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Voodoo Passion
Susan (Ada Tauler) hat erst kürzlich den vermeintlichen britischen Konsul von Puerto Rico Jack House (Jack Taylor) geheiratet. Als sie zu ihm reist, trifft sie zunächst auf dessen mysteriöse Bedienstete Inès, (Vicky Adams) eine Einheimische mit weißer Hautfarbe. Als Nächstes begegnet sie Olga (Karine Gambier), die behauptet, Jacks nymphomanische Schwester zu sein. Susan nimmt das alles so hin, nachdem sie endlich glücklich in Jacks Armen liegt, doch schon bald ist sie mitten in einem Albtraum. Schleicht sie des Nachts wirklich aus dem Haus, dem Ruf der Blonden Göttin Inès folgend, um an Voodoo-Zeremonien teilzunehmen? Und begeht sie wirklich unter einem hypnotischen bann Morde, um Jacks Feinde aus dem Weg zu räumen?
Die Erwin C. Dietrich-Produktion „Der Ruf der blonden Göttin“ unter der Regie von Jesús Franco ist im Grunde ein sleazigeres Remake von dessen „Die nackten Augen der Nacht.“ Nicht zum ersten Mal wandelt Franco diese Story für eine Um-Verfilmung ab, denn auch in „The Sinister Eyes of Doctor Orloff“ (Los ojos siniestros del doctor Orloff, 1973), "Die teuflischen Schwestern“ (1977) und „Night has a Thousand Desires“ (Mil sexos tiene la noche, 1983) lassen sich Elemente dieses Stoffes finden.
„Der Ruf der blonden Göttin“ mag in Bezug auf die Voodoo-Thematik bei Horrorfans ein paar falsche Erwartungen wecken, denn der Großteil des Films besteht aus Nacktszenen und simuliertem Sex. Zumindest größtenteils, denn was Karine Gambier mit der Sektflasche macht oder nicht, wird aufgrund des Kamerawinkels ihr Geheimnis bleiben. Temporeich ist der Film inszeniert, einige Szenarien finden in einem Limbo zwischen heißem Sextraum und Wirklichkeit statt. Walter Baumgartner steuert – mit einer Ausnahme (die Sexszene zwischen dem Ehepaar Hawkins) – diesmal neue Tracks bei, und insbesondere das ekstatische Stück, das stets zur Voodoo-Zeremonie erklingt, nutzt Franco wie bei einem Musikvideo. Obwohl es in der Nachbearbeitung vermutlich umgekehrt war.
Die Story ist natürlich unlogisch wie Kacke. Am Ende bekommen wir eine Erklärung für Vieles, aber sie passt einfach nicht. Denn sie erklärt nicht, was hat Jack denn überhaupt davon, sich als britischer Konsul auszugeben? Oder seine Partner? Was genau davon soll Mord und Totschlag lohnen oder die Mühe, irgendwelche Leute zu hypnotisieren? Hinzu kommt ein Dialogfitzelchen welches behauptet, Jack habe sich nur drei Tage als Konsul ausgegeben. Blödsinn. Außerdem soll der Film in Puerto Rico spielen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass so viel Aufwand nötig wäre, dort ein paar Störenfriede loszuwerden. Egal, der Film ist schön und wird mir nur durch zwei Dinge ein wenig verleidet: Ada Tauler und Karine Gambier. Erstere wird man zum Glück zum letzten Mal in einem (Franco-)Film sehen. Leider war „Der Ruf der Blonden Göttin“ der letzte Auftritt von Jack Taylor in einem Franco-Film. Er hat das mal damit begründet, dass er einen Schlussstrich unter eine bestimmte Art von Filmrollen ziehen wollte und eine ernstere Karriere anstrebte. Da allerdings kein Lottogewinn voranging, gab es dann doch kleine Rückschläge, wie etwa „Kommando Panther“ (The Panther Squad, 1984).
