O Túmulo do Pistoleiro (BRA)
Attento gringo... ora si spara! (ITA)
Grave of the Gunfighter
Herbert Brandon (Jack Taylor) und Jack Bogarde (Todd Martin als „Todd Martens“) waren einst die besten Freunde, eröffneten nach Beendigung ihrer wilderen Zeiten als Revolverhelden gar eine gemeinsame Unternehmung in der Stadt Pearson. Herbert als Bankier, der für die nahegelegene Goldmine das Finanzielle regelt und Jack – gemeinsam mit seinen „Schwarzen Reitern“ – organisierte und beaufsichtigte die Goldtransporte. Doch beide liebten dieselbe Frau, die Tochter des Hotelbesitzers. Als die sich für Herbert entscheidet wird sie erschossen und stirbt in Jacks Armen. Da Herbert ihn für den Mörder hält, tötet er ihn.
Nur kurze Zeit später kommt Jacks Bruder Tom Bogarde (George Martin als „Jorge Martin“) in die Stadt und will herausfinden, wie und warum sein Bruder starb. Er kann nicht glauben, dass Jack ein Mörder ist. Und er stößt auf ein weiteres Rätsel, denn laut der Inschrift auf seinem Grabkreuz starb Jack am 27. November. Doch der letzte Brief, den Tom von seinem Bruder erhielt, wurde zwei Tage später verfasst. Zudem machen immer noch Jacks Schwarze Reiter die Gegend unsicher und haben es auf Brandons Goldtransporte abgesehen.
Fangen wir mit Technikkram an, lt. IMDb wurde „La tumba del pistolero“ im Format 2,35:1 in schwarz/weiß gedreht. Das wäre sehr ungewöhnlich für einen spanischen Film jener Zeit, und deshalb scheint auch die Angabe auf spaghettiwestern.net, der Film sei ursprünglich in Farbe gewesen, glaubhafter. Als der spanische TV-Kanal D Cine Espanol den Film 2007 erstmalig im TV ausstrahlen wollte, stellte man anscheinend fest, dass die Farben so unrestaurierbar schlecht erhalten waren, dass man ihn in s/w sendete.
Wir befinden uns im November 1963, „Für eine Handvoll Dollar“ gab es noch nicht und den Namen Amando de Ossorio kannte man allenfalls aus dem Drehbuch-Bereich. Arturo Marcos wollte mit seiner neugegründeten Fénix Cooperativa Cinematográfica einen kleinen Gangsterfilm nach einem Drehbuch von Ossorio realisieren, mithilfe von Geldern italienischer Co-Produzenten. Als Letztere aufgrund schlechten Wetters (war das wörtlich oder im übertragenden, finanziellen Sinne gemeint?) ausstiegen, griff man auf das zurück, was man hatte: eine kleine Westernstadt nahe Manzanares, und mit ein paar Änderungen am Drehbuch wurde aus dem geplanten Gangsterfilm „La Tumba del Pistolero“ und Amando de Ossorios zweite Regiearbeit. Arturo Marcos konnte es sich (noch) nicht leisten, sich mit der spanischen Zensur anzulegen und so wurde dieser Western nicht einfach nur nach amerikanischem Vorbild sondern so extrem bieder angelegt, dass man sich eher in die Fünfziger zurückversetzt fühlt.
„La Tumba del Pistolero“ ist schön fotografiert, erzählt eine interessante Geschichte, und wir haben uns sicher alle schon mal gefragt, wie es denn wäre, wenn in einem Western nicht alle Meinungsverschiedenheiten mit der Knarre ausgetragen würden sondern die Protagonisten sich einfach zusammensetzten und alles in Ruhe ausdiskutierten. Letzteres ist natürlich eine Übertreibung, aber es ist schon niedlich, wenn es Tom schließlich gelingt, die Banditen zur Rückgabe des geraubten Goldes zu überreden und die finalen Kontrahenten – na gut, erst polieren sie sich die Visagen – sich schließlich vertragen und herzlich über ihre vorangegangene Feindschaft lachen. Gemeinsam. Wie es dazu kommt, ist schwer zu erklären ohne zu viel über den Fortgang der Handlung zu verraten, was ich übrigens nicht getan habe, auch wenn es danach aussieht. Sagen wir, es gibt eine weibliche Subgesellschaft im Wilden Westen, von der man nicht allzu viel sieht oder hört, die aber doch in der Lage ist, Einfluss auf die Männergesellschaft der raubeinigen Haudegen zu nehmen.
In Nebenrollen kann man bereits ein paar spätere Stammdarsteller des Euro-Westerns entdecken, etwa Aldo Sambrell als Wortführer der Minenarbeiter, Frank Brana, Tito García und Ángel Ortiz. Das markante Gesicht von Todd Martin kann man u. a. auch in Jess Francos Western „El Llanero“ (1964) oder Leopold Laholas „Duell vor Sonnenuntergang“ (1965) entdecken. Darsteller wie George Martin, Jack Taylor, Mercedes Alonso und Silvia Solar muss ich hoffentlich nicht mehr vorstellen. „La Tumba del Pistolero“ ist gut ansehbare Western-Unterhaltung mit einer Story, die zu fesseln vermag, für deren Genuss man sich aber zuvor jeden Gedanken an harte Italowestern aus dem Kopf schlagen sollte. Die musikalische Untermalung des Films kommt von Daniel White, inklusive zweier englischsprachiger Songs, und…singt der im Titelsong wirklich „take my gun and take my fuckin‘ bronco“ oder habe ich mich da verhört?