Frauen im Liebeslager

Schweiz, 1977

Originaltitel:

Frauen im Liebeslager

Alternativtitel:

Violación entre rejas (ARG)

Camp érotique (FRA)

Camp d'amour pour mercenaires (FRA)

Mujeres en el campo de concentración del amor (ESP)

Love Camp (USA)

Die Unersättliche

Deutsche Erstaufführung:

13. Oktober 1977

Regisseur:

Jesús Franco

Inhalt

In einem ungenannten südamerikanischen Land wird eine Gruppe von Frauen von Guerillas gekidnappt und in den Dschungel verschleppt. Dort sollen sie für Widerstandskämpfer als Prostituierte dienen. Unter ihnen befindet sich Angela (Ada Tauler), welche die Geliebte des Anführers Chino (Wal Davis) wird. Doch Angela möchte zu ihrem Ehemann zurück, doch dagegen haben sowohl Chino als auch die lesbische Lagerleiterin (Nanda van Bergen) etwas einzuwenden.

Review

Von Mitte Juni bis Anfang Juli 1977 drehte Franco dieses eher unbefriedigende WIP-Drama in der Schweiz (Interieurs) und in Portugal (Außenaufnahmen in den Parkanlagen um den Palácio de Monserrate). Trotz vieler ansehnlicher Damen kommt das Geschehen in Punkto Sadismus, Sex und Gewalt nicht so richtig in Schwung. Neu in Francos Oevre sind hier lediglich die Enthauptungen (im Off) durch die sadistische Wärterin, ansonsten ist alles eher milde. Stark fand ich die Reaktionen der – ansonsten eher halbtalentierten -Darstellerinnen auf die Auspeitschung von Monica Swinn und Monika Kälin. Ansonsten wendet Franco die Kamera hier ab. Blutige Striemen gibt es nicht zu sehen. Wie gesagt, alles eher mild.

 

Apropos Kamera. In der Schweiz diente Ruedi Küttel als Kameramann, in den portugiesischen Szenen (uncredited) Juan Soler. Da der Film einen also nicht so umhaut, bleiben wir bei den Credits. Hauptdarstellerin Ada Tauler ist leider nicht sonderlich ansehnlich und wird nur noch einmal bei Franco auftauchen, im kurz danach entstandenen „Der Ruf der blonden Göttin“ (1977). In „Frauen im Liebeslager“ gibt ein Wiedersehen mit Wal Davis alias Waldemar Wohlfahrt, welcher zuletzt 1973 die Titelrollen in Francos Maciste-Adaptionen innehatte. Nun zur Rolle der Wärterin, denn hier wird es schwierig.

 

Muriel Montossé nutzte in ihren Franco-Filmen einige Pseudonyme, unter anderem Nanda van Bergen, Vicky Adams und Victoria Adams. Trotzdem gibt es Zweifel. Es gibt oberflächliche Ähnlichkeiten zwischen Nanda van Bergen aus „Frauen im Liebeslager“ und „Frauen ohne Unschuld“, Vicky Adams aus „Der Ruf der blonden Göttin“ und eben Muriel Montossé. Franco-Chronist Stephen Thrower glaubt anhand von Gesichtsknochenstrukturen und Augenfarben eben drei verschiedene Darstellerinnen ausgemacht zu haben. Die HD-Abtastungen der genannten Dietrich-Filme und „Jungfrau unter Kannibalen“ (mit Montossé) scheinen ihm recht zu geben, die Damen sehen schon recht unterschiedlich aus. Zunächst. Googelt man dann jedoch wieder nach alten Fotos von Montossé, kann man durchaus in benannten Zeiträumen auf ähnliche Frisuren und Aufmachungen stoßen. Ich würde ebenfalls sagen, dass etwa Nanda van Bergen in „Frauen im Liebeslager“ und „Frauen ohne Unschuld“ älter aussieht als Montossés damaliges Alter von 22. Andererseits ist nicht zu unterschätzen, wie Make-up das Aussehen einer Frau verändern kann, insbesondere wenn es um die rätselhafte und mit Tonnen von Make-up versehene Vicky Adams in „Der Ruf der blonden Göttin“ geht.

 

Was macht man also als heterosexueller Mann, wenn man drei Blondinen nicht mehr unterscheiden kann? Richtig, man schaut auf die Brüste. Es scheint sich tatsächlich um drei verschiedene Darstellerinnen zu handeln, doch etwas Zweifel bleibt. Denn auch das Aussehen von Brüsten in Filmen ist vielfach eine Frage von Winkel und Beleuchtung. Lange Rede, kurzer Sinn, ich weiß es nicht. Einfach mal selbst anschauen.

 

Ansonsten gibt es einen inhaltlichen Rollentausch, indem Franco Monica Swinn, die einstige Wärterin aus „Frauengefängnis“ (1976), nun zur lesbischen Insassin Maria macht, die es auf die junge Lupita (sehr ansehnlich, Esther Studer) abgesehen hat. Und dann wäre da noch die Liebesgeschichte, die Franco uns hier auftischt. Angela (Ada Tauler) wurde kurz vor ihrer Hochzeitsnacht gekidnappt, ihr Ehemann hat es nicht in die Credits geschafft. Die Beziehung zwischen Angela und Chino im Lager beruht auf gutem Sex, sie fühlt sich von ihm gleichzeitig angezogen und abgestoßen, denn nach wie vor liebt sie ihren netten und treuen Ehemann. Dieser scheut schließlich weder Mühe noch Gefahr, um seine Frau zu befreien, und es kommt zum (emotionalen) Showdown zwischen ihm und Chino. Und das ist typisch Franco: wer braucht schon Liebe, wenn man stattdessen einen guten Fick haben kann? Angela entscheidet sich gegen ihre Liebe und für den guten Fick, sie bleibt bei Chino im Foltercamp.

 

Egal. Ärgerlich an „Frauen im Liebeslager“ ist in jedem Fall die Nachbearbeitung. Nur Altbekanntes von Komponist Walter Baumgartner, die Dialoge sind ein einziges Grauen. Vielfach wird „gesprochen“ ohne entsprechende Lippenbewegungen der Darsteller, deren Texte dümmlich daherkommen. „Frauen im Liebeslager“ ist ansehbar, aber nichts davon ist für die Ewigkeit. Mit einer Ausnahme: da ist diese süße, knabenhafte Blondine, die nach der Ankunft im Camp zugleich lasziv und ungeduldig der Rede Nanda van Bergens lauscht, um dann nach vorn zu stürmen und nach einem flammenden Dialog, der die Scheinheiligkeit der Revolutionäre entlarvt, geköpft wird. Die Rolle ihres Lebens und anscheinend ihre Einzige – auch sie hat es leider nicht in die Credits geschafft.

 

Oh, und wieder, ein nerviger, mit menschlicher Stimme sprechender Papagei. Wann werden diese Viecher, deren Stimme der Jess Francos verdammt ähnlich klingt, endlich aus Filmen getilgt? Das ist nicht lustig!

 

Erschienen auf Blu-ray in der Jess Franco Golden Goya Collection von Ascot/Elite.

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