Die teuflischen Schwestern

Schweiz, 1977

Originaltitel:

Die teuflischen Schwestern

Alternativtitel:

Deux soeurs vicieuses (FRA)

Frenesie erotiche di una ninfomane (ITA)

Aberraciones sexuales de una rubia caliente (ESP)

Sexy Sisters (USA)

Satanic Sisters

The Devilish Sisters

Deutsche Erstaufführung:

02. September 1977

Regisseur:

Jesús Franco

Inhalt

An ihrem 21. Geburtstag soll Milly von Stein (Karine Gambier) das beträchtliche Vermögen ihres Vaters erben, doch ihre Schwester Edna (Pamela Stanford) sieht das gar nicht gern. Mithilfe eines erfolglosen Schauspielers und jeder Menge Drogen, der sich als berühmter Arzt ausgibt (Jack Taylor) will sie Milly in den nymphomanischen Wahnsinn treiben. Der Plan scheint zunächst aufzugehen, denn von Lust gepeinigt, lebt Milly fortan in Ketten gehalten in der gemeinsamen Villa. Regelmäßig führt Edna ihr Liebhaber zu, und so geschieht das Unerwartete: einer der Hengste (Kurt Meinicke) verliebt sich in Milly und kommt dem bösen Spiel auf die Spur. Kann er die platinblonde Wuchtbrumme noch retten?

Review

Das Jahr 1977 begann für Jess Franco mit „Die teuflischen Schwestern“, Innenaufnahmen entstanden in der Schweiz, bei den Außenaufnahmen weiß man‘s nicht so genau. Was man uns da als Meer verkauft, könnte irgendein x-beliebiger Strand in irgend einem Teil von Europa sein, muss nicht im Süden liegen.

 

„Die teuflischem Schwestern“ läutet die Endphase in der Zusammenarbeit von Franco und Erwin C. Dietrich ein, mit allen seinen Defiziten. Die Story ist ansatzweise ein Aufguss von Francos „Die nackten Augen der Nacht“ (Les cauchemars naissent la nuit, 1970), nur ohne Stil. Ich fange aber lieber mit dem Positiven an. Nach vier Jahren Franco-Abstinenz ist Jack Taylor endlich wieder da, würde aber nach ihrem folgenden gemeinsamen Film „Der Ruf der blonden Göttin“ (1977) die Zusammenarbeit mit Franco ein für allemal an den Nagel hängen. Diese Entscheidung begründete Taylor mal in einem Interview. Er habe sich weiterentwickelt, Francos filmische Weiterentwicklung sagte ihm dagegen nicht zu. Er sah wohl eher eine Rückentwicklung, weg von Kunst und Stil zu viel mehr nackter Haut in härteren Szenarios. Als Highlight von „Die teuflischen Schwestern“ empfinde ich persönlich auch die leicht überkandidelte Darstellung von Millys Schwester Edna durch Pamela Stanford. Die kann hier wirklich punkten. Eric Falk holt wie üblich seinen Lümmel raus, da macht er nichts falsch mit.

 

Für mich ein Hauptproblem in „Die teuflischen Schwestern“ sind ein paar persönliche Abneigungen. Ich mag Karine Gambier nicht. Ausdruckslos und nicht sonderlich attraktiv wälzt sie sich durch ihre Szenen wie ein gestrandeter weißer Wal. In einem Film, wo man die Szenen, in denen die Darsteller mal nicht nackt sind, an einer Hand abzählen kann, ist das ein Problem. Doch Gambier ist nicht allen. Nichts gegen die hier (leider inzwischen kurzhaarige und ein bisschen füllig gewordene) Esther Moser oder Marianne Graf, wer auch immer das sein mag. Deutschsprachiger Name, sieht aber eher spanisch aus. Egal. Aber dieser platinblonde, muskelbepackte Gnom Mike Montana hat mir schon einige Dietrich-Filme verleidet. Millys Bewunderer Joe, gespielt von Kurt Meinicke, wäre vertretbar, hätte man ihm nicht diesen Niki Lauda-Look verpasst, zu dem sich in späteren Szenen noch die passende Jacke gesellt. Ad absurdum wird das freilich durch die Tatsache geführt, dass wir vom Anfang des Films her wissen, dass er einen VW-Käfer fährt.

 

Inhaltlich sieht es so aus: endlos sich windende Körper schubbern sich ekstatisch an simulierten Begierden.  Gewagte Wege schlägt die Story ein, wenn wir erfahren, dass Milly als Heranwachsende Zeuge von Ednas eigenen Ausschweifungen wurde und dass sie von einem von Ednas Liebhabern damals vergewaltigt wurde. Um Milly weiter in den Wahnsinn zu treiben, pickt Edna in der Gegenwart genau dieses Ferkel (der bereits erwähnte Mike Montana) wieder vom Strich auf, um Milly erneut von ihm (diesmal anal) vergewaltigen zu lassen. Genau diese Szene kostete die Anchor Bay-DVD 1,11 Minuten. Apropos Inhalt. Nachdem der Zuschauer sich 84 Minuten die Mühe gemacht hat, sich trotz vieler Ablenkung durch nackte Tatsachen die Story zu merken, stößt Franco mit den letzten zwei Minuten diesen mit einem schändlichen Finale vor den Kopf. Es geht um 12 Millionen Dollar, schwerste Misshandlung einer verwirrten jungen Frau und vier Täter. Doch keiner davon macht Anstalten, den guten Joe und die inzwischen verhältnismäßig drogenfreie Milly daran zu hindern, alle rauszuschmeißen. Den besten Moment hat hier noch Jack Taylor, der Ednas Bitten sie mitzunehmen mit einem betretenen Schweigen und einem Abgang in seinem Sportwagen begegnet.

 

Bei der Endbearbeitung treten wir nun ebenfalls in die Franco/Dietrich-Endphase. Das Dubbing ist nervig, Gambiers Gestöhne und Geschrei kann durchaus zur Ohrenfolter werden. Musikalisch gibt es nichts neues, altbekannte Walter Baumgartner-Kompositionen aus früheren Dietrich-Produktionen werden verwendet. Walter Baumgartner spielt zudem eine kleine Rolle als psychiatrische Koryphäe Prof. Sebesky, zumindest lt. Synchro. Amüsant ist hierbei, als Edna dessen Klinik verlässt, prangt draußen an der Wand das Türschild von Dr. Milton Arcos, ein übriggebliebenes Requisit als Jess Franco in „Greta – Haus ohne Männer“ einen Dr. Milton Arcos spielte.

 

„Die teuflischen Schwestern“ ist für mich kein Highlight in Francos Œuvre, eine publikumswirksame Unterhaltsamkeit kann man ihm dennoch nicht absprechen. Und recht erfolgreich war er damals wohl auch.

Veröffentlichungen

„Die teuflischen Schwestern“ erschien natürlich uncut in Ascots Jess Franco Golden Goya Collection, und da man Dietrichs noch zu Lebzeiten abgegebenes Versprechen alle Franco-Kollaborationen in bestmöglicher Qualität zu veröffentlichen ernst nehmen kann, war wohl hier einfach das Ausgangsmaterial etwas schwächer als bei den übrigen Veröffentlichungen. Als Bonusmaterial gab es hier nur ein paar Franco-Trailer und eine Bildergalerie.

Filmplakate

Links

OFDb
IMDb

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