Nun zur Blonden Göttin. „Vicky Adams“ ist ein Mysterium, denn es handelt sich definitiv nicht um Muriel Montossé, die dieses Pseudonym später benutzte. Woher ich das heute weiß? Von meiner Frau. Wenn die männliche Perspektive und ein Blick auf die Möpse nichts bringt, dann sollte man eine Frau zurate ziehen. Die Blonde Göttin Vicky Adams hat vor allem eine völlig andere Nase als die Montossé, deren Nasenspitze diesen kleinen Stups-Gnubbel aufweist. Seltsamerweise ist meine Frau allerdings der Ansicht, dass Montossé identisch mit Nanda van Bergen aus „Frauen im Liebeslager“ (1977) sei, die den gleichen Stups-Gnubbel hat. Und wie ich dort schon schrieb, hatte Montossé auf alten Fotos tatsächlich dieselbe – recht kompliziert gemachte – blonde Lockenfrisur wie Nanda van Bergen. Ich würde Letztere zwar für älter halten, aber das kann am Make-up liegen. Die ofdb macht es sich einfach – sie benennt die Darstellerin der Inès gar nicht. Dafür benennt man an anderer Stelle Rita Moreno, was definitiv falsch ist. In einem spanischen Presseheft war mal eine Rita Morena gecredited, die aber weder dabei noch mit Rita Moreno identisch ist. Die IMDb macht es komplizierter – sie benennt für die Rolle der Inès eine Vicky Adams UND Muriel Montossé. Aber wer auch immer diese Dame sein mag, es ist mir unerklärlich, dass diese charismatische Darstellerin (nicht nur nackt, schaut sie Euch am Anfang an als sie Angela vom Schiff abholt – diese Augen!) nirgendwo mehr aufgetaucht scheint.
Gedreht wurde „Der Ruf der blonden Göttin“ im Sommer 1977 in Portugal, und selbst die Szenen, wo Jack mit seiner Frau eine Ortsstraße entlang fährt, die verdammt nach Südamerika aussieht, liegt in Portugal. Hierbei handelt es sich um eine nordafrikanische Siedlung in der Nähe von Cascais. In Cascais entstanden auch die Aufnahmen der Ankunft von Angelas Schiff, die Festung hinter den beiden ist unverkennbar, ich war vor ein paar Wochen selbst dort. Das Haus des vermeintlichen Konsuls ist eine Mischung, teils das Innere des Palacio de los Duques de Braganza in Guimarães, teils Elite-Studio in der Schweiz, woraus sich ein extremer Kontrast zwischen Alt und Modern ergibt. In Außenaufnahmen scheint man neben dem Park des genannten Palacio ebenfalls in den Parkanlagen um den Palácio de Monserrate in Sintra gedreht zu haben. Das macht Sinn, da dort ebenfalls im Sommer 1977 auch für „Frauen im Liebeslager“ gefilmt wurde.
Als Kameramann ist Andreas Demmer angegeben, da jedoch Juan Soler uncredited Director of Photography in Portugal war, dürfte sein Anteil nicht besonders hoch gewesen sein. So oder so, „Der Ruf der blonden Göttin“ ist sehr sehenswert.
Kommentare (3)
David C Finn
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Gerald Kuklinski
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Stephan Ober
Nanda van Bergen dagegen hat wohl nur in zwei von Dietrich prodzierten Filmen mitgewirkt "Frauen im Liebeslager" und "Frauen ohne Unschuld" (beide 1977). Nanda van Bergen ist anscheinend kein Pseudonym und die Dame soll Holländerin sein. Laut Dietrich hat sie sich um diese Zeit in Zürich aufgehalten, weil sie damals die Freundin eines schweizer Jazzmusikers war. Dietrich erwähnte sogar den Namen, aber ich kann mich leider nicht mehr erinnern.
Wer nur die Vicky Adams in diesem Film hier ist, habe ich auch nie rausbekommen. Wohlmöglich hat Franco sie vor Ort engagiert und sie hat wohl nur diesen einen Film gemacht. Möglich auch, dass Sandra Daenliker ihr echter Name ist, denn der Name taucht in manchen Credit-Listen zum Film auf, aber eigentlich gibt es keine weitere Frauenrolle im Film (bis auf einige tanzende "Natives", für die der Name sicher nicht passt).
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