Die Nacht der reitenden Leichen

Portugal | Spanien, 1972

Originaltitel:

La noche del terror ciego

Alternativtitel:

La révolte des morts-vivants (FRA)

Le tombe dei resuscitati ciechi (ITA)

A Noite do Terror Cego (POR)

Tombs of the Blind Dead (USA)

The Blind Dead (USA)

The Night of the Blind Terror

Crypt of the Blind Dead

Night of the Blind Dead

Deutsche Erstaufführung:

29. September 1972

Kamera:

Pablo Ripoll

Inhalt

In einem Schwimmbad sieht Virginia (María Elena Arpón) ihre einstige Internatsfreundin Betty (Lone Fleming) wieder. Man beschließt, gemeinsam mit Virginias Freund Roger (César Burner alias César Benet) am folgenden Tag per Zug die Landschaft zu erkunden. Als Roger mit Betty flirtet und diese sie dann noch an ihre lesbischen Spiele erinnert, ist dies Virginia peinlich, und sie springt aus dem Zug. In der Ferne vermeinte Virginia eine Stadt gesehen zu haben, doch beim Näherkommen entpuppt sich diese als das seit Jahrhunderten verlassene Kloster Berzano. Sie will die Nacht dort verbringen, doch Punkt Mitternacht läutet eine geisterhafte Glocke. Lebende Tote erheben sich aus den Gräbern und bringen Virginia zur Strecke. Auf der Suche nach Virginia treffen Roger und Betty auf die Polizei, welche bereits die Leiche ihrer Freundin gefunden hat. Die Autopsie ergibt, dass diese an multiplen Bisswunden von mindestens 12 verschiedenen Personen verblutet ist. Roger und Betty wollen nun mehr über Berzano herausfinden und geraten an einen Geschichtsprofessor, der ihnen eine unglaubliche Geschichte erzählt. Und die scheint sich zu bewahrheiten.

Review

Ha, geschafft. Die Inhaltsangabe ist ohne das Wort Templer ausgekommen. Macht nichts, das holen wir jetzt nach. Bekanntlich geht es in „Die Nacht der Reitenden Leichen“ um Templer, die im 12. Jahrhundert mit schwarzmagischem Wissen von den Kreuzzügen im Orient zurückkehrten. Sie trinken das Blut unschuldiger Opfer, um Unsterblichkeit zu erlangen. Im 13. Jahrhundert werden – zumindest im Film – die Templer von der Kirche ausgerottet und ihre Leichen an Bäumen aufgehängt, wo Raben ihre Augen aus den Höhlen reißen. Doch die Templer leben weiter. Um Mitternacht erwachen sie in ihren Gräbern der fiktiven Burg Berzano und suchen – nun blind – nach Opfern, mit deren Blut sie ihr untotes Leben weiter verlängern.

 

Seinen Horror bezieht der Film – so Ossorio – aus dem Spiel mit Zeit und Raum. In Zeitlupe bewegen sich die untoten Templer, ein Symbol für ein Verlangsamen der Zeit, was ihren Opfern ein Entkommen unmöglich macht. Zusätzlicher Schrecken ergibt sich im finalen Film aus der Blindheit der Templer. Jedes Geräusch, dass die baldigen Opfer erzeugen, bringt die Monster auf deren Spur, selbst ein vor Angst schneller pochendes Herz.

 

Eigentlich arbeitete Regisseur Amando de Ossorio fürs Radio. Vier Wochen Urlaub im Jahr stehen ihm zu, Zeit, in denen er – nach zahlreichen Kurzfilmen und Dokus – schließlich Genrefilme dreht. Schon bei seinem ersten Langfilm „La bandera negra“ (1956) gerät er mit der spanischen Zensur in Konflikt – der Film wird vom Franco-Regime nicht zugelassen. Erst 1964 kehrt er mit dem äußerst zahmen Western „Tomb of the Pistolero“ (La tumba del pistolero, 1964) mit George Martin und Jack Taylor auf den Regiestuhl zurück. Nach ein paar Dramen drehte er 1969 „Fangs of the Living Dead“ (Malenka, 1969), einen Film, für den er lange keinen Produzenten gefunden hatte. Zu seinem Ärger wird dieser Film von der Produktion für die internationale Auswertung verändert, gekürzt und in einen echten Vampirfilm umgeschnitten. In der spanischen Fassung handelt es sich eher um einen Gothic-Giallo ohne übernatürliche Aufklärung am Ende.

