Eye in the Labyrinth

Deutschland | Italien, 1972

Originaltitel:

L'occhio nel labirinto

Alternativtitel:

El ojo del laberinto (ESP)

L'oeil du labyrinthe (FRA)

Blood

Regisseur:

Mario Caiano

Inhalt

Julie (Rosemary Dexter) wird von schrecklichen Visionen geplagt, in denen sie träumt, dass ihr Psychologe und Liebhaber Luca (Horst Frank) bestialisch ermordet wird. Zu ihrem Entsetzen erfährt sie wenig später, dass er wirklich spurlos verschwunden ist und niemand will ihn gesehen haben. Mehrere Hinweise führen sie an einen abgelegenen, aber ebenso malerischen Ort am Meer, wo sie von Gerda (Alida Valli), einer exzentrischen Dame eingeladen wird, in ihrer Villa zu bleiben. Dort tummelt sich eine Reihe merkwürdiger Gestalten und alle Anzeichen sprechen dafür, dass auch Luca dort gewesen sein muss, doch keiner kann ihr angeblich weiterhelfen. Nach kurzer Zeit nimmt ihr schrecklicher Verdacht Formen an und die Möglichkeit steht plötzlich im Raum, dass Luca tatsächlich ermordet wurde...

Autor

Prisma

Review

Der fulminante Einstieg zu Mario Caianos Edel-Giallo wird sich als wegweisend für diesen spannenden, und intelligent aufgebauten Beitrag erweisen und seinen wohlklingenden Titel deutlich unterstreichen. Ein Mann wird gehetzt, ein Messer schnellt aus dem Nichts hervor und die damit verbundene Akustik sorgt gleich für beunruhigende Momente und frühe Hochspannung, die Kulisse erinnert an eine Art Labyrinth, aus dem es offensichtlich kein Entkommen mehr geben wird. Diese Tatsache wird, wie es der spätere Verlauf nahezu exemplarisch aufzeigen wird, schließlich für mehrere Beteiligte zutreffen, doch das psychologisch gefärbte Motiv bleibt zunächst nicht greifbar. Diese anfänglichen Szenen enden abrupt mit dem Aufwachen aus einem Alptraum, der die Protagonistin eben noch im Würgegriff hielt. Der Startschuss für die Suche nach einem spurlos verschwundenen Mann ist somit gefallen und angenehmerweise wird der Zuschauer von keiner Geringeren als der hübschen Rosemary Dexter an die Hand genommen. Dieser Beitrag entstand unter Beteiligung einer deutschen Produktionsfirma, außerdem geben sich namhafte Stars die Klinke in die Hand, sodass es, wenn man sich das Gesamtpaket betrachtet, eigentlich unverständlich, um nicht zu sagen beinahe irritierend ist, dass Caianos inszenatorisch einwandfreier Giallo keine deutsche Kino-Auswertung zuteil wurde. Wie dem auch sei, zu jener Zeit kursierte ja schließlich eine Schwemme gelb gefärbter Beiträge, die auf sehr unterschiedlichen Qualitätsebenen präsentiert wurden. Bleibt man bei diesem Ansatz, muss nochmals betont werden, um welch hochklassigen Film es sich hier handelt, der von Anfang bis Ende fesseln und faszinieren kann. Eigenartigerweise konnte sich dieser Eindruck trotz einer unbestimmten Vorhersehbarkeit etablieren, doch es wird hier so viel geboten, dass die Vorzüge in Hülle und Fülle auf der Hand liegen.

 

Das empfunden vorhersehbare Element der Geschichte birgt im Endeffekt genügend Unberechenbarkeit, um willkommene Überraschungen preiszugeben, der intelligente Aufbau bekommt durch die beteiligten Charaktere besondere Schützenhilfe, die innerhalb einer traumhaften Kulisse einer Clique gleicht, der man lieber nicht im Dunkeln, geschweige denn bei Tag begegnen möchte. Diese merkwürdige Truppe glänzt durch undurchsichtiges, exaltiertes, mit einigen Kehrtwendungen durchzogenes Verhalten und so gut wie jeder von ihnen scheint etwas vorzugeben, was er nicht zu sein scheint. Wechselspiele zwischen Vertrauen und Verwirrung bekommen von den gut aufgelegten Interpreten sachdienliche Gesichter und zwischen all diesen Spleens und Launen findet sich die, gegen Verwirrung und Geheimnis ankämpfende Julie, alias Rosemary Dexter. Zunächst sollte betont werden, dass die zierliche Person hier sicherlich eine ihrer stichhaltigsten Darbietungen überhaupt zum Besten gibt, mit ihr schwingt eine gehörige Portion Empathie und Temperament mit, aber auch Labilität. So trägt Dexter große Strecken des Verlaufs mit einer überdurchschnittlich hohen Präsenz, sie ermöglicht es dem Zuschauer, hautnah dabei zu sein, auch wenn die Dramaturgie dies nicht in letzter Konsequenz gestattet. Julie ist aus einem Alptraum aufgewacht, doch schlittert gleich in den nächsten, was an den dubiosen Gestalten liegt, aber nicht zuletzt auch durch Mordanschläge und schließlich einige Tote belegt wird. Konträr zu all dem steht die malerische Kulisse, die einladend, beruhigend und verführerisch wirkt. Überhaupt kann sich Caianos Beitrag in Sachen Ausstattung durchaus sehen lassen, dem Zuschauer wird mit tollen Schauplätzen geschmeichelt, die vor allem durch das flexible und experimentierfreudige Auge der Kamera besondere Formen annehmen wird.

 

Ästhetik, Schönheit und Glanz wird in "Eye in the Labyrinth" so groß geschrieben, dass es schon einer Referenz gleicht. In diesem Zusammenhang kommt es beispielsweise zu ebenso ansehnlichen Präsentationen von Damen wie Miss Dexter oder Sybil Danning, deren körperliche Reize vor diesem sonnenüberströmten Setting nicht verschenkt werden durften. Wie erwähnt, ist die Besetzungsliste bis in die kleinsten Rollen ein absoluter Traum, die Charaktere finden eine gewollt hastige Integration in die Geschichte, bei denen es aufgrund weniger Informationen zu ihnen Personen zu doppelter Verwirrung und Misstrauen kommt. Als Adolfo Celi der vorbeigehenden Julie das erste Mal interessiert nachschaut, erahnt man nicht nur eine gewisse, sich noch aufbäumende Vehemenz seines Charakters, sondern er bedient wie so oft das bedrohliche Element, das ein wichtiger Bestandteil des Films bleiben wird. Man kann kaum von signifikanten Unterbrechungen der Spannungskurve sprechen, besonders in Rückblenden kommt es sogar zu interessanten Steigerungen, die von Horst Frank ausgefüllt werden. Der Deutsche stattet sein gerne zur Schau gestelltes Profil gewohnt mysteriös aus, es ist eine Freude ihn hier begleiten zu können. Abgerundet durch stichhaltige Darbietungen von beispielsweise Benjamin Lev, Michael Maien, Franco Ressel oder Gigi Rizzi, gewinnt die Story immer mehr an Fahrt, Dichte und Reiz, einfach ein klasse Ensemble. Zu guter Letzt sollte noch die Dame Erwähnung finden, die es stets schafft einen Film mit ihren schier unzähligen Facetten aufzuwerten, Alida Valli. Die zu dieser Zeit in Genre-Beiträgen gut beschäftigte Italienerin reiht sich mühelos in die Riege der Personen ein, die alles andere als Sympathieträger sind. Zwar wirkt sie zunächst unscheinbar und freundlich, doch schon bald darf sie ihr wahres Gesicht und gewohnt dominante Züge präsentieren.

 

Keiner traut dem anderen und der Zuschauer findet sich für lange Zeit in der selben Gruppe wieder. Die psychologische Würze steht diesem Verlauf sehr gut und die Spannung erfährt glücklicherweise sukzessive Steigerungen, wenngleich die genaue Betrachtung einen vielleicht konventionellen Fall behandelt, oder zumindest einen, der dem Empfinden nach schon einige Male in ähnlichen Formen abgehandelt wurde. Nichtsdestotrotz geht von "Eye in the Labyrinth" eine immense Faszination aus, da dieses beeindruckende Mosaik fachmännisch zusammengefügt wird. Im Labyrinth der subversiven Machenschaften und der angeschlagenen Psyche wird jeder geneigte Zuschauer Elemente finden, die überzeugend, wenn nicht sogar begeisternd wirken. Naturgemäß ist es schließlich so, dass man bei unzähligen gesehenen Beiträgen dieses Strickmusters Wiederholungen und einen gewissen Wiedererkennungswert ausfindig macht, aber letztlich kommt es auf darauf an, ob man quasi auf dem richtigen Fuß erwischt wird. Die Überzeugung entsteht nicht zuletzt auf Basis von bestimmten Präferenzen und in dieser Beziehung ist Mario Caianos Streifen ein absoluter Volltreffer gewesen, den es einfach bei so viel Bekanntem nicht mehr alle Tage zu sehen gibt. Bestehende Gesetze des Giallo finden hier in erster Linie Verwendung, doch man nimmt auch zufrieden den verspielt wirkenden Luxus wahr, dass sie hin und wieder ignoriert werden, sodass ein ziemlich eigenständiger Charakter zustande kommt. Insgesamt lässt sich also sagen, dass "Eye in the Labyrinth" sehr beeindruckend interpretiert wurde und Freunde dieses Genres größtenteils überzeugen dürfte. Zumindest hat Caianos Verwirrspiel zwischen Traum und Realität einmal einen unvoreingenommenen Blick verdient, aber nach ganz persönlichem Empfinden handelt es sich ohnehin um einen nicht erwarteten Überraschungs-Coup. Sehr überzeugend!

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