Der New York Ripper

Italien, 1982

Originaltitel:

Lo squartatore di New York

Alternativtitel:

L'éventreur de New York (FRA)

El destripador de Nueva York (ESP)

The New York Ripper

Der Schlitzer von New York

Manhattan Ripper

Psycho Ripper

The Ripper

Deutsche Erstaufführung:

10. Juni 1982

Regisseur:

Lucio Fulci

Inhalt

In New York City treibt ein Killer sein Unwesen, zu dessen Markenzeichen seine Stimme wird: er spricht wie ein Enterich. Lt. Williams (Jack Hedley) ist ratlos und so sucht er Hilfe Dr. Paul Davis (Paolo Malco) von der Columbia University. Als eines der Opfer dem Killer entkommen kann, glaubt Williams den Täter gefunden. Doch Davis ist misstrauisch. Seiner Ansicht nach ist der Ripper hochintelligent und kommt aus gutem Hause. Dieses Profil will auf den 42nd Street-Hustler Mickey Scellenda (Howard Ross) so gar nicht passen.

Review

Nach fünf Horrorfilmen und dem Mafia-Massaker „Das Syndikat des Grauens“ (Luca il contrabbandiere, 1980) kehrte Lucio Fulci mit „The New York Ripper“ zum Giallo zurück und hat ein paar neue Erfahrungen mitgebracht: Splatter. Und damit nicht genug. In „New York Ripper“ wird der Zuschauer Zeuge eines wahren Schlachtfests der Frauenfeindlichkeit. War das notwendig? Die Antwort ist Ja. Denn Fulci gelingt es, ein unheimlich düsteres Schmuddel-Portrait des New York der frühen 80er zu zeichnen und lag damit voll im Trend. „The Deuce“ – also die Szene um Times Square und 42nd Street - mit seinen Porno-Kinos und Sexshows wird zum Hintergrund einer modernen Ripper-Story. Doch auch damit nicht genug – denn alle scheinen sie in diesen Schmuddel verstrickt. Der den Fall untersuchende Lieutenant hat eine Affäre mit einer Prostituierten. Der ihm behilfliche Akademiker kauft Schwulenpornos. Ein weiteres Akademikerpaar führt eine „offen Beziehung“, sie hurt rum und zeichnet dies auf Band auf, damit ihr Ehemann später dazu masturbieren kann. Und so weiter, und so fort…

 

Beim Motiv des Killers hat sich Fulci auch was einfallen lassen. Achtung Spoiler. Ursprünglich sollte der Killer nach dem Willen der Co-Drehbuchautoren Gianfranco Clerici und Vincenzo Mannino an Progerie leiden, eine Idee, die von Fulci verworfen wurde und die die Drehbuchautoren später für Ruggero Deodatos „Off Balance - Der Tod wartet in Venedig“ (Un delitto poco comune, 1988) verwendeten. Stattdessen hat der Killer in „New York Ripper“ eine Tochter, die tödlich erkrankt ist. Und hier findet sich zusätzliche Würze für Fulcis Schmuddel-Cocktail: das Mädchen soll an „Lymphogranuloma“ leiden, so heißt es im Dialog der Krankenschwester. Der vollständige Name dieser Krankheit lautet Lymphogranuloma Venereum (LGV), und es ist eine Geschlechtskrankheit, die hauptsächlich beim Analverkehr übertragen wird. Sie führt unbehandelt zu einem unkontrollierten Anschwellen der Geschlechtsorgane. Auf gut Deutsch gesagt, der Vater, also der Killer, müsste seine eigene Tochter mit dieser Krankheit infiziert haben, direkt oder indirekt. Wichtig ist hierbei die Schuldfrage. Doch Fulci vergaloppiert sich, denn ein Verlust der Gliedmaßen, wie es im Film der Fall ist, gehört nicht zum Krankheitsbild. Möglicherweise hat Fulci dort seine eigenen Ängste in Bezug auf seine schwere Diabetes-Erkrankung mit einfließen lassen, welche durchaus zum Verlust von Gliedmaßen führen kann.

 

Egal. In „New York Ripper“ gibt es zu den unmittelbaren Film-Vorgängern Fulcis ein paar Veränderungen. Keine davon ist Negativ. Außenaufnahmen entstehen vor Ort in New York, auf der bereits erwähnten 42nd Street, dem Times Square, der Staten Island Fähre und der Columbia University. Innenaufnahmen entstanden weitgehend in den De Paolis-Studios mit ein paar wenigen Ausnahmen. Die Szene, in der Alexandra Delli Colli ihr Stelldichein mit Howard Ross hat, entstand in einem berüchtigten Stundenhotel im römischen Bezirk Trastevere. In einer Sex-Live Show (gedreht in N.Y.) sehen wir Zora Kerova mit Urs Althaus kopulieren, bevor sie dann das Zeitliche segnet. Nur im Film natürlich. Jack Hedley als Lt. Williams war eine Last Minute-Besetzung, er erfuhr erst am 1. Drehtag von seinem Engagement und wurde von Roberto Gianviti aus London abgeholt. Andere Darsteller, und das hatte seinen Grund – wussten nichts über den genauen Inhalt ihrer Rollen, bis sie vor Ort waren. Hintergrund war wohl, dass Catriona MacColl, welche Fulci ursprünglich für den Part der Jane Forrester (Colli) wollte, nach Durchsicht des Drehbuchs ablehnte.

 

Zu den weiteren Veränderungen: anstelle von Sergio Salvati übernahm bei „New York Ripper“ Luigi Kuveiller die Kamera, mit Unterstützung von Ubaldo Terzano. Den Score komponierte Francesco de Masi, nicht Frizzi. Die Special Effects stammen diesmal von Franco di Girolamo, mit Assistenz von Rosario Prestopino. Girolamo macht in „New York Ripper“ einen ganz hervorragenden Job. Dies sei erwähnt, da er manchmal auch ziemlichen Mist gemacht hat.

 

In früheren Zeiten wurde „New York Ripper“ gelegentlich als US-Italienische Co-Produktion gelistet, inzwischen nicht mehr. Interessanterweise gab es aber tatsächlich amerikanische Co-Produzenten, die für die „Silent Warrior Productions“ tätig waren, eine kleine Firma, die ansonsten hauptsächlich in Latino-Filme investierte. Namentlich handelt es sich um Antone Pagán, Schauspieler vom Actor’s Studio, Regisseur, Produzent und nebenbei der Mann mit den magischen Zehen.

 

Trotz saumäßiger Kritiken war „New York Ripper“ nicht nur International, sondern sogar in Italien finanziell ein großer Hit.

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