach klassischer Definition erwarten die todgeweihten Crewmitglieder der beiden Schwesterschiffe Galliot und Argos nicht auf dem öden Planeten Aura. Auch wenn dieser – sofern man sich darauf einlässt- mit seinen kargen Felsen, dem infernalischen Rot, dem Nebel und der Dunkelheit wie ein Vorhof der Hölle wirkt. Und trotzdem verlassen in einer der memorabelsten und schaurigsten Szenen des Films Tote ihre felsigen Gräber. Oder sie erheben sich von Bahren wie Zombies; und das ein paar Jahre vor Romeros NACHT DER LEBENDEN TOTEN. Ebenfalls in Erinnerung bleibt, die Exhumierung eines verstorbenen Besatzungsmitglieds; eine umherwirbelnde Plane und ein leeres Grab.

 

In diesen Momenten beweist der Altmeister des italienischen Schauerfilms, dass man selbst auf fremden Planeten Lichtjahre von der Erde entfernt, prächtige, gotische Hochzeiten feiern kann. Hier vermählt sich, umgarnt von Bavas typischen Licht- und Schattenspielen, Nebel und verstümmelten Gesichtern die Science Fiction mit dem Horrorfilm. Und zwischen manchen leider ziemlich platten und ohrenscheinlich Groschenromanen entfleuchten Dialogen, haben sich dann doch ein paar Sätze geschlichen, die kleine, mitternächtliche Schauder bescheren:

 

„Im Nebel standen sie. Und wie sie aussahen. Verbrannt und blutig.
Sie standen da und haben mich angesehen...“

 

Angesichts des Effekt-Overkills heutiger Science Fiction dürfte der PLANET DER VAMPIRE mehr denn je wie ein Relikt vorsintflutlicher Filmzeiten wirken. Doch mit den Augen eines Liebhabers alter italienischer Genre-Schätze betrachtet, wächst es mit jedem Sehen; dieses mikrobudgetierte, aber ganz eindeutig bavaeske Himmelfahrtskommando ins All. Galant pendelnd zwischen drolligen Camp und echter Düsternis, zwischen Genie und Trash - und ausgesucht kompromisslos endend mit Barry Sullivans reglosen Gesichtsausdruck.

 

In diesem Sinne:

 

„Ich muss nur noch sechs Anschlüsse herstellen.
Dann können wir entweder beruhigt starten - oder in die Luft fliegen.“
– „In unserer augenblicklichen Lage ist mir beides Recht, Wes.“

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Links

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IMDb

 

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