Das Geheimnis der jungen Witwe

Deutschland | Italien, 1968

Originaltitel:

La morte non ha sesso

Alternativtitel:

Um Véu Negro para Lisa (BRA)

La muerte no tiene sexo (ESP)

Le tueur frappe trois fois (FRA)

A Black Veil for Lisa (USA)

Death Has No Sex

Deutsche Erstaufführung:

07. März 1969

Kamera:

Angelo Lotti

Inhalt

Inspektor Franz Bülow (Sir John Mills) von der Drogenfahndung in Hamburg ist mit den Ermittlungen einer Mordserie im Drogenmilieu betraut, und der Killer oder dessen Auftraggeber scheinen bestens informiert, sind der Polizei immer einen Schritt voraus. Ganz gleich, wen Bülows Abteilung befragen will, der Mörder ist stets vor ihnen da.

 

Bülow ist mit seinen Gedanken auch nicht voll bei der Sache, denn es plagt ihn eine nahezu krankhafte Eifersucht. Nur ein Jahr zuvor hat er die viel jüngere Lisa (Luciana Paluzzi) geheiratet, die er im Rahmen einer Drogenermittlung als vermeintlich unschuldige Verdächtige kennen lernte. Obwohl Lisa ihn durchaus liebevoll behandelt, schafft er es nicht, von Kontrollanrufen abzusehen und spioniert ihr immer wieder nach. Er will nicht glauben, dass sie ihn betrügt, kann dieser Vorstellung aber nicht Herr werden.

 

Dann begeht der Killer einen Fehler, er verliert am Tatort seines letzten Mordes seinen Glücksdollar. So kommt Bülow dem jungen Max Lindt (Robert Hoffmann) auf die Spur. Als Bülow ihn verhaftet und zum Präsidium bringen will, sieht er seine Frau in einen roten Porsche einsteigen und wird nun erneut von der Vorstellung übermannt, dass seine Frau jetzt bei einem Liebhaber ist. So schließt er mit Max Lindt einen Pakt – er soll seine Frau ermorden, dafür lässt er ihn laufen.

 

Doch kaum ist der Pakt besiegelt, stellt Bülow fest, dass er sich offenbar geirrt hat, der rote Porsche gehört einer Bekannten seiner Frau. Er will den Killer aufhalten, doch nun läuft nichts mehr wie geplant. Und was haben gelbe Tulpen mit dem Drogenhändlerring und vor allem mit seiner Frau Lisa zu tun?

Review

Auf ihrer verzweifelten Suche nach Giallo-Futter – und natürlich durch die Verbindung mit dem Namen Massimo Dallamano wird „A Black Veil for Lisa“ oft als Giallo oder einen mit Giallo-Elementen versehenen Film Noir bezeichnet, aber das ist kaum zutreffend. Das macht jedoch gar nichts, denn „Das Geheimnis der jungen Witwe“ ist ein spannender mit Elementen des klassischen Polizei- oder Detektiv-Films versehener Thriller mit einer interessanten Dramaturgie.

 

Frühe Giallo-Elemente gibt es schon, die später von Dallamano selbst und anderen Regisseuren weiter verarbeitet wurden. Ein Killer mit schwarzen Handschuhen, doch erfahren wir recht schnell dessen Identität, schließlich ist es Co-Star Robert Hoffmann. Dann die Geschichte mit den gelben Tulpen, auch Blumen werden in späteren Gialli eine Rolle spielen. Die Frauenfigur – Luciana Paluzzi – die offenbar ein Geheimnis hat, wenn auch nicht unbedingt das ,was ihr Ehemann vermutet. Oder doch? Wer weiß.

 

Der Fokus liebt aber hier bei der Zeichnung der drei Hauptcharaktere und deren Beziehungen zueinander, und da sorgt Dallamano für einige überraschende Wendungen und mitreißende Dramatik. Überzeugend verkörpert Sir John Mills den eigentlich bis zum Hals in Arbeit steckenden Inspektor, dessen Gedanken aber immer wieder zu seinen Phantasien abschweifen, wie seine Frau ihm Hörner aufsetzt, während er auf der Arbeit ist. Mal wirkt er geistesabwesend, dann – mit Bildern des nackten Leibs seiner Frau in den Armen eines anderen vor Augen – erschrocken, um dann ans Telefon oder gleich nach Hause zu eilen, um sie zu kontrollieren. Doch immer wieder muss er feststellen, dass er offenbar falsch liegt. Sie scheint ihm treu.

 

Luciana Paluzzi verkörpert die Ehefrau, empört und frustriert ob der Nachstellungen ihres Mannes, trotzdem immer wieder versöhnlich, und doch wissen wir Zuschauer genauso wenig wie der Inspektor, ob wir der Dame wirklich trauen sollen – denn irgendetwas ist da schon im Busch. Aber was? Eindringlich sind hier auch die „Visionen“ des Ehemannes von Lisas vermeintlichen Fremdgängen inszeniert. Fraglich ist allerdings, ob es sich bei den Nackt-Close-Ups wirklich um Luciana Paluzzi handelt, ich glaube eher, das ist ein Body Double, denn man sieht nie ihr Gesicht dabei. Von den Maßen her könnte es aber schon hinhauen, wenn es ein Body Double ist, wurde es gut ausgesucht.

 

Robert Hoffmann spielt seine Rolle als Killer wie ein aalglatter Charmeur, viel mehr möchte man aber hier nicht preisgeben, da das sonst den Fortgang der Handlung zu sehr beträfe. Lediglich, dass die Figur selbst ist Drogen nicht abgeneigt ist, und hier liegt eine der Schwächen des Films, nämlich in der zu überzeichnet dargestellten Wirkung von Haschisch auf den Konsumenten, aber das kennt man ja aus einigen Filmen der Sechziger zur Genüge. Für Lokalkolorit sorgen zahlreiche Außenaufnahmen im Hamburg der Spätsechziger.

 

In Deutschland wurde „Das Geheimnis der jungen Witwe“ bisher ausschließlich im Kino veröffentlicht, und leider kenne ich diese Version nicht. Die Lauflänge der US Blu-ray mit 88 Minuten ist mir allerdings ein wenig suspekt. Es handelt sich um eine von Harry Alan Towers vertriebene Fassung, und man kennt ja Towers‘ Vorliebe für Alternativ-Fassungen. Es könnte sich also möglicherweise um eine solche handeln. Hinweise darauf sind z. B. ein verkürzter Vorspann, wo es nach den Hauptdarstellern erst mal knackt, woraufhin umgehend die Regieangabe folgt. Der Knaller ist aber der Abspann, wo als Komponisten nicht etwa Giovanni Fusco und Gianfranco Reverberi genannt sind sondern TV-Komponist Richard Markovitz. Dies wird dann beim Abspann auch umgehend mit einem fürchterlich leiernden Song mit einem Neil Diamond-artigen Sänger unter Beweis gestellt, der wirklich den Ohren weh tut und von eben jenem Richard Markovitz stammt.

 

Das sollte aber vom Ansehen nicht abhalten. Selbst wenn es sich um eine alternative Fassung handeln sollte, gefühlt zensiert scheint sie jedenfalls nicht, und die Bildqualität ist spitze. Und auch wenn ich nicht weiß, wer Inspektor Bülows Vorgesetzten spielt, seine Versuche Englisch zu sprechen und dabei seinen italienischen Akzent zu verdecken sind ebenso hörenswert wie vergeblich.

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