Gestapo's Last Orgy

Italien, 1977

Originaltitel:

L'ultima orgia del III Reich

Alternativtitel:

As Condenadas (BRA)

La última orgía de la Gestapo (ESP)

Filles pour le bourreau (FRA)

A Última Orgia do III Reich (POR)

Last Orgy of the Third Reich

Caligula Reincarnated as Hitler

Regisseur:

Cesare Canevari

Inhalt

In einem Speziallager für weibliche jüdische Gefangene kommt Lise Cohen (Daniela Poggi) mit vielen anderen Frauen unter. In diesem Lager sollen sie den deutschen Offizieren und Soldaten und deren ausgefallenen Wünschen zu Diensten stehen. Kommandant Conrad von Starker (Adriano Micantoni) ist dort mit der Leitung beauftragt und zusammen mit Protegé Alma (Maristella Greco) baut er eine Schreckensherrschaft auf. Um die Frauen gefügig zu machen werden sie gefoltert, doch irritiert nimmt er wahr, dass Lise hierbei keine Angst zeigt. Mit grausamen Demonstrationen und Experimenten will Reaktionen provozieren und schließlich steigt Lise auf sein perfides Spiel ein, was zwar ein besseres Leben zur Folge hat, aber sie sinnt dennoch auf Rache...

Autor

Prisma

Review

Die verschiedenen Titel von Cesare Canevaris Naziploitation-Beitrag lassen einen eigentlich zunächst hoffen, dass es sich nicht nur um um reißerische Ankündigungen handelt, denen spätestens nach wenigen Minuten die Luft ausgeht, immerhin ist es gerade in diesem Genre schon häufiger vorgekommen. Irritiert nimmt man jedoch wahr, dass diese Geschichte anders abläuft als viele ihrer Genre-Kolleginnen, transportiert sie doch einen absolut ernsten Tenor, und das auch noch unbeirrt von Anfang bis Ende. Vielleicht entsteht unterm Strich noch nicht einmal die Frage, ob das Aufgezeigte vollkommen im Bereich des Möglichen gelegen haben könnte, aber zumindest ist die Skepsis darüber wesentlich geringer als sonst. Etliche schockierende Bilder, angedeutete bestialische Machenschaften, ein paar abstoßende Illustrationen, die ihren imaginären Charakter bewahren, weil sie kurz vorher abgebrochen werden, aber trotzdem in hoch dosierter Potenz auftreten, und eine tiefe Perversion machen sich breit, wo immer es nur möglich ist, um den Zuschauer nachhaltig zu beunruhigen und aus dem Gleichgewicht zu bringen.

 

"L'ultima orgia del III Reich" geniert sich seiner verstopften Poren und des, wenn vielleicht nicht vollkommen suggestiven, aber ohne jeden Zweifel stumpfsinnigen Charakters nicht, denn dafür fährt er viel zu genüsslich schwere Geschütze auf. Die Beschreibung Orgie trifft den Kern dieser Veranstaltung ziemlich genau und sie besteht ausschließlich, oder besser gesagt üblicherweise aus ausschweifenden Sex-Praktiken, Folter, Gewalt, Sadismus, Liquidierung und schrecklichen Parolen, die von den Darstellern ausgiebig kolportiert werden. Regie und Schauspieler schwingen die Peitsche und der geschichtliche Hintergrund wird als Aufhänger zügellos vor die Karre gespannt, genau wie die armen Darstellerinnen, bei denen man sich tatsächlich fragt, wie sie sich eine derartige Strapaze nur zumuten konnten. Gut, es bringt ja nichts, über verschüttete Milch zu klagen, denn schließlich wird ja eigentlich noch mehr gejammert, wenn es nichts zu sehen gibt und man sich einfach nur langweilt.

 

Bleibt man bei den Interpreten, so darf tatsächlich betont werden, dass es mehrere Leistungen gibt, die vergleichsweise überdurchschnittlich dicht ausgefallen sind, was insbesondere auf die Hauptrollen zutrifft. Natürlich beugt sich hier jeder dem monotonen Konzept der Produktion, doch einige Charaktere werden mit Aggression, Temperament und Vehemenz ausgestattet, sodass diese Richtung den eigentlich trostlosen Verlauf noch mehr unterstreichen möchte. Man sieht Bestien und Abbilder der Willkür, bei denen ein ultimatives Austoben vorprogrammiert ist, Mitläufer, Handlanger und selbstverständlich die Opfer. Viele der Rollen wirken dabei dennoch obligatorisch verzerrt. Der Film wartet mit einer Reihe von Einfällen aus Gefilden der unteren Schublade auf, viele Szenen in Verbindung mit den Dialogen wirken dabei beinahe schon so verstörend, dass es einem die Sprache verschlagen möchte. Zu nennen sind hier vielleicht die Sequenzen, in denen es um sexuelle Übergriffe geht.

 

In diesem Zusammenhang wird dem Titel entsprechend selbstredend auch eine Orgie präsentiert, eine lang gezogene Szene bei Tisch ist eine Expertise in Sachen Widerwärtigkeit, Veranschaulichungen der Folterpraktiken reizen die Grenzen des Geschmacks allerdings nicht komplett aus. Es ist insgesamt gesehen nicht so, dass Cesare Canevari das Rad neu erfindet, denn der überwiegende Anteil der benutzten Story-Fragmente war schließlich andernorts schon dutzendfach zu sehen. Dennoch bleibt der Eindruck, dass die Regie einen bedeutenden Schritt weiter gegangen ist, weil alles wesentlich härter präsentiert wird und da sich empfundenermaßen kaum Genre-Karikaturen aufspüren lassen. Dieses schwer verdauliche Prinzip der Grenzüberschreitung macht seinen Beitrag jedoch nicht zu einem der zweifelhaften Klassiker dieses Genres, sondern drängt ihn zielstrebig in Richtung des Bodensatzes, den er allerdings, um es fairerweise zu sagen, längst nicht erreicht. Auch das bedeutend bessere handwerkliche Niveau, das ihn von so mancher Billig-Produktion unterscheidet, kann "L'ultima orgia del III Reich" nicht aus dem Sumpf des miesen Geschmacks herauszerren. Mich übrigens auch nicht.

Autor

Prisma

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Kommentare (1)

  • Frank Faltin

    Frank Faltin

    31 März 2019 um 14:00 |
    Wie von dir geschrieben, verzichtet der Film auf Genre-Karikaturen, was ihn deutlich von Vehikeln wie beispielsweise „KZ 09“ divergieren lässt. Das ist eine der Stärken des Films, der wirklich jede auch nur ansatzweise aufkeimende Faszination für die Bestie in SS-Uniform schlagartig abwürgt. Canevari ist aus meiner Sicht ein guter Regisseur, der Grenzen überschreitet und den Zuschauer mit dem Unangenehmen konfrontiert. Ich mag bei „Gestapos last orgy“ gar von einem ultimativen Genre-Résumé reden, da der Regisseur die Säulen der Naziploitation zitiert und sie einhergehend (s)einer individuellen Färbung unterzieht. Ein erschreckendes, abstoßendes und zugleich beeindruckendes Werk.

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