 

Lange Rede, kurzer Sinn, 1972 landet Amando de Ossorio einen internationalen Erfolg mit „La noche del terror ciego“ a.k.a. „Die Nacht der Reitenden Leichen.“ Der Film ist ein Klassiker, unheimlich, bedrohlich, mit solider Kameraführung und kultiger musikalischer Untermalung von Anton Garcia Abril. „Die Nacht der Reitenden Leichen“ gehört wohl zu den Horrorfilmen, die einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben – mit all seinen Schwächen. Zu denen gehören beispielsweise eine lesbisch angehauchte Nebenstory, die fürs spanische Kino sicher gewagt war, für unsereins dagegen sehr bieder daherkommt. Die Darsteller in „Die Nacht der Reitenden Leichen“ spielen ihre Rollen angemessen, außergewöhnliche Talentausbrüche gibt es allerdings nicht zu sehen. Zu den bekannteren Gesichtern gehören natürlich Hauptdarstellerin Lone Fleming („Matalo“ a.k.a. „El hombre de Río Malo“, 1971 von Eugenio Martin) und María Silva („Death whistles the Blues“ a.k.a. „La muerte silba un blues“, 1962). In einer kleineren Rolle bekommt man Verónica Llimerá aus Mario Bavas „Hatchet for the Honeymoon“ (Il rosso segno della follia, 1970) oder Jess Francos „The Hot Nights of Linda“ (Les nuits brûlantes de Linda, 1975) zu sehen. In „Die Nacht der Reitenden Leichen“ spielt sie Bettys Kollegin Maria aus der Schaufensterpuppen-Fabrik. César Burner wiederum scheint ein Freund der Pseudonyme und ist auf IMDB unter mindestens zwei verschiedenen Namen zu finden.

 

Laut Amando de Ossorio wurde auch „Die Nacht der Reitenden Leichen“ in weniger als vier Wochen gedreht, erstaunlich, wenn man mal einen Blick auf die verschiedenen Drehorte wirft – obwohl das Meiste freilich in derselben Gegend gedreht wurde. Neben Locations in und um Lissabon und Porto wurde an verschiedenen Orten um Madrid gedreht. Die Festung bzw. Burg der Templer setzt sich aus zwei Locations zusammen: dem Kloster El Cercón und dem Kloster Santa María La Real de Valdeiglesias, beide nahe Madrid. Inspiriert wurde Ossorio zu diesem Templer-Horror wohl von zwei Quellen, zum einen Romeros „Night oft he Living Dead“, zum anderen von Gustavo Adolfo Bécquer Erzählung „Monte de las Ánimas“ (1861).

Veröffentlichungen

Die weltweit erste Blu-ray des Films von XT (die von Carol Media ist natürlich nur Verarschung) kommt in Leder/Kunststoff-Optik und beinhaltet drei Discs. Disc 1 enthält die Originalfassung in wahlweise deutscher, englischer oder spanischer Tonfassung. An Bild oder Ton habe ich nichts auszusetzen, toppt bisherige Veröffentlichungen auf DVD natürlich bei Weitem. Verkackt sind die Untertitel. Aufgrund der drei Tonspuren hat man sich wohl auf eine Untertitel-Variante geeinigt, die nur dann mit dem spanischen Originalton harmoniert, wenn die deutsche Synchro ähnlich war. Das ist sie freilich nicht immer. Auf einer zweiten Disc findet sich die deutsche Kinofassung mit deutschem oder englischem Ton. Die dritte Disc ist eine DVD, da ist sicher auch irgendwas drauf, hab‘ nicht reingeguckt. Nähere Infos – auch zum Bonusmaterial – gibt’s bei der OFDb.

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