Django - Kreuze im blutigen Sand

Italien, 1967

Originaltitel:

Cjamango

Alternativtitel:

Cjamango, o Vingador (POR)

Deutsche Erstaufführung:

23. Mai 1969

Regisseur:

Edoardo Mulargia

Inhalt

Django gewinnt beim Pokerspiel zwei Satteltaschen voll Gold. Doch die Freude über den Hauptgewinn ist von bescheidener Dauer, denn parallel zum Schwingen der Saloontüren stiefeln die Bandenbosse El Tigre und Pablo sowie ihre Galgenvögel in den Laden und richten ein Massaker an. Django kann zwar überleben, das Edelmetall jedoch in den Wind schreiben. Folglich rappelt sich der tapfere Pistolero auf, um die Halunken zu jagen und sein „Eigentum“ zurückzuerobern, sodass uns bleihaltige Minuten bevorstehen. 

Review

„Django - Kreuze im blutigen Sand“ ist nach „Jetzt sprechen die Pistolen“ und „Vajas con dios, gringo!“ Edoardo Mulargias dritte Westernarbeit. Eine Produktion, die aufgrund ihrer Hauptfigur Westernhistorisches Interesse weckt, da man das Werk sowie den Antihelden mit einem individuellem Namensschild, Cjamango etikettierte. Diese Westernfigur konnte sich gar eine kleine Anhängerschaft erarbeiten, sodass der Kollege, Cjamango, mit „Chiedi perdono a Dio... non a me“ (s)ein Sequel erhielt. In Deutschland wurde diese lose Fortsetzung als „Django - Den Colt an der Kehle“ vermarktet und somit ebenso wie sein Vorgänger von der „Django-Welle“ verschlungen. Doch da neben Leichen auch Vergissmeinnicht unseren Weg pflastern respektive schmücken, kann uns Freunde des italienischen Westernkinos auch nichts davon abhalten, im Stile von Jacques Cousteau (kennt den noch jemand?), nach weiteren Perlen zu tauchen. Folglich möchte ich noch auf „Veinte mil dólares por un cadáver“ hinweisen, einem spanischen Western, der von den Italienern auf den Namen „Adiós Cjamango“ getauft wurde, um die „Cjamango Trilogie“ (die aufgrund dieser Spitzfindigkeit eher eine „Zweieinhalbologie“ darstellt) zu komplettieren.  

 

Für den Darsteller des ersten Cjamango, Ivan Rassimov, war es zugleich die erste Hauptrolle innert des italienischen Genrekinos. Doch der Italo-Western und Rassimov konnten keine sonderlich fruchtende (Ausnahme: „Schweinehunde beten nicht“) Beziehung pflegen, da Ivan nicht das Zeug hatte, um einer der großen IW-Stars zu werden. Ich schätze den Schauspieler, Rassimov, sehr, da er mich mit seinen Darbietungen in diversen Gialli und (S)Exploitationstreifen immerzu euphorisieren konnte, aber für einen Western ist er einfach nicht die Idealbesetzung. Dazu fehlte ihm das gewisse Etwas, das Signifikante, das einen Antihelden auszeichnet, um seine Individualität erfolgreich in den Fokus zu rücken.

 

Sein eher zaghafter und von Genreikonen (Clint Eastwood und Franco Nero) inspirierte (man achte auf Ivans Mimik!) Auftritt als Cjamango wird von Bildkompositionen begleitet, die ebenfalls einen Hang zu den großen Vorbildern („Django“, „Für eine handvoll Dollar“) dechiffrieren lassen, da der Kameramann, Vitaliano Natalucci, diese eifrig zitiert. Eine Verfahrensweise, die mit einem Sujet einhergeht, das seine Inspiration ebenfalls aus dem Erstling der „Dollar-Trilogie“ zieht, allerdings ohne einen besonderen Nervenkitzel zu transportieren.

 

Die dabei zentralisierte Suche nach sowie der Streit um eine beachtliche Menge Gold wurde einer kostengünstigen Inszenierung unterzogen, verzichtet weitestgehend auf Landschaftsaufnahmen und lagert seine Handlung in ein mexikanisches Grenzstädtchen. In das Zentrum dieser Ortschaft tritt Cjamango (Django), der schnell registriert, wie und woher der Wind in dem Kaff weht, denn die Bande, die ihm das Gold abnahm, hat sich überworfen, sodass sich El Tigre und seine Gringos und Pablo und seine Mexikaner spinnefeind sind. Somit greift - wie bereits angedeutet - die in „Für eine handvoll Dollar“ verwendete Rezeptur, die Parteien gegeneinander auszuspielen. Was zugleich für die üblichen prekären beziehungsweise kniffligen Situationen des Antihelden sorgt, die ihm einige Rück- sowie Faustschläge einbrocken.

 

Neben zahlreichen bekannten Gesichtern des italienischen Genrekinos tippelt auch der damaligen Wunderknabe der stiefelländischen Filmindustrie, Valerio Fioravanti, durch die Westernarchitektur von Cinecittà. Dieser, auch Giusva genannte, Hoffnungsträger verkörpert die Rolle des kleinen Manuel Hernandez, der psychisch wie physisch einiges einstecken muss und von einer Obhut in die nächste geschuppst wird. Ungeachtet seines cineastischen Ausflugs ins Marginalisierte, war Fioravanti - wie ich bereits anmerkte - äußerst angesagt und spielte beispielsweise in der italienischen TV-Serie „La famiglia Benvenuti“ an der Seite des großartigen Enrico Maria Salerno. Doch mit dem Abschied vom Kindesalter sowie den folgenden jugendlichen Leichtsinnjahren rutschte er immer tiefer in den Kreis rechtsextremistischer Zeitgenossen, die ihn einer eindringlichen Radikalisierung unterzogen und später zu einem Mitgründer und führenden Kopf (genannt „Il Tenente“) der Nuclei Armati Rivoluzionari transformieren ließ. Diese, kurz als NAR suggerierte, Terrororganisation zeigte sich unter anderem für den Anschlag von Bologna, der 1980 85 Menschenleben forderte, verantwortlich. Da ich jetzt nicht weiter ausschweifen will, empfehle ich allen, die sich mit dieser fortwährend spannenden Thematik auseinandersetzen mögen, das von Tobias Hof verfasste Buch „Staat und Terrorismus in Italien 1969-1982“.

 

„Wo habe ich denn ihr dämliches Gesicht schon mal gesehen?“ (Django)
„Weiß ich, wo sie sich rumtreiben?“ (Whiskeyhändler)

 

Dieser kleine und feine Dialog reflektiert einerseits einen eher holprigen Themenübergang, bringt allerdings andererseits unmissverständlich auf den Punkt, dass bei der deutschen Bearbeitung Brandt und Brunnemann ihre Finger im (Synchronisations-)Spiel haben. Der Film wurde seinerzeit von der Deutschen Synchron Filmgesellschaft mbH & Co bearbeitet und fährt neben den genannten Erfolgsgaranten Edgar Ott und Arnold Marquis auf. Dabei gilt es festzuhalten, dass die Rhetorikakrobaten ihr Geschnodder nicht überstrapazieren und stattdessen eine gesunde Mischung aus Ernsthaftigkeit und einigen auflockernden (tatsächlich zum Schmunzeln anregenden) Sprüchen transportieren. Der dubiose Spirituosenhändler wird übrigens von Mickey Hargitay gespielt, der seine Sache durchaus ordentlich macht.   

 

Fazit: „Django - Kreuze im blutigen Sand“ bietet wenige Highlights und verzichtet nahezu gänzlich auf die IW-typischen (und meist gelobten) Landschaftsaufnahmen. Als Rest vom Schützenfest bleibt allerdings immer noch ein Westerngebilde, das sich vom Bodensatz abhebt und sein zuhause im gesunden Mittelmaß findet. Genrefreaks dürfen (klar, ihr dürft alles, ihr dürft euch auch mit Fidani auseinandersetzen) gern reinschauen. 